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Freitag, April 19, 2024
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    England: Polizei tötet 27-Jährigen – Angehörige rufen zu Protest auf

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    Am vergangenen Samstag fuhr die Polizei einen Mann in der englischen Stadt Peacehaven mit einem Auto an. Dieser erlag noch am Ort des Geschehens seinen Verletzungen. Seine Familie fordert Gerechtigkeit und organisierte eine Demonstration zur örtlichen Polizeiwache.

    Ein ziviles Einsatzfahrzeug der Polizei erfasste am späten Samstagabend den 27-jährigen Arthur Holscher-Ermert, der zu Fuß die Straße überquerte. Zeugenberichten zufolge fixierten Polizeibeamte daraufhin das Opfer und legten ihm Handschellen an, während der Mann um sein Leben kämpfte. Zuvor hätte die Polizei das Fahrzeug bewusst in die Richtung des Todesopfers gesteuert. Das von einer Dashcam aufgenommene Video von dem Vorfall, scheint diesen Eindruck zu bekräftigen.

    Kontrollbehörde ermittelt gegen Polizist:in

    Die Hintergründe der Tat sind bislang weitgehend unklar. Die Ermittlungen führt das Independent Office for Police Conduct (IOPC) durch, ein staatliches Organ, das die Polizei kontrollieren soll. Laut den Erkenntnissen der IOPC hätte die Polizei Holscher-Ermert verfolgt, nachdem sein Auto aus unbekanntem Grund in den Fokus der Zivilstreife geraten war. Nur wenige Momente nachdem der junge Mann sein Auto geparkt und verlassen hatte, hätte der Polizeiwagen ihn erfasst. Das IOPC ermittelt nun wegen gefährlichem Fahren mit Todesfolge und grobem Fehlverhalten gegen den:die Fahrer:in des Polizeiautos.

    Trauer und Wut bei den Angehörigen

    Die Familie des Opfers ist schockiert von dieser brutalen Polizeigewalt und fordert Gerechtigkeit. „Kein Polizeibeamter wurde suspendiert und der Beamte, der das Auto fuhr, ist immer noch im Dienst und wird bezahlt“, sagte Karl Holscher-Ermert, der Bruder des Verstorbenen, und stellte die Frage: „Wie können wir der Polizei vertrauen?“

    Kaspar Ermert aus Köln, Angehöriger des Opfers, ist nach dem Vorfall nach England gereist, um seiner Familie Beistand zu leisten. „Ich sehe hier zwei Gewalttaten“, sagte Ermert gegenüber Perspektive: „Zum einen das Auto als Waffe zu benutzen, anstatt auszusteigen, und zum anderen einen Mann, der ums Leben ringt, eine dreiviertel Stunde lang zu fixieren, bevor überhaupt ein Krankenwagen gerufen wurde“, so Ermert: „Diese Unmenschlichkeit, diese fehlende Empathie prangere ich an.“

    Am gestrigen Samstag, eine Woche nach dem Angriff, organisierte die Familie einen Demonstrationszug zum Hauptquartier der Polizei von Sussex in Lewes, einer Kleinstadt im Süden Englands. „Wir werden nicht aufgeben, nicht locker lassen, bis es Konsequenzen gibt. Wenn es sein muss, werden wir immer wieder Demos machen“, zeigte Ermert sich kämpferisch: „Wir als Familie möchten, dass diese Polizeigewalt in Europa als gesamtheitliches Problem wahrgenommen wird.“

    Weltweit deutliche Zunahme von Polizeigewalt und Folter während der Pandemie

    Arthur war kein Einzelfall

    Polizeigewalt tritt auf der ganzen Welt auf und führt immer wieder dazu, dass Menschen sterben – auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Erst am vergangenen Montag starb ein 47-jähriger Mann in Mannheim, nachdem die Polizei ihn zusammenschlug. Auch die Fälle von Giorgos Zantiotis und Qosay Khalaf, die 2021 in deutschem Polizeigewahrsam starben, zeugen von brutaler Repression.

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