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Sonntag, April 28, 2024
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    Polizei erschießt 49-Jährigen in Mannheimer Wohnsiedlung

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    Ein Familienvater in einer psychischen Krise ist von der Mannheimer Polizei auf offener Straße erschossen worden. Von verschiedenen Seiten wird ein Übermaß an Gewalt kritisiert.

    Am Samstag wurde ein türkischstämmiger Mann im Mannheimer Stadtteil Schönau mit vier Schüssen von der Polizei getötet. Kurz davor habe er nach Angaben der Polizei selbst den Notruf gewählt und berichtet, er hätte eine Straftat begannen. Bisher offenbarte die Polizei nicht, um welche Straftat es sich konkret gehandelt haben soll.

    Kurz darauf traf die Polizei in der Wohnsiedlung in der Johann-Schütte-Straße am Wohnort des Erschossenen ein. Er stand mit freiem Oberkörper und einem Messer in der Hand auf der Straße. Laut Zeugenaussagen soll währenddessen seine Mutter oder seine Frau auf ihn eingeredet haben, er solle das Messer weglegen. Nachdem auch die Polizei ihn mehrfach dazu aufforderte, erschoss sie ihn mit vier Schüssen.

    Im Internet sind verschiedene Aufnahmen von Anwohner:innen zu sehen, auf den erkennbar ist, dass der 49-Jährige sich schon nach dem ersten Schuss in den Oberkörper vor Schmerz krümmt und im Begriff ist umzufallen. Kurz nach dem Aufprall auf dem Boden sieht man mehrere Polizist:innen auf den blutenden Körper zustürmen, scheinbar um ihn in Bauchlage zu fesseln. Der Mann starb kurze Zeit später im Krankenhaus an den Schussverletzungen.

    Polizeigewalt in Berlin, Mannheim, Dortmund: Wenn Polizei und Staat ihr wahres Gesicht zeigen

    Aus Neutralitätsgründen werde nun das Landeskriminalamt die Ermittlungen in diesem Fall übernehmen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung des LKAs Baden-Württemberg, des Polizeipräsidiums Mannheim und der Staatsanwaltschaft Mannheim wird der Vorfall allein aus Sicht der Polizist:innen geschildert.

    Unverständnis und Wut über die Polizei

    In einem Interview mit dem SWR äußerte sich auch die Tochter des Getöteten. Sie sei eins von drei Kindern, und die gesamte Familie sei schockiert und in tiefster Trauer. Im Gespräch erzählte sie, dass es einen ähnlichen Vorfall schon einmal gegeben habe. Der Polizei hätte bewusst sein müssen, dass ihr Vater psychisch krank war und sich in einer Ausnahmesituation befand, sagt die junge Frau. Ihr Vater habe niemandem etwas angetan und sie könne nicht begreifen, warum er erschossen werden musste.

    Eine Anwohnerin, die den gesamten Ablauf beobachtet hatte, war sprachlos wegen der aus ihrer Sicht übermäßigen Gewalt: „Drei Polizisten in Schießposition, vier Schüsse? Hallo? Das ist Schießen zum Töten, statt auf Beine zu schießen“.

    Bereits im Mai 2022 war in Mannheim ein psychisch kranker Mann nach einem Polizeieinsatz gestorben. Ähnlich wie bei diesem aktuellen Fall bestand damals vor allem die Gefahr der Selbstverletzung. Bei der gewaltsamen Festnahme durch die Polizei wurde dem 47-Jährigen unter anderem gegen den Kopf geschlagen. Kurze Zeit darauf kollabierte er und starb im Krankenhaus. Die gewaltsame Festnahme wurde gefilmt und erreichte viele Menschen über das Internet. Es kam zu zahlreichen Protesten gegen die Polizeigewalt.

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