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Dienstag, September 17, 2024
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    Neun Jahre Suruç: Das Massaker geht weiter

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    Heute jährt sich das Suruç-Massaker, an dem 34 Menschen bei dem Anschlag eines IS-Terroristen in der türkischen Stadt Suruç aus dem Leben gerissen wurden. Gleichzeitig nimmt die Brutalität in Kurdistan nicht ab: Die faschistische Türkei plant eine Großoffensive in Kurdistan – mit Unterstützung von IS-Kämpfern.

    Am 20. Juli 2015 wurden in der Stadt Suruç (Südostanatolien) 34 überwiegend junge Menschen getötet, als sich ein Selbstmord-Attentäter des Islamischen Staats (IS) in die Luft sprengte. Knapp 80 weitere Personen wurden verletzt. An dem Tag hatten sich überwiegend Studierende der Jugendorganisation Sosyalist Gençlik Dernekleri Federasyonu (Föderation der sozialistischen Jugendverbände der Türkei) in Suruç versammelt, um von dort nach Kobanê zu reisen und beim Wiederaufbau der überwiegend kurdisch besiedelten Stadt zu helfen.

    Es wird vermutet, dass der islamistische Attentäter Unterstützung durch die Türkei erhalten hat. Auch neun Jahre später nimmt die Gewalt gegen Kurd:innen nicht ab. In Südkurdistan zeichnet sich die nächste Großoffensive des türkischen Staats ab – erneut sind auf der türkischen Seite IS-Söldner involviert.

    Verlegung von 300 gepanzerten Fahrzeugen und neue Checkpoints

    Die Ausweitung der Offensive kann an verschiedenen militärischen Manövern in der Region beobachtet werden: Zwischen dem 22. und 25. Juni haben über 300 gepanzerte Fahrzeuge die Grenze zum Nordirak überquert. Außerdem wurden über 1.000 zusätzliche Soldat:innen in der Region stationiert, die auch rechtswidrige Kontrollpunkte entlang der irakischen Grenze eingerichtet haben.

    Die Großoffensive wird sich voraussichtlich besonders auf die Region Metîna konzentrieren, wo fortschrittliche und revolutionäre Kräfte trotz intensiver Kämpfe seit über zwei Jahren ihre Stellungen gegen den türkischen Staat verteidigen können. Deswegen will das türkische Militär diese Kräfte durch die neu eingerichteten Checkpoints von der Versorgung von außen abschneiden.

    Zudem wurde publik, dass die Türkei über 300 IS-Söldner im Kampf gegen die kurdischen Autonomiegebiete einsetzt. Sie wurden Berichten zufolge vom türkischen Militär und Geheimdienst ausgebildet. Hier wird die Kontinuität der Zusammenarbeit des türkischen Staats und des fundamentalistischen IS sichtbar.

    Anhaltender Widerstand in Südkurdistan und internationale Solidarität

    Doch auch der Widerstand in Südkurdistan sowie die internationale Solidarität mit den Befreiungskämpfen hält an: Mittlerweile benutzen die Guerillakämpfer:innen Kamikaze-Drohnen, um sich zu verteidigen. Dies soll türkische Soldat:innnen vor allem in ihrer vermeintlichen Lufthoheit verunsichern.

    Das gescheiterte Ablenkungsmanöver Erdoğans

    Öffentlich hatte Erdogan noch in dieser Woche proklamiert, dass ein Ende der Kämpfe in Sicht sei. In Wahrheit steht gerade eine massive Eskalation der Gewalt bevor. Dabei zeichnet der türkische Präsident Erdogan ein nicht der Realität entsprechenden Bild: Die Angriffe des türkischen Staates werden als Verteidigung gegen die Arbeiterpartei Kurdistans, die verbotene PKK, dargestellt.

    Große Teile der deutschen Medienlandschaft übernehmen dabei auch ungefiltert Aussagen des türkischen Regimes. Sie bezeichnen die Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation und sprechen von einer Verteidigung der Gebiete seitens des türkischen Staats, obwohl eben dieser der Aggressor ist. Das deutsche Innenministerium hat die Arbeiterpartei PKK schon 1993 als terroristische Organisation verboten – dieses Verbot wird immer wieder von den deutschen Repressionsbehörden als Legitimation für Angriffe auf kurdische Demonstrationen oder auf Teile der politischen Widerstandsbewegung genutzt – zuletzt im Fall der „Ganzen Bäckerei“ in Augsburg.

    Neben diesem verzerrten Framing des kurdischen Widerstands kann auch in Deutschland die wachsende faschistische Bewegung der Türkei beobachtet werden. Während der Fußball-EM hatte der türkische Spieler Merih Demiral den „Wolfsgruß” – Erkennungssymbol der faschistischen „Grauen Wölfe”, in Deutschland nicht verboten – gezeigt und war dafür von der UEFA für zwei Spiele gesperrt worden. Eine geringe Strafe dafür, das faschistische Symbol in ganz Europa bekannt gemacht zu haben. Im Nachgang wurden hunderte türkische Fans in deutschen Städten beobachtet, die den Wolfsgruß nachahmten.

    Demonstrationen zum Suruç-Jahrestag

    Immer mehr politisch aktive Menschen nehmen diese Zustände nicht mehr hin und lassen ihre Solidarität mit dem Widerstand der Kurd:innen auf der Straße aufleben. So sind auch in diesem Jahr für den Jahrestag des Suruç-Massakers unter anderen in folgenden Städten Demonstrationen angekündigt:

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