Die stark gestiegenen Energiepreise sorgen in den ersten Werken für Produktionsstopps. Arbeiter:innen müssen mit Lohneinbußen und weiteren Teuerungen rechnen, wenn höhere Kosten an Konsument:innen weitergegeben werden.
Die Kosten für Strom, Erdgas und Öl steigen seit Monaten kontinuierlich und haben durch den Ukraine-Krieg zuletzt eine erneute Preisexplosion erlebt. Während auf Arbeiter:innen immense Steigerungen der Lebenshaltungskosten zukommen, büßen Großkonzerne einen Teil ihrer Profite ein. Das macht aus ihrer Sicht die Produktion nicht mehr „wirtschaftlich sinnvoll“ und es kommt zur Reduzierung oder vollständigen Stilllegung des Betriebs.
So zum Beispiel in den Lech-Stahlwerken in der Nähe von Augsburg. Dort wird die Produktion tageweise stillgelegt. Es ist das einzige Stahlwerk in Bayern und beschäftigt mehr als 1.000 Arbeiter:innen. Auch in der Glasindustrie mit 900.000 Beschäftigten reduzieren die ersten Unternehmen ihre Produktion. Sie ist, genauso wie die Chemieindustrie, besonders abhängig von Erdgas. Ein Embargo von Öl und Gas aus Russland würde hier zum längeren Ausfall von Anlagen führen, was sich wiederum auf die restliche Industrie auswirken würde: Etwa 95 Prozent aller Industriegüter benötigen Chemieprodukte.
Eine weitere Branche, in der kleine Unternehmen und Arbeiter:innen hart von den steigenden Preise getroffen werden, ist die Logistik. Einzelne Firmen ließen ihre LKW-Fahrer:innen aufgrund der hohen Benzin- und Dieselpreise nicht fahren. Hier kam es auch schon zu ersten Protesten gegen die Treibstoffkosten.
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Für weitere Produktionsstopps sorgt der Ukraine-Krieg speziell in der Automobilbranche. VW, Mercedes und BMW fehlen wichtige Teile von Zulieferern aus der Ukraine. In VW-Fabriken kommt es zu wochenlangen Zwangsstopps, und Aufträge für Zulieferer werden storniert. Diese Unternehmen seien laut Sven Vogt, dem Firmenchef von KKT Frölich, einem Kunststoffunternehmen und Zulieferer für VW, ohnehin schon stark verschuldet. Neben kurzfristigen Abbestellungen würde von den großen Monopolen gleichzeitig maximale Flexibilität verlangt, was für Arbeiter:innen den Wechsel zwischen Produktionsstopp und dann plötzlichen Sonderschichten am Wochenende bedeutet.
Neben den beschäftigten Arbeiter:innen der verschiedenen Werke, die mit Aussperrungen konfrontiert sind und unter ständiger Ungewissheit arbeiten müssen, sind auch alle anderen Arbeiter:innen von den Auswirkungen der Preissteigerungen betroffen. Bei Lebensmitteln, Strom und Wärme, an der Tankstelle – überall werden die Mehrkosten der Unternehmen weitergegeben und am Ende auf die Warenpreise aufgeschlagen.