Am Donnerstagnachmittag wurde erneut ein Mann mit psychischen Problemen bei einem Polizeieinsatz in Duisburg erschossen. Der Mann soll mit einem Messer bewaffnet gewesen sein und eigentlich von Sanitäter:innen in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen werden. Diese hatten sich dabei Hilfe von der Polizei erhofft.
Am Donnerstagnachmittag kam es in Duisburg-Neuenkamp zu einem Polizeieinsatz. Nach Angaben der Polizei riefen Sanitäter:innen der Feuerwehr Duisburg die Polizei, um die Überführung eines Mannes in eine psychiatrische Klinik zu unterstützen. Gegen 14:15 traf deshalb eine Streifenwagenbesatzung in dem Mehrfamilienhaus an der Klever Straße in Duisburg ein.
Laut Angaben der Polizei sei sie dem mit einem Messer bewaffneten 56-jährigen Mann im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses begegnet. Nach Polizeiangaben soll dieser sie dann mit einem Messer angegriffen haben, woraufhin die Beamte:innen ein Elektroschockgerät eingesetzt haben sollen. Die Polizei berichtet, dass der Mann dadurch jedoch nicht gestoppt werden konnte, und bezeichnen den Schuss als Reaktion darauf. Der Mann wurde durch den Schuss tödlich verletzt. Noch ist unklar, wie viele Schüsse abgegeben wurden. Die Polizeiangaben können bisher nicht unabhängig überprüft werden.
Eine Nachbarin hingegen schildert gegenüber dem WDR: „Wir haben gehört, dass laut gerufen wurde: Polizei! Machen Sie die Tür auf! Einige Sekunden später sind halt auch direkt Schüsse gefallen.“ Die Aussage der Nachbarin steht damit im Widerspruch zum Bericht der Polizist:innen, die angaben, dem Mann erst im Treppenhaus begegnet zu sein.
Am Donnerstagabend dann berichtete der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss des Landtags in Düsseldorf über den Einsatz. Die Ermittlungen werden dabei nicht von der Polizei Duisburg durchgeführt, sondern von der Polizei Düsseldorf übernommen. Bei Todesfällen ist dieses Verfahren üblich. Durch die Staatsanwaltschaft Duisburg wurde außerdem die Einrichtung einer Mordkommission angeordnet.
Der Fall ist bei weitem nicht der erste seiner Art. Erst im August 2022 wurde ein junger Mann bei einer Zwangsräumung in Köln von der Polizei erschossen, er soll ebenfalls mit einem Messer bewaffnet gewesen sein. Ein Muster scheint sich bei psychisch kranken Menschen zu ergeben, die überdurchschnittlich oft Opfer von Polizeimorden werden. Im Ruhrpott und Umgebung fällt darunter unter anderem der 2019 in Essen erschossene Adel B. und ein 35 Jahre alter Mann, der 2020 in Wuppertal in seiner Wohnung erschossen wurde. Erst kürzlich hatte eine Demonstration in Dortmund an den 2022 erschossenen Jugendlichen Mouhamed Lamine Dramé erinnert.