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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Erfolgreiche Aktionstage bei „Rheinmetall entwaffnen“

Vom 30. August bis zum heutigen 4. September fanden in Kassel Aktionstage unter dem Motto „Rheinmetall Entwaffnen“ statt. Die Organisator:innen der Aktionstage hatten hierfür ein antimilitaristisches Camp in der Goetheanlage in Kassel organisiert.

Weder von anfänglichen Schikanen der Stadt, die den Aufbau des Camps verzögerten, noch von der Polizeigewalt, die im Verlauf der Aktionstage verübt wurde, ließen sich die angereisten Aktivist:innen  aufhalten und blicken auf fünf erfolgreiche Aktionstage zurück.

Beteiligt hatten sich hieran unter anderem die Interventionistische Linke, Ende Gelände, Defend Rojava, die Antifaschistische Linke International aus Göttingen, Perspektive Kommunismus sowie andere Akteure der Friedensbewegung.

Kassel war schon zu Zeiten des Faschismus einer der wichtigsten Standorte deutscher Rüstungsindustrie und wurde gerade deshalb im 2. Weltkrieg stark zerstört. Nach Ende des Krieges nahm die Stadt erneut die alte Rolle ein.

Blockade einer Rüstungsschmiede am Freitag, Demonstration am Samstag

Der Fokus der Aktionstage lag zweifellos auf dem Freitag und dem Samstag.
Am Freitagmorgen fand dabei die erfolgreiche Blockade eines Produktionsstandorts des Waffenproduzenten Kraus-Maffei Wegmann statt. In Kassel wird von diesem Unternehmen der Kampfpanzer „Leopard“ hergestellt und in die Welt exportiert.

Hierfür waren die Aktivist:innen mitten in der Nacht aufgestanden, um sich vom Camp auf den Weg zu den beiden Eingängen der Rüstungsfabrik zu machen. Bereits um diese Uhrzeit befanden sich Polizeihubschrauber in der Luft.

Morgens noch vor 5 Uhr, waren dann die beiden Eingänge mit Sitzblockaden blockiert. Wenig später gab das Unternehmen bekannt, die Produktion an diesem Tag auszusetzen.
Die Polizei ging dennoch gewaltsam gegen die Blockaden vor und setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Die Demo-Santitäter:innen, die die Aktionen begleitet hatten, sprachen anschließend von 87 Verletzten.

Im Anschluss an die erfolgreiche Aktion startete bereits gegen 8 Uhr morgens eine Spontan-Demonstration der beiden Blockadepunkte zurück zum Camp.
Im späteren Verlauf des Tages fand noch eine Kundgebung vor einem zentralen Produktionsstandort von Rheinmetall statt. Auch dort organisierten Aktivist:innen ein sogenanntes „Die-in“, eine Aktionsform, bei der sich die Aktivist:innen symbolisch für die unzähligen Toten, welche die Waffen des Konzerns auf dem Gewissen haben, auf den Boden legen.

Auch dem Karrierezentrum der Bundeswehr statteten Aktivist:innen einen Besuch ab und markierten es als Ort, von dem aus die Militarisierung in Deutschland vorangetrieben werde.
Abends zog noch eine wütende Spontan-Demonstration durch Kassel, nachdem bekannt geworden war, dass der trans Mann Malte infolge eines LGBTI-feindlichen Angriffes verstorben war.

Malte C. stirbt nach transfeindlichem Angriff in Münster

Am Samstag stand eine Groß-Demonstration im Zentrum des Programms. Mit 700 bis 1.000 Personen zog ein kraftvoller antimilitaristischer Protestzug durch Kassel.

Auf der Demonstration wurden zahllose Fahnen der YPG und YPJ, den Volks- bzw. Frauenverteidigungskräften in Rojava, mitgeführt. Diese verteidigen Nordsyrien momentan unter anderem gegen die Invasionstruppen der Türkei, die wiederum unter anderem mit Waffen aus deutschen Rüstungsschmieden ausgestattet sind.

Die Polizei griff die Demonstration an einer Stelle an und nahm hierfür den Einsatz von Pyrotechnik als Vorwand.

Aktionstage in Kassel

Auch an den vorhergegangen Aktionstagen von Dienstag bis Donnerstag war es bereits zu zahlreichen kleineren Aktionen in Kassel gekommen.

Am Mittwoch, dem 31. August waren die Aktivist:innen wieder früh aufgestanden, um mit Flyer-Aktionen die Beschäftigten an den lokalen Standorten von Kraus-Maffei Wegmann, Mercedes Benz und Rheinmetall zu erreichen. Ihrem Bericht zufolge waren die Reaktionen der Belegschaft dabei überwiegend freundlich und positiv.

Am 1. September, dem traditionellen Antikriegstag, wurde dann unter anderem ein Denkmal umfunktioniert, indem die Lebensläufe zahlreicher Deserteure aus Kassel vorgestellt wurden. Auch hängten Aktivist:innen eine Gedenktafel für Deserteure und andere Kriegsgegner:innen wieder am Kasseler Rathaus auf – dort hatte sie bereits vor 40 Jahren mit ähnlichem Text kurzzeitig gehangen, wurde dann aber von der Stadt entfernt.

Am gleichen Tag wurde außerdem ein weiteres symbolisches Die-in vor einer Filiale der Deutschen Bank organisiert, und es gab bereits eine kleinere Demonstration mit etwa 150 Teilnehmer:innen zum zentralen Obelisken in Kassel.

Weitere Aktionen am Wochenende

Auch in anderen Städten fanden am Wochenende Aktionen im Kontext des Antikriegstags vom 3. September statt.

In Leipzig organisierte der Kommunistische Aufbau einen kleine Kundgebung mit starkem kommunistischen Ausdruck auf der Sachsenbrücke. Unter anderem die Kommunistischen Frauen hielten dort eine kämpferische Rede.

Auf einem Transparent war der Schriftzug „Kein Krieg zwischen den Völkern! Kein Frieden zwischen den Klassen!“ zu lesen. Die Kundgebung stieß auf viel Zustimmung und Interesse bei den vorrübergehenden Passant:innen.

Auch in Berlin gingen am Samstag zahlreiche Menschen gegen die imperialistischen Kriege auf die Straße. Die Organisator:innen von der Gruppe Young Struggle und dem Internationalistischen Bündnis Nordberlin konnten rund 100 Teilnehmende mobilisieren.

Auffällig war vor allem die geschlossen gezeigte Solidarität mit den nationalen revolutionären Befreiungskämpfen in Palästina und Kurdistan. Immer wieder wurde die Verbindung zwischen der Mittäterschaft des deutschen Imperialismus beim Niederhalten dieser Befreiungskämpfe und der deutschen unterdrückerischen Politik gegen die eigene Arbeiterschaft aufgezeigt und erklärt.

Eine Aktivistin der Gruppe Young Struggle zeigte sich zum Abschluss der Demonstration zufrieden: „Es waren heute viele Leute da und wir haben alle zusammen ein starkes Zeichen gegen den Imperialismus und gegen den Faschismus in Deutschland gesetzt. Vor allem wichtig ist uns, dass wir uns hier im Stadtteil Wedding, wo wir immer wieder auch von Bozkurt-Faschisten angegriffen werden, lautstark zur Wehr setzen und unsere Demonstration zum Erfolg führen“.

Bild: Eigenes Foto
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