Spanische Behörden sollen Aktivist:innen der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung mit israelischer Spionagesoftware überwacht haben.
Mindestens 65 Mobiltelefone von katalanischen Aktivist:innen, Politiker:innen, Anwält:innen und deren Familien sollen laut der kanadischen Forschungsgruppe „Citizen Lab“ mithilfe der israelischen „Pegasus“-Software überwacht worden sein.
„Pegasus“ ist ein Trojaner, der unbemerkt Smartphones befallen und neben Telefonaten, SMS und E-Mails auch verschlüsselte Chats überwachen kann. Selbst Kamera und Mikrofon des Geräts lassen sich aus der Ferne einschalten. Entwickelt wurde die Spyware von der Firma NSO Group, die angibt, das Spähprogramm nur an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste zu verkaufen. Auf Computern fand sich daneben die ebenfalls israelische Spionagesoftware „Candiru“.
Die Überwachung soll zwischen den Jahren 2017 und 2020 stattgefunden haben. Unter anderem waren wohl der aktuelle katalanische Regionalpräsident sowie seine drei Vorgänger betroffen. Citizen Lab schreibt auch von Angriffen „im Vorfeld und im Anschluss“ des Referendums 2017 über die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien.
Angenommen wird, dass bisher noch nicht das gesamte Ausmaß der Spionage bekannt ist. Mehr Smartphones und Computer müssten auf Spuren der Software untersucht werden.
Der amtierende katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès drohte in Folge der Spionage damit, die institutionellen Beziehungen zur spanischen Zentralregierung abzubrechen, so lange es keine Aufklärung gäbe. Die Regierung in Madrid weist bisher alle Vorwürfe zurück.