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Montag, April 29, 2024
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    Wirtschaftskrise: Industrieproduktion geht weiter zurück

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    Die kapitalistische Wirtschaft in Deutschland befindet sich nach wie vor in einer Krise. Das Wirtschaftsministerium meldet zurückgehende Produktionszahlen für alle wichtigen Industriebereiche. Grund sei vor allem eine schwache Nachfrage aus dem Ausland. Noch immer liegt die Industrieproduktion unter dem Vorkrisenniveau von November 2017.

    Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt mau. Nach einem aktuellen Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums ist die Industrieproduktion im September gegenüber dem Vormonat wieder zurückgegangen (-1,8 %). Dies betrifft mit der Produktion chemischer Erzeugnisse (-1,1%), dem Maschinenbau (-1,6%) und der KFZ-Teile-Herstellung (-9,4%) alle Kernbereiche der deutschen Industrie.

    Zwar enthalten die monatlichen Vergleichszahlen immer gewisse Schwankungen — was unter anderem auf Großaufträge und eine unterschiedliche saisonale Auslastung der Betriebe zurückzuführen ist. Mit dem Minus in der Industrieproduktion setzt sich jedoch der Gesamttrend des Jahres 2023 fort. Das Wirtschaftsministerium kommt zu der Einschätzung, dass sich die Industriekonjunktur in Deutschland auch im dritten Quartal 2023 noch nicht von ihrer Schwäche erholt habe. Gegen eine Belebung sprächen zu diesem Zeitpunkt zudem ein sich weiter verdunkelndes Geschäftsklima und eine schwache Weltkonjunktur: „Angesichts der stark eingetrübten Geschäfts- und Export­erwartungen der Unternehmen sowie der insgesamt schwachen Entwicklung der Auftragseingänge ist eine spürbare Erholung der Industrieproduktion noch nicht absehbar.“

    Das Ministerium sieht momentan zwei gegenläufige Trends in der wirtschaftlichen Entwicklung: Infolge der Mindestlohnerhöhung, höherer Tarifabschlüsse und der steuerfreien Inflationsausgleichsprämien stabilisiere sich einerseits der private Konsum in Inland. Demgegenüber habe die Nachfrage aus dem Ausland deutlich nachgelassen, was sich im zweiten Quartal in einem „spürbaren Rückgang“ der Exporte gezeigt habe. Dazu habe insbesondere der wirtschaftliche Einbruch in China beigetragen.

    Auch die Inflation hält weiter an. Im August ist die Teuerungsrate zwar auf 6,1% gesunken (Juli: 6,2%), liegt damit aber weiter in einem jahrzehntelang nicht gekannten Bereich. Zudem haben sich die Nahrungsmittel im August erneut um 9% verteuert (Juli: 11%). Die Inflationsprämien für Arbeiter:innen scheinen den Effekt dieser Teuerung zwar vorübergehend zu mildern. Langfristig ist jedoch mit deutlichen Auswirkungen der Teuerungen auf den privaten Konsum zu rechnen.

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    Der Arbeitsmarkt bleibt laut Wirtschaftsministerium zwar weitgehend stabil — bekanntlich herrscht in zahlreichen Berufszweigen weiterhin ein Arbeitskräftemangel. Mit einer saisonbereinigten Steigerung der Arbeitslosigkeit um 18.000 Personen im August zeichnet sich die Krise jedoch auch hier ab.

    Mit einer „spürbaren konjunkturellen Belebung“ rechnet das Ministerium frühestens zum Jahreswechsel 2023/24.

    Der deutsche Kapitalismus ist damit nach der letzten Überproduktionskrise 2018/19 und den schweren wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, welche die Erholungsphase abgewürgt haben, direkt in die nächste zyklische Krise geschlittert. Dies wird besonders deutlich, wenn man die Entwicklung der deutschen Industrieproduktion über mehrere Jahre betrachtet: Noch heute liegt sie nämlich weit unter dem Vorkrisenniveau  von November 2017.

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