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Bankenkrise: Platzt als nächstes eine Immobilienblase?

Nach der Pleite der Silicon Valley Bank, der Zwangsübernahme der Credit Suisse und dem Kursverfall der Deutschen Bank kommt die Finanzwelt nicht zur Ruhe. Zahlreiche Hedgefonds wetten derzeit gegen europäische Banken. Im Fokus steht dabei ein drohender Zusammenbruch der Immobilienmärkte. – Von Thomas Stark.

Explodierende Zinsen, knappes Geld, Sturm auf die Banken und Crashs an den Börsen: Kreditkrisen sind seit Bestehen des Kapitalismus eine typische Begleiterscheinung der immer wiederkehrenden Überproduktionskrisen. Und obwohl Manager:innen, Notenbanker:innen sowie Staats- und Regierungschefs noch immer felsenfest behaupten, es gäbe gerade keine Bankenkrise und die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse seien bedauerliche Einzelfälle, zeigen tägliche neue Hiobsbotschaften in der Wirtschaftspresse die typische Symptomatik der zyklischen Krisen.

Hedgefonds wetten gegen europäische Banken

Nachdem der Fall der Silicon Valley Bank zunächst die Überkapazitäten in der kalifornischen Tech-Industrie offengelegt hat, konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Finanzwelt nun auf den Immobiliensektor. Wie das Handelsblatt meldet, haben Hedgefonds in den vergangenen Wochen in großem Stil auf fallende Kurse bei europäischen Bankaktien gewettet. Im Fokus stehen dabei skandinavische und vor allem schwedische Banken, die erhebliche Mengen Kapital im Gewerbeimmobilienmarkt investiert haben. Dieser Sektor stellt laut einem kürzlich erschienenen Bericht der schwedischen Finanzaufsicht ein „wachsendes Stabilitätsrisiko“ für den Bankensektor dar.

Bankencrash in den USA: Krise weitet sich aus

Kreditblase bei Immobilien

Der Grund dafür ist einfach: Gewerbliche Investor:innen haben sich in der jahrelangen Niedrigzinsphase bei den Banken immens verschuldet, in Immobilien investiert und damit für einen wahren Kauf- und Bauboom gesorgt. Jetzt, da die Zinsen in kurzer Zeit massiv gestiegen sind und die Immobilienpreise zugleich fallen, werden viele der Investor:innen ihre Kredite nicht mehr bezahlen können. Als Folge drohen laut der schwedischen Aufsichtsbehörde „signifikante Kreditausfälle“ für die Banken des Landes. Denn Gewerbeimmobilien machen zwischen 16 und 36 Prozent der Kreditvergabe der großen schwedischen Banken aus.

Bankenpleiten in den USA: Kann ein Finanzcrash abgewendet werden?

Doch das Risiko einer platzenden Immobilienblase droht nicht nur in Schweden, sondern ist eine weltweite Erscheinung, die sich auch auf den privaten Immobilienmarkt erstreckt. Der Zinsanstieg der letzten Monate sorgt laut dem Handelsblatt Finance Briefing vom 3. April insgesamt für „Verwerfungen an den europäischen Immobilienmärkten“: „Schnell steigende Hypothekenzinsen in Kombination mit einer hohen Inflation und sinkenden Immobilienpreisen bringen quer über den Kontinent immer mehr Immobilienbesitzer in Not“.

Auch Deutschland ist betroffen

In Deutschland sind die Preise für Wohnimmobilien laut dem Immobilienverkäufer McMakler im ersten Quartal 2023 im Vorjahresvergleich um 6,2% zurückgegangen. Das Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten ist im Februar gegenüber dem Vorjahr sogar um 50% eingebrochen.

Diese Entwicklung wiederum bedroht gerade die deutschen Banken und Sparkassen, denn private Immobiliendarlehen machen 43% des Kreditgeschäfts dieser Häuser aus. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet deshalb damit, dass mittelmäßig mehr Menschen ihre Wohnungen oder Häuser zwangsversteigern müssen. Die Aktien von Immobilien- und Wohnungskonzernen wie Vonovia sind in den vergangenen Wochen ebenfalls massiv eingebrochen.

Wie die aktuelle Bankenkrise vier Lebenslügen des Kapitalismus widerlegt

Kapitalkonzentration bei den Großbanken

Auch in den USA ist der Immobilienmarkt stark in der Krise. Die Preise für Häuser dort sind sechs Monate in Folge gefallen. Im New Yorker Stadtteil Manhattan gibt es einen Rekord-Leerstand von Büroräumen. Auch hier sind zahlreiche regionale und mittelgroße Banken von Kreditausfällen bedroht, was dazu geführt hat, dass Anleger:innen ihre Einlagen massiv von dort abgezogen haben.

Die Folge ist eine erhebliche Konzentration von freien Geldmitteln bei den größten Banken des Landes. So haben die 25 größten Banken der USA in den Tagen nach dem Crash der Silicon Valley Bank 120 Milliarden Dollar an Einlagen gewonnen, während alle kleineren Banken im selben Zeitraum 108 Milliarden Dollar an Einlagen verloren haben. Und dies, obwohl der amerikanische Staat und die US-Notenbank Fed schnell in die Krise eingegriffen und unter anderem die Einlagensicherung auf 250.000 Dollar erhöht haben.

Auch europäische Konteninhaber:innen verlegen ihr Geld derzeit im Rekordtempo, nämlich von Konten, die keine oder nur geringe Zinsen bieten, auf zinsbringende Konten. Im Februar haben europäische Bankkund:innen ihre Sichteinlagen so schnell abgezogen wie noch nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen der Europäischen Zentralbank.

JPMorgan-Chef: Krise wird noch jahrelang nachwirken

Explodierende Zinsen, knappes Geld, Sturm auf die Banken und Crashs an den Börsen: Die Zeichen für eine ausgewachsene Kreditkrise verdichten sich also. Diese Krise könnte neben den Überkapazitäten in der Technologie- und Immobilienbranche noch weitere Felder kapitalistischer Überproduktion offenlegen.

Während zentrale politische Akteure wie Bundeskanzler Scholz noch beschwichtigen und die Gefahr einer Finanzkrise kleinreden, spricht der Chef der US-Großbank JP Morgan Chase & Co. bereits Klartext: Jamie Dimon schrieb unlängst in einem Brief an Aktionär:innen, die Krise sei „noch nicht vorbei“ und werde noch jahrelang nachwirken.

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