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Samstag, April 27, 2024
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    Immobilienblase in China geplatzt – Konkurrenz zwischen Deutschland und China spitzt sich zu

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    In China ist ein weiterer Immobilienkonzern pleite gegangen. Zwar ist nicht davon auszugehen, dass bald eine großflächige Finanzkrise hereinbricht. Doch die Folgen der langsamer wachsenden Wirtschaft Chinas machen sich auch in Deutschland bemerkbar. Um unabhängiger vom imperialistischen Konkurrenten zu werden, treibt die EU schon sei längerem die Entflechtung der Wirtschaft voran.

    In China ist nach dem Immobilienkonzern Evergrande auch das Unternehmen Country Garden zahlungsunfähig geworden. Die beiden Konzerne sind hauptsächlich in China aktiv, haben aber auch Geschäftsbeziehungen in und mit anderen Ländern. Dort können sie nun ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Insgesamt liegt Evergrande unter einem Schuldenberg von gigantischen 300 Milliarden Euro, 32 Milliarden davon gehören ausländischen Investoren.

    Das Platzen der Immobilienblase kommt nicht zufällig: Chinas Wirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten rasant gewachsen, seit 2010 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um ganze 11 Billionen Euro auf 16,6 Billionen Euro im Jahr 2022. Die Immobilienbranche macht einen besonders großen Anteil von etwa 30% daran aus. Da diese Entwicklung mit dem üblichen Problem einher geht, profitable Absatzmärkte zu finden, ist das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik China in der letzten Zeit wieder ins Stocken geraten.

    Die kapitalistische Überproduktion der letzten Jahre hat unter anderem dazu geführt, dass es einen riesigen Wohnungsleerstand gibt. Der Ökonom Edgar Walk vom Frankfurter Bankhaus Metzler schätzt den Leerstand auf 50 bis 60 Millionen, die China Household Finance Survey sprach 2017 sogar von 65 Millionen leerstehenden Wohnungen. So sind in China ganze Geisterstädte entstanden, die praktisch unbewohnt sind.

    Verschärfte Konkurrenz zwischen China und Deutschland

    Die Krise in der Immobilienbranche ist mittlerweile zwar auch auf die sogenannten Schattenbanken, wie z.B. den Treuhandfond Zhongrong übergeschwappt. Dass es durch die Immobilienpleiten zu einer Finanzkrise kommt, die sich auf alle Bereiche der chinesischen Wirtschaft ausbreitet, hält der Chefökonom des Mercator Institute for China Studies Max Zenglein aber für unwahrscheinlich.

    Das langsamere Wachstum in China wird sich trotzdem auch für die deutsche Wirtschaft bemerkbar machen. Einerseits ist das für deutsche Konzerne ein Problem, da sich durch die nicht mehr so schnell wachsende Wirtschaft die Nachfrage an deutschen Produkten verringert. Das Volumen des Warenexports von Deutschland nach China betrug im vergangenen Jahr immerhin noch 107 Milliarden Euro. Das ist inflationsbereinigt zwar leicht rückläufig im Vergleich zu 2021, stellt aber weiterhin etwa 3% des deutschen BIPs und somit eine wichtige Einnahmequelle dar.

    Andererseits versucht China unter anderem, auch den eigenen Warenexport zu erhöhen, was zu einer stärkeren Konkurrenz sowohl mit den USA als auch mit exportstarken Ländern wie Deutschland führt. Der deutsche Ökonom Edgar Walk sieht das als doppelte Gefahr für deutsche Unternehmen.

    Entflechtung der globalen Wirtschaft

    Die aktuelle Strategie der deutschen Wirtschaft besteht darin, langfristig die Entflechtung der eigenen Produktionsketten voranzutreiben. So hat die EU mit ihrem „Chips Act“ ein Programm aufgelegt, um die Ansiedlung von Halbleiter-Werken in Europa zu fördern. In Deutschland wurden dieses Jahr unter anderem Chip-Fabriken von Intel und dem taiwanesischen Chiphersteller TSMC genehmigt.

    Alleine im Jahr 2024 soll die Halbleiterproduktion durch den “Klima- und Transformationsfonds” mit 12,2 Milliarden Euro subventioniert werden. China antwortete auf die Vorstöße der EU mit strengeren Exportkontrollen bei genau den Rohstoffen, die für die Halbleiter-Produktion benötigt werden.

    China, EU, USA: Handelskrieg geht in die nächste Runde

    Durch die “Economic Security Strategy” versucht die EU darüber hinaus sicherzustellen, dass auch keine militärisch verwendbaren Technologien und Güter nach China geliefert werden. Denn das Säbelrasseln zwischen den USA und China um den Inselstaat Taiwan könnte in den kommenden Jahren in einen neuen imperialistischen Krieg münden, der letztendlich auf die wirtschaftliche Konkurrenz zwischen den verschiedenen kapitalistischen Ländern zurückzuführen ist.

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