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Montag, April 29, 2024
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    Rekrutierungsoffensive der Bundeswehr stockt

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    Seit Jahren bemüht sich die Bundeswehr um die Aufstockung ihrer Truppen. Die Kampagnen, die dafür entwickelt werden, funktionieren jedoch auch weiterhin nicht, um auf die gewünschte Truppenstärke zu kommen. – Ein Kommentar von Johann Khaldun.

    Nach dem Jahresbericht 2023 der Wehrbeauftragten ist es der Bundesregierung auch im vergangen Jahr wieder nicht gelungen, junge Menschen im großen Stil in ihre imperialistische Armee zu locken. 18.802 neue Rekrut:innen konnten einbestellt werden, davon 2.867 Frauen. Das sind weniger als im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie 2019, als noch 20.170 Rekrut:innen gewonnen werden konnten.

    Die bürgerlichen Medien fokussieren sich in ihren Nachrichten und Kommentaren über den Bericht darauf, das besonders viele junge Menschen gewonnen werden konnten. Tatsächlich ist der Anteil von Rekrut:innen im Alter von 17 Jahren mit 1.996 im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent auf 10,6 Prozent gestiegen. Das erklärte Ziel, bis zum Jahre 2031 auf 203.000 Soldat:innen zu kommen, bleibt dennoch weiter unrealistisch. Zudem gibt es schon jetzt über 20.000 leere Stellen, und die Abbruchquote liegt auch bei beträchtlichen 20 Prozent.

    Rekrutierungsprobleme bei der Bundeswehr: So schwerwiegend sind sie wirklich

    Die Debatte um die Wehrpflicht

    Es kommt damit nicht von ungefähr, wenn bürgerliche Politiker:innen zuletzt wieder vermehrt über eine Reaktivierung der Wehrpflicht, die 2011 durch den damaligen Kriegsminister Guttenberg ausgesetzt wurde, reden. Zwar wurden mit Konsens-bildenden Methoden wie Propaganda-Kanälen auf YouTube, breit angelegter Plakat-Werbung in öffentlichen Räumen und Kriegswerbung an Schulen einige Mittel eingesetzt, um die Jugend in die Kriegsmaschinerie zu treiben. Trotz Teilerfolgen – wie z.B. einer steigenden Popularität der YouTube-Propaganda – lieferten diese Bestrebungen nicht die erhofften Erfolge.

    Beachtlich ist auch die allgemeine Kriegspropaganda, die seit dem Ukraine-Krieg eine Intensität erreicht hat, wie wir sie seit dem 11. September 2001 und dem Irak-Krieg nicht mehr erlebt haben. Mit ihr wird versucht, wenigstens eine passive Zustimmung zu einem potentiellen Angriffskrieg auf Russland zu schaffen. Aber auch dies schlägt nicht so automatisch wie erhofft in eine aktive Teilnahme im Heer um.

    Da sich das Bündnissystem der westlichen Imperialisten unter der Führung der USA in einer Krise befindet, in der sich die Widersprüche auch untereinander zuspitzen, sind diese immer mehr auf die eigene militärische Stärke angewiesen. Der Rückgriff auf die Zwangsmaßnahme der Wehrpflicht wird also immer wahrscheinlicher und daher auch schon jetzt durch die Kriegspropaganda und öffentliche Debatten, durch die das Thema normalisiert wird, vorbereitet.

    • Perspektive-Autor seit 2023. Philosoph deutsch-algerischer Abstammung mit Fokus auf Arbeiter:innengeschichte und deutschem Idealismus. Vom Abstrakten zum Konkreten auf dem Weg der Vermittlung.

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