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Samstag, April 27, 2024
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    Frauen kämpfen international – der 8. März weltweit

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    In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Lage von Frauen weltweit massiv zugespitzt. Am Internationalen Frauenkampftag waren deshalb auch dieses Jahr Hunderttausende auf den Straßen gegen patriarchale Unterdrückung und für mehr Selbstbestimmung.

    Femizide, Wirtschaftskrisen, die Erstarkung von faschistischen Kräften – es gibt etliche Gründe dafür, als Frau lauten Protest zu zeigen. Besonders in diesem Jahr zeigt sich, wie ganz besonders Frauen von den sich verschärfenden Kriegen und Krisen betroffen sind – sei es im Sudan, in der Demokratischen Republik Kongo, in der Ukraine oder in Palästina.

    Der 8. März als zentraler Tag in der Geschichte der Arbeiter:innenbewegung war also auch 2024 wieder von besonderer Bedeutung. In allen Teilen der Erde zeigten Hunderttausende ihren Protest, allen Repressionen und Verboten zum Trotz. Besonders im Fokus standen dabei die Auswirkungen der zahlreichen Konflikte auf die weibliche Hälfte der Menschheit und ihre ökonomische Lage.

    Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung

    So versammelten sich etwa in Berlin mindestens 13.000 Menschen auf verschiedenen Aktionen. Dabei schritt die Polizei bei dem pro-palästinensischen Teil einer Demonstration nach Kreuzberg ein, eine Person wurde dabei vorübergehend festgenommen.

    Auch in Italien versammelten sich tausende Menschen gegen patriarchale Gewalt. In Bologna war dabei insbesondere das Leid der palästinensischen Bevölkerung unter dem anhaltenden Krieg ein besonderer Themenschwerpunkt.

    In Spanien wiederum waren allein in Madrid, Valencia und Barcelona knapp 100.000 Teilnehmer:innen auf Demonstrationen des Frauenkampftages. Noch am selben Tag hatte die Präsidentin der Regionalregierung in Madrid, Isabel Díaz Ayuso, einen „Männertag“ gefordert, was bei vielen Protestierenden für Wut sorgte. In den letzten Jahren fanden die Aktionen zum 8. März außerdem aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie entweder in verkleinerter Form oder überhaupt nicht statt – vergleichsweise waren 2019 noch knapp 350.000 Menschen auf den Straßen Spaniens.

    Ein besondere Dynamik entfalteten die Proteste in Griechenland: Hier demonstrieren seit Monaten Zehntausende von Studierenden gegen die Pläne der griechischen Regierung, künftig private Universitäten im ganzen Land aufzubauen – was wiederum die Bildungsmöglichkeiten von etlichen ärmeren Jugendlichen massiv einschränken würde. Bei den gestrigen Protesten, die explizit den Schulterschluss zu antipatriarchalen Kämpfen suchten, kam es zu heftigen Angriffen durch die Polizei.

    Weltweite Tendenz zu extrem rechten Regierungen – darunter leiden vor allem Frauen

    Vor besondere Herausforderungen gestellt waren die Aktionen zum Frauenkampftag in denjenigen Ländern, in denen rechte bis faschistische Regierungen herrschen. Hier ist der Raum für die Selbstbestimmung von Frauen besonders stark bedroht, was sich nicht zuletzt an teils drakonischen Gesetzgebungen im Bezug auf Frauenrechte widerspiegelt.

    So zum Beispiel in Argentinien, dessen Präsident Javier Milei sich explizit als „Antifeminist“ betitelt und seit seinem Amtsantritt im Dezember letzten Jahres sowohl das Frauenministerium als auch die Nationale Antidiskriminierungsbehörde geschlossen hat. Gegen diese offensive Unterdrückung seitens der argentinischen Regierung haben sich bereits mehrfach landesweite Proteste und Streiks gebildet, die nun zum 8. März besondere Wirkung entfalteten.

    Die Frauenrevolution in Rojava macht Hoffnung

    In der Türkei sehen sich Frauen einer ähnlichen Lage ausgesetzt: während die Regierung unter Erdoğan die Existenz von geschlechtsspezifischer Gewalt konsequent leugnet, gab es hier bereits innerhalb von zwei Monaten 71 Femizide. Auch zum diesjährigen Frauenkampftag hat die Polizei in Istanbul deshalb den geschichtsträchtigen „Taksim-Platz” abgesperrt, was den Protest von tausenden Frauen jedoch nicht stoppen konnte.

    Nicht zuletzt in den kurdischen Gebieten stand der gestrige Tag voll und ganz im Zeichen des Kampfs um die Befreiung der Frau. Nach dem Motto „Mit Jin-Jiyan-Azadî zur Frauenrevolution“ gingen etliche Frauenorganisationen – übrigens auch in Deutschland – auf die Straße und betonten den internationalen Charakter des Frauenkampfes.

    Dabei spielt auch die Solidarität mit den Kämpfen der vielen Frauen gegen das unterdrückerische Regime in Iran eine ausschlaggebende Rolle. In dessen Hauptstadt Teheran wurden erst gestern zwei junge Frauen wegen Tanzens in der Öffentlichkeit festgenommen. In den Bergen Kurdistans fassen die Frauenverteidigungseinheiten „YPJ” (Yekîneyên Parastina Jin) die Bedeutung des Frauenkampftages deshalb wie folgt zusammen: „Wo eine einzige Frau unorganisiert bleibt, werden Frauen weiterhin Gewalt, Vergewaltigung, Unterdrückung und Ausbeutung ausgesetzt sein.“

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