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Freitag, März 29, 2024
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    Was ist das Problem mit dem ukrainischen Botschafter Melnyk?

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    Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk erhebt das faschistische Asow-Regiment empor zu mutigen Widerstandskämpfern gegen die russische Invasion. Seine Sympathie für Faschisten ist dabei keine Überraschung und trotzdem unangenehm für die deutsche Politik. – Ein Kommentar von Paul Gerber

    Dass der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk ein Verehrer des ukrainischen Nationalisten und Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera ist, dürfte keine ernsthaften deutschen Politiker:innen überrascht haben. Immerhin legte der Botschafter schon 2015 Blumen an dessen Grab in München nieder und bezeichnete ihn als Helden.

    Ebenso wenig ist es überraschend, dass das faschistische Asow-Regiment ein wichtiger Teil der ukrainischen Armee ist. Es spricht sogar viel dafür, dass diese Einheit eine vergleichsweise hohe (durch faschistische Ideologie gespeiste) Moral hat.

    Auch die Berichte des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR), die eben diese Soldaten zahlreicher Menschenrechtsverletzungen im ukrainischen Bürgerkrieg seit 2014 beschuldigen, dürften wohl ihren Platz in den Abgeordnetenbüros und Ministerien in Berlin gefunden haben.

    Man sollte hier der deutschen Politik schlicht weder Naivität und Dummheit unterstellen, sondern sich direkt die unangenehme Wahrheit eingestehen: Die deutsche Regierung hat mit Nazis in der ukrainischen Armee genauso wenig ein Problem wie mit Nazis in der Bundeswehr.

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    Melnyks provokante Propaganda für die Erfolge des Asow-Regiments sind eben keine Überraschung, aber ein Problem; und zwar weil das Eingeständnis, dass Mariupol von einer militärischen Einheit verteidigt wird, die sich in die Tradition des Nationalsozialismus stellt, irgendwo nicht so recht zur Propaganda passen will, die Ukraine verteidige “unsere Werte” und die “europäische Demokratie”.

    Diese Heuchelei hat Botschafter Melnyk sogar selbst deutlich gemacht, in dem er auf Twitter aus dem Neuen Testament zitierte: „Warum siehst Du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in Deinem Auge bemerkst du nicht“ (Matthäus 7.3)

    Anders als der Bandera-Verteidiger Melnyk kann für jeden klar denkenden Menschen Tatsache, dass andere Staaten wie Russland oder Deutschland ja auch Faschist:innen für sich kämpfen lassen und bewaffnen, keine Rechtfertigung für die zentrale Rolle des Asow-Regiments in der ukrainischen Armee sein.

    Vielmehr stellt sich die offensichtliche Frage: Was sagt es über den Charakter dieser Kriege aus, dass es Faschist:innen sind, die diese begeistert und an vorderster Front mitführen?

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    • Paul Gerber schreibt von Anfang bei Perspektive mit. Perspektive bietet ihm die Möglichkeit, dem Propagandafeuerwerk der herrschenden Klasse in diesem Land vom Standpunkt der Arbeiter:innenklasse aus etwas entgegenzusetzen. Lebensmotto: "Ich suche nicht nach Fehlern, sondern nach Lösungen." (Henry Ford)

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