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Montag, September 9, 2024
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    Faschistische Pogrome in UK – Antifaschist:innen schützen Geflüchtetenunterkünfte

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    In Großbritannien und Nordirland gibt es seit einer Woche faschistische und antimuslimische Aufstände. Hinter diesen steht ein Netz aus faschistischen Organisationen und Aktivist:innen. Doch es gibt auch solidarischen Widerstand.

    Am 29. Juli griff ein 17-Jähriger im englischen Southport mehrere Kinder und einzelne Erwachsene bei einem Yoga- und Tanzworkshop mit einem Messer an. Drei Mädchen erlagen ihren Verletzungen, acht weitere Kinder und zwei Erwachsene wurden verletzt. Nach seiner Festnahme am gleichen Tag wurde gegen den Täter ein Haftbefehl wegen Mord in drei Fällen und versuchtem Mord in zehn Fällen ausgestellt. Nach dem Angriff wurden massive Falschinformationen in sozialen Netzwerken gestreut.

    Auslöser hierfür war ein Tweet des Faschisten Stephen Yaxley-Lennon auf X, der Falschinformationen über die Herkunft des Täters verbreitete, um gegen Geflüchtete und Migrant:innen zu hetzten. Auch die rechte Partei Reform UK versuchte, die rückschrittliche Hetze zu nutzen. Ihr Vorsitzender Nigel Farage schrieb auf X: „Ich frage mich, ob man uns die Wahrheit vorenthält … Ich weiß, dass etwas sehr falsch lief in unserem einst wunderschönen Land.“ Auch der bekannte frauenfeindliche Influencer Andrew Tate schloss sich der Hetze an – ein Video von ihm auf X wurde über 15 Millionen mal angeschaut.

    In den folgenden Tagen kam es in ganz Großbritannien und Nordirland zu angeheizten Protesten und Ausschreitungen, die in faschistischen Pogromen mündeten.

    Angriffe auf Moscheen und Geflüchtetenunterkünfte

    Am Dienstag nach dem Angriff sammelten sich in Southport faschistische Kräfte. Unter anderem waren Mitglieder der bekannten antimuslimischen English Defence League (EDL) anwesend. Diese begannen früh am Morgen, Gegenstände auf eine Moschee zu werfen und Autos anzuzünden, die auf dem Parkplatz vor dieser standen.

    Ein weiterer faschistischer Aktivist, der nach Southport kam, war David Miles aus Birmingham, ein Kader der Patriotic Alternative (PA), der aktivsten faschistischen Gruppe im Vereinigten Königreich. In dem lokalen Telegram-Kanal „Southport wake up“ wurde bereits am Montagabend zu einem Protest für Dienstagmorgen aufgerufen. In verlinkten Gruppen wurden unter anderem Videos mit Hakenkreuzflaggen gepostet.

    In den Folgetagen kam es in mehreren englischen Städten zu Übergriffen auf Geflüchtetenunterkünfte. In Rotherham, einer Stadt im Norden Englands, brachen faschistische Kräfte in das Holiday Inn Express ein, welches als Unterkunft für Asylbewerber genutzt wird. Im ganzen Land verwüsteten faschistische Mobs Moscheen, plünderten Geschäfte und griffen in einigen Fällen migrantisch aussehende Personen an, die sich in der Nähe der Unruhen aufhielten.

    Auch im irischen Belfast kam es zu Brandanschlägen auf Cafés, die von Muslim:innen betrieben werden. Eins davon brannte vollständig aus. Außerdem gingen auch hier Faschist:innen gemeinsam mit reaktionären britischen Loyalist:innen auf die Straße und hetzten gegen Migrant:innen und Muslim:innen.

    Antifaschistischer Widerstand

    Die faschistischen Angriffe blieben aber nicht unbeantwortet. Gewerkschaften riefen unter anderem in der Region Merseyside, in der faschistische Aufstände stattfanden, zu Protesten auf. Ein Vertreter der Feuerwehrgewerkschaft spricht davon, dass rechte Kräfte in ihrer Agitation die Sparpolitik und soziale Isolierung besonders von Jugendlichen aufgriffen. Durch Kürzungen und in der Folge Schließungen von öffentlichen Angeboten wie Bibliotheken oder Jugendzentren seien Jugendliche mit realen Problemen konfrontiert, die Faschist:innen nutzen würden, um Migrant:innen verantwortlich zu machen.

    In der nordenglischen Stadt Bolton fanden sich am Wochenende antifaschistische Gegendemonstrierende – vor allem aus der lokalen muslimischen Community – zusammen, um die Gegend gegen faschistische Gruppen zu verteidigen. In mehreren Städten verteidigten Anwohner:innen und antifaschistische Kräfte aktiv Geflüchtetenunterkünfte. In Bristol stellten sich beispielsweise Antifaschist:innen den Faschist:innen der EDL entgegen, die versuchten in ein Hotel einzubrechen, das als Unterkunft genutzt wird. Hierbei verhinderte das konsequente Vorgehen den Angriff auf die Bewohner:innen der Unterkunft.

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