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Dienstag, April 30, 2024
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    Neue geopolitische Ausrichtung: Deutschland schließt Goethe-Institute

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    Das Goethe-Institut schließt neun Institute. Vor allem Institute in Großstädten anderer imperialistischer Länder sind betroffen. Aus dem Auswärtigen Amt heißt es, man wolle Fixkosten senken. Während die einen die Bedeutung der Institute für die Bindung ausländischer Fachkräfte an Deutschland betonen, verweisen andere auf die geopolitischen Notwendigkeiten einer neuen deutschen Außenpolitik.

    Das sogenannte “Goethe-Institut” existiert seit über 70 Jahren und ist als das Kulturressort deutscher Außenpolitik an das Auswärtige Amt angegliedert. Es erfüllt damit eine ergänzende Rolle zu den Unternehmungen des Auswärtigen Amtes. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit.

    Darunter fällt vor allem die Sprachausbildung potenzieller Fachkräfte im Ausland zusammen mit der Werbung für Deutschland als Demokratie- und Kulturhochburg. Auch politisch kontroverse Themen, die nicht direkt vom Auswärtigen Amt kommen sollen, werden durch das Goethe-Institut in Form von Ausstellungen oder freien künstlerischen Interpretationen subtil in bestimmten Ländern platziert.

    Von den bisher weltweit 158 Goethe-Instituten sollen nun die Standorte in Bordeaux, Lille, Curitiba (Brasilien), Genua, Osaka, Rotterdam, Triest, Turin und Washington geschlossen werden. Hinzu kommt das Verbindungsbüro in Straßburg. Damit sind vor allem westliche Standorte betroffen.

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    Gespaltene Lager  

    Schon 2022 gab es Streit ums Geld: Da sollten dem Goethe-Institut 15 Millionen Euro gestrichen werden. Das konnte im vergangenen Jahr gerade noch verhindert werden. Doch nun haben die zuständige Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) und die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) Klartext gesprochen: Das Goethe-Institut wird reformiert, es bekommt eine neue Rolle. Die Kulturstaatsministerin Roth versichert jedoch, dass sowohl sie als auch ihre Parteikollegin Baerbock, „überhaupt nicht glücklich“ über die Entscheidung seien.

    Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktionen im Bundestag, Jürgen Hardt, meint hingegen, dass es seit vielen Jahren diverse Außenstellen beim Goethe-Institut gäbe, bei denen man sich fragen könne, ob die noch im Sinne der deutschen Außenpolitik seien. Er findet es nachvollziehbar, dass Institute wie in Rotterdam geschlossen werden sollen. Goethe-Institute müsse man durchaus nach der aktuellen geopolitischen Lage ausrichten.

    Da hilft es auch nicht, wenn der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert, auf die große Bedeutung der Institute gerade in Hinblick auf den Fachkräftemangel in Deutschland verweist. Ebert meint, gerade deswegen müssten „wir eigentlich unsere Aktivitäten verstärken, um die Fachkräfte auf Deutschland vorzubereiten”. Doch die Prioritätenlage sieht anders aus.

    Zeitenwende auch für das Goethe-Institut

    Das Auswärtige Amt zieht nun im Zuge der Reform weg von den repräsentativen Instituten in westlichen Großstädten hin zu angespannteren Regionen und setzt neue Schwerpunkte. So soll neben Warschau und Krakau eine weiterer Standort in Polen entstehen. Zu den Orten in Osteuropa, in denen Deutschland künftig eine höhere Präsenz schaffen möchte, zählen auch der Kaukasus, wo der Konflikt um Bergkarabach seine Spuren hinterlässt, sowie Moldau, das Nebenschauplatz des Kriegs in der Ukraine ist.

    Zusätzlich seien der Südpazifik interessant, aber auch Regionen wie der Mittlere Westen der USA, der sich immer weniger für Europa interessiere. Überall dort sollen deutsche Kulturanker entstehen und die Menschen vor Ort auf Deutschland vorbereiten bzw. Deutschland näher bringen. Bis auf den Mittleren Westen sind dies alles Orte, die direkt mit Deutschlands Beteiligung an Kriegen in Verbindungen stehen.

    Die Berliner Zeitung titelt ihren Artikel zur Schließung der Goethe-Institute schon mit der Teilüberschrift „Waffen statt Kultur” und tatsächlich wirkt es so, als ob sich die Zeiten auch für das Goethe-Institut in Richtung Kriegsvorbereitung wendeten.

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