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Montag, September 16, 2024
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    Zensus 2022: Weniger Wohnfläche und mehr Wohnungseigentum von Großunternehmen

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    Die neueste Veröffentlichung der Bevölkerungszählung zeigt einen negativen Trend in Sachen Wohnraum auf. Im Vergleich zum Zensus 2011 leben die Menschen in Deutschland auf weniger Wohnraum und seltener im eigenen Eigentum.

    Am Donnerstag wurden weitere Ergebnisse des Zensus 2022 veröffentlicht, welche insbesondere die Kategorien Haushalte und Familien betreffen. Hierbei handelt es sich um eine periodisch durchgeführte, statistische Erhebung durch die deutsche Verwaltung. Durchgeführt wurde diese überwiegend durch die Erhebung aus öffentlichen und nicht-öffentlichen Registern, verbunden mit einer Stichprobenabfrage sowie einer Wohnungszählung durch die Eigentümer:innen. Insbesondere die Haushaltskategorie zeichnet dabei einen negativen Trend für die werktätige Bevölkerung.

    Weniger Wohnungseigentum und mehr Wohnungsgesellschaften

    2022 lebten 57,8 Prozent der Menschen in der eigenen Wohnung, während es 2011 noch 58,9 Prozent waren. Auf dem Papier lebt damit zwar immer noch die Mehrheit der Menschen in Deutschland in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus, jedoch fasst diese Statistik darunter auch Wohnungen und Häuser, die durch Darlehen von Banken finanziert wurden und noch nicht vollends abbezahlt sind. Bei solchen haben die Banken meist Sicherheiten an den Häusern, sie können diese also in ihren Besitz nehmen und zwangsversteigern, sobald die Bewohner:innen, beispielsweise durch Jobkündigungen, nicht mehr in der Lage sind, ihre Kredite zu bezahlen.

    Dahingegen fällt der Trend für private Wohnungsunternehmen wie Vonovia positiv aus. Im Jahre 2022 befindet sich mit 1 Prozent der Gebäude mehr als noch 2011 in deren Eigentum.

    Einzug in unfertigen Neubau – Mieter:innen wehren sich gegen Vonovia

    Besonders stark spiegelt die Statistik die horrenden Wohnungs- und Grundstückspreise in den größeren, deutschen Städten wider: Während im Saarland 74 Prozent der Familien im eigenen Eigentum leben, sind es in Berlin gerade einmal 25 Prozent, in Leipzig 28 Prozent oder in Offenbach am Main 30 Prozent. Gerade diese Großstädte sind außerdem besonders betroffen von steigenden Mieten. Laut dem Zensus zahlten 2022 die meisten Menschen in Deutschland zwischen 4 und 10 Euro pro Quadratmeter. Der Zensus 2011 erhob hierzu keine Daten.

    Beengung der Wohnfläche

    Gleichzeitig zeigt der Zensus einen beginnenden Abwärtstrend hinsichtlich der Wohnfläche der Menschen in Deutschland. Insbesondere bei Wohnungen bis zu 79 Quadratmetern verschiebt sich die verfügbare Wohnfläche in die nächstkleinere Kategorie. So wohnen 2022 5,3 Prozent der Menschen auf einer Fläche unter 40 Quadratmetern (2011: 5,0%), 17,3 Prozent zwischen 40 und 59 Quadratmetern (2011: 17.5%) und 22,8 Prozent zwischen 60 und 79 Quadratmetern (2011: 23,5%). Grund dafür sind steigende Mieten und Grundstückspreise, die unter anderem auf fehlendem Neubau in der Immobilienbranche beruhen.

    Mieten werden 2024 weiter steigen

    Wandel im Typ der Lebensform

    Unterschiede sind auch bei einem Vergleich der Lebensform in den privaten Haushalten erkennbar: Während 2011 45,1 Prozent der privaten Haushalte noch in der Form der zivilrechtlichen Ehe zusammenlebten, waren dies 2022 nur noch 39,2 Prozent. Dafür stieg die relative Zahl der Einpersonenhaushalte um 6,1 Prozent von 37,2 Prozent auf 43,2 Prozent an.

    Dies ist zum einen Ausdruck, sowie antreibender Faktor für die zunehmende Isolierung der Menschen im Alltag. Dazu kommt, dass die Ehe als vorherrschende Lebensform in den letzten Jahren an gesellschaftlicher Relevanz verliert und teilweise durch alternative Lebenskonzepte ersetzt wird.

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