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Samstag, August 24, 2024
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    Südkoreanische Arbeiter:innen setzen Samsung-Streik fort

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    Aufgrund der mangelnden Gesprächsbereitschaft des Managements hat die National Samsung Electronics Union (NSEU) ihren Streik auf unbestimmte Zeit verlängert. Am Mittwoch protestierten 6.500  Arbeiter:innen in organisierten Reihen gegen die Ausbeutung durch das südkoreanische Weltmonopol.

    Berichten zufolge haben sich über 6.500 Teilnehmer in schwarze Regencapes gekleidet, mit roten Stirnbändern und in geraden Reihen geordnet, vor einem Werk des größten Speicherchipherstellers der Welt an dessen Stammsitz im südkoreanischen Hwaseong versammelt. Kämpferisch strecken sie ihre Fäuste gen Himmel, im Hintergrund sind koreanische Arbeiter:innenlieder zu hören. Die Gewerkschaft hatte ihre Mitglieder am Montag dazu aufgerufen, die Arbeit für drei Tage niederzulegen.

    Der unbefristete Streik diese Woche folgt auf den 7. Juni 2024, dem ersten Streik in der 55-jährigen Geschichte der Arbeiter:innen beim südkoreanischen Weltmonopol. Obwohl Streiks in Südkorea verboten sind, hat die Gewerkschaft National Samsung Electronics Union (NSEU) diesen Streik organisiert, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Grund dafür war, dass das Unternehmen die Tarifverhandlungen seit Anfang des Jahres ins Leere laufen lässt. 

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    Lukrative Chip-Produktion steht auf dem Spiel

    Von Seiten der Unternehmensleitung hieß es in einer Stellungnahme: „Das Unternehmen bleibt entschlossen, mit gutem Willen Verhandlungen mit der Gewerkschaft zu führen.“ Nach Angaben des Managements werde es keine Einbrüche in der Produktion geben. In einer Stellungnahme am Mittwoch hieß es „Samsung Electronics wird sicherstellen, dass keine Unterbrechungen in den Produktionslinien vorkommen“.

    Samsung ist nicht nur neben Apple der größte Handyhersteller, sondern auch einer der wichtigsten Produzenten von Chips. Bei manchen Speicherelementen für Chips hält Samsung Marktanteile von bis zu 40 Prozent. Samsung gehört damit zu jenen kapitalistischen Weltmonopolen, die ganze Sparten kontrollieren – und zählt damit zu den wichtigsten Unternehmen der südkoreanischen Bourgeoisie.

    Und eben jene Halbleiter von Samsung sind von großer Bedeutung für den Weltmarkt. Speziell die Chip-Industrie ist wegen der Bedeutung für die IT-Branche, die Waffenindustrie und so ziemlich alle technischen Produktionsschritte essenziell für sämtliche Industrienationen. Der Markt ist zudem aufgrund der Lage um Taiwan zusätzlich angespannt. Trotz der Nachrichten über den anhaltenden Arbeitskampf bleibt die Aktie des Chipriesen vorerst jedoch stabil.

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    Chip-Produktion: Samsungs Stärke und Schwachpunkt

    In der NSEU sind knapp 30.000 Arbeiter:innen organisiert, was 24 % der Gesamtbelegschaft ausmacht. Ein Großteil davon (5.000 Arbeiter:innen) ist in der Halbleiterproduktion tätig. Darum fordert die NSEU eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent, Verbesserungen des Systems für Leistungszulagen sowie eine Ausgleichszahlung an Mitglieder für ihre wirtschaftlichen Verluste infolge des Streiks. Zu der Forderung nach einem Tag mehr Urlaub im Jahr möchte sie nun auch einen Urlaubstag anlässlich der Gewerkschaftsgründung einführen.

    Samsung ist berüchtigt dafür, Versuche der Arbeiter:innen, unabhängige Gewerkschaften zu bilden, systematisch zu verhindern (sog. Union-Busting). Erst vor vier Jahren gab der Konzern den Arbeiter:innen das Recht, Gewerkschaften zu bilden, Tarifverträge auszuhandeln und friedliche Versammlungen abzuhalten.

    Die NSEU brachte außerdem ins Spiel, den Streik auch auf eine Fabrik auszuweiten, in der Breitbandspeicher-Chips (HBM) hergestellt werden. Dies ist ebenfalls von hoher Bedeutung für Samsung, da diese Chips für Künstliche Intelligenz (KI) notwendig sind, einem immer größer werdenden Markt. Samsung versucht in diesem Bereich aufzuholen und die selbst entwickelte Galaxy AI in ihre neuen Geräte zu integrieren.

    Gewerkschaftsvorsitzender Son Woo Mok kündigte an, den Streik fortzuführen, bis das Management auf die Forderungen eingehe. Er richtete sich in einem YouTube-Video an die Gewerkschaftsmitglieder und rief dazu auf „bis zum Schluss (durchzuhalten)“. Er fügte außerdem hinzu: „Wenn wir kleiner werden, wird das Management sagen, dass wir Verlierer seien“. Deswegen heiße es „jetzt oder nie.“

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