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Samstag, April 27, 2024
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    Steigende Materialkosten, drohende Kurzarbeit und soziale Prekarität – Wie der kapitalistische Normalzustand den Wohnungsbau bedroht

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    In der gesamten BRD ist trotz umfangreicher Versprechungen der Ampel-Koalition eine anhaltende Knappheit des sozialen Wohnraums zu beobachten. Viele der bestehenden Wohnungen sind zu klein, stark sanierungsbedürftig oder zwingen die Bewohner:innen in die prekärsten Lebensverhältnisse. – Ein Gastkommentar zu den Auswirkungen der Inflation auf den Wohnungsbau.

    Vor dem Regierungsantritt hat die Ampel-Koalition zum sozialen Wohnungsbau Großes verkündet: 100.000 neue Sozialwohnungen sollen jedes Jahr geschaffen werden. Eine Zahl, die beinahe lächerlich erscheint. Schließlich sinkt die Menge an sozialem Wohnraum in Deutschland kontinuierlich, die Mieten und Nebenkosten für bestehende Wohnungen steigen, während Familien nicht selten gezwungen sind, auf engstem Raum mit wenig Mitteln zusammen zu wohnen.

    Auftragsmangel der Baufirmen trotz ungenügendem Wohnraum

    Bereits im Juli veröffentlichte Konjunkturumfragen des “Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung” (RWI ) zeigen, wie schlecht es um den (sozialen) Wohnungsbau steht: Nachdem im Juni 34,5% der Bauunternehmen einen Mangel an Aufträgen beklagten, waren es im Juli bereits über 40% – beinahe viermal so viele wie im Vorjahr.

    Dieser Trend ist keineswegs neu: Bereits seit dem Frühjahr 2022 belasten die durch die verschiedenen Verwerfungen in der Weltwirtschaft gestiegenem Material- und Lieferkosten die gesamte Bauindustrie, eine Welle an Auftragsstornierungen brach los. Diese Entwicklungen haben sich seither nochmals stark verschlechtert.

    Bereits 10,5% der Baufirmen gaben in den Umfragen an, Finanzierungsschwierigkeiten zu haben. Für viele Arbeiter:innen droht Kurzarbeit, ein noch vor wenigen Monaten bestehendes „Auftragspolster“ scheint aufgebraucht. Außerdem wurde die Situation durch das Ende der Nullzinspolitik der EZB verschlimmert, da nun auch Kredite für den Hausbau teurer wurden.

    Immobilienlobby abwählen?!

    Bezahlbarer Wohnraum statt Spekulationen und Profite

    Die Antworten der Politik auf diese Entwicklungen sind – wie zu erwarten – ungenügend und setzen an den falschen Punkten an, um langfristig genügend bezahlbaren Wohnraum für wirklich alle zu gewährleisten. Die bereits von der Ampel geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten soll jetzt erneut überarbeitet werden, nachdem steuerliche Entlastungen für mögliche Auftragspartner bereits zur Diskussion standen. Das wird jedoch vor allem die großen Bauunternehmen entlasten.

    Der Wohnungsbau steckt also  in einer Krise, doch das tut er nicht erst seit dem Beginn der Preissteigerungen während der Corona-Pandemie oder dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Die zahlreichen Probleme des Wohnungsmarkts sind grundlegende Probleme, die sich nicht einfach durch die Parlamentsparteien weg regieren lassen.

    Die wirtschaftliche Entwicklung der Baubranche ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass erneut eine kapitalistische Wirtschaftskrise beginnt. Dabei fehlt es eigentlich überall an bezahlbarem Wohnraum – der aber aktuell nicht profitabel gebaut werden kann. Allein das zeigt die Absurdität dieses Systems auf, das nicht in unserem Interesse geschmiedet ist.

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