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Mittwoch, April 24, 2024
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    Drei Jahre keine Gerechtigkeit – erneut Demo gegen Polizeimord in Essen-Altendorf

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    Vor fast drei Jahren – am 18. Juni 2019 – tötete ein Essener den deutsch-algerischen Landschaftsgärtner Adel B. mit einem Schuss durch eine geschlossene Tür. Zum dritten Mal in Folge gibt es nun eine Demonstration rund um seinen Todestag.

    Adel B. war psychisch krank, brauchte Hilfe. Diese wurde ihm verwehrt, er sei weder eine Gefahr für sich selbst noch andere gewesen. Letzteres bestätigen sein Umfeld und seine Familie, ersteres wird mit Blick auf die schlechte psychische Versorgung in Deutschland als vorgeschobenes Argument kritisiert. Anstatt von Unterstützung bekam er vom deutschen Staat eine Polizeikugel durch eine geschlossene Tür.

    Die Polizei behauptete im Nachgang der Tat, dass Adel B. mit einem Messer auf sie zugestürmt sei. Ein Nachbar filmte die Tat und wurde von der Polizei gezwungen, das Video zu löschen. Über eine Cloud konnte es jedoch gerettet werden und beweist, dass die Polizei gelogen hat.

    Ein weiterer Anwohner, der als Sanitäter arbeitet, wurde von der Polizei daran gehindert, B. zu versorgen. Trotz dieser und weiterer Umstände spricht ein Gericht die Täter frei, sie können bis heute ihren Dienst fortführen.

    Adels Familie und Aktivist:innen verschiedener politischer Gruppen aus Essen-Altendorf finden klare Worte für den Fall: Unter dem Motto „Adel B. – das war Mord!“ finden kontinuierlich Proteste im Stadtteil statt. Jedes Jahr zum Todestag gibt es Demonstrationen und Kundgebungen, auch im ersten Pandemie-Jahr 2020.

    Dabei haben es die Aktivist:innen nicht immer leicht: Neben Gegenkampagnen von Polizei, städtischer Politik und der AfD kommt es auch immer wieder zu Polizeigewalt gegen Protestierende. So gab es im letzten Jahr nach der Auflösung der Demo jagdähnliche Szenen im Stadtteil, bei denen die Polizei den Demonstrierenden teilweise mit Kampfhunden nachsetzte.

    Demonstration in Essen fordert Aufklärung von Polizeimord – Polizei greift an

    Neben der Gewalt auf der Straße wird auch versucht, die kritische Öffentlichkeit juristisch einzuschüchtern. Es wurde probiert, schon die einfache Betitelung des Falls als Mord zu kriminalisieren, es gab Ermittlungen durch den Staatsschutz wegen Plakaten mit dem Aufruf zur Demo, Gerichtsprozesse wegen angeblich kritischer Reden und zuletzt den vorläufigen Höhepunkt mit einer Öffentlichkeitsfahndung gegen einen Demonstrationsteilnehmer.

    Das diese Einschüchterungstaktik nicht aufzugehen scheint, zeigt der erneute Protest dieses Jahr. Die „Föderation klassenkämpferischer Organisationen“ ruft zu einer Demonstration am 17.06. um 18:30 auf dem Ehrenzeller Platz in Essen-Altendorf auf.

    In einem Flugblatt heißt es: „Vor fast drei Jahren wurde der migrantische Arbeiter Adel B. von der Polizei in Essen-Altendorf feige durch eine geschlossene Tür erschossen. (…) Wir wissen: Das war rassistische Polizeigewalt!“
    Auf den sozialen Medien lassen sich zudem Berichte über weitere, in den letzten Tagen stattgefundene kleinere Protest- und Mobilisierungsaktionen finden.

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