`
Freitag, April 26, 2024
More

    Langjährige Anführer der “Kommunistischen Partei der Philippinen” durch Militär gefoltert und ermordet

    Teilen

    Sie führten die “Kommunistische Partei der Philippinen” (CPP) über Jahrzehnte – nun wurde bekannt, dass die zwei Führungspersonen „Ka Laan“ und „Ka Bagong-tao“ offenbar durch Militärs gefoltert und ermordet worden sind. Der Angriff auf sie und acht weitere Guerilla-Kämpfer ereignete sich bereits im August 2022. Kurz zuvor war der Sohn des ehemaligen Militärdiktators Ferdinand Marcos Präsident geworden. Die CPP hatte gewichtigen Anteil am Sturz seines Vaters gehabt.

    Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP) hat die Ermordung ihrer ehemals höchsten Parteiführer bekannt gegeben. Benito Tiamzon (Deckname „Ka Laan“) und Wilma Austria-Tiamzon (Deckname „Ka Bagong-tao“) seien zusammen mit acht weiteren Revolutionären getötet worden, nachdem sie am 21. August 2022 in der Provinz Samar gefangen genommen worden waren.

    Die Marxistisch-Leninistisch-Maoistisch orientierte CPP und ihr bewaffneter Arm, die NPA, umfasst mehrere zehntausend Kommunist:innen und Guerillakämpfer:innen, die seit Jahrzehnten für eine neudemokratische Revolution auf den Philippinen mit einer sozialistischen Perspektive kämpfen.

    Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung war der 71-jährige Benito Tiamzon Vorsitzender des Exekutivkomitees der CPP, während die 70-jährige Wilma Austria-Tiamzon Generalsekretärin der CPP war. Sie seien zusammen mit „Ka Divino“ (Joel Arceo) unterwegs gewesen, einem Subregionalsekretär in Ost-Visayas, sowie mit „Ka Yen“, „Ka Jaja“, „Ka Matt“, „Ka Ash“, „Ka Delfin“, „Ka Lupe“ und „Ka Butig“, die alle der Guerillatruppe des zentralen Hauptquartiers angehörten.

    18.000 US-amerikanische und philippinische Soldat:innen proben den Krieg gegen China

    Gesichter wurden eingeschlagen

    Ihre Tötung werde erst jetzt durch das ZK bekannt gegeben, da es lange gedauert habe, die Hintergründe ihrer Ermordung aufzuklären. In einem Bericht heißt es nun, das “Tiamzons” genannte Paar sei in zwei getrennten Transportern auf der Nationalstraße in Richtung Catbalogan City unterwegs gewesen. Sie wurden zwischen 12.00 Uhr mittags und 1.00 Uhr nachmittags aufgespürt, woraufhin jegliche Kommunikation mit der Gruppe abgebrochen wurde. Sie seien unbewaffnet gewesen.

    Nach den vom Zentralkomitee gesammelten Informationen seien die Tiamzons von ihren Entführern schwer gefoltert worden. In internen Berichten wurden Zeugen zitiert, die sahen, wie die Gesichter der Opfer offenbar mit harten Gegenständen eingeschlagen worden waren.

    Die aktuelle Führung der CPP widersprach auch dem bisherigen Bericht des Philippinischen Militärs “Armed Forces of the Philippines” (AFP). Demnach seien die Tiamzons getötet wurden, nachdem ihr Boot während eines Feuergefechts mit Kräften der Joint Task Force Storm, der 8. Infanteriedivision und der Joint Special Operations Task Force-Trident in den frühen Morgenstunden des 22. August 2022 vor der Küste von Catbalogan explodiert sei.

    Das angebliche Feuergefecht und die Explosion mitten auf dem Meer seien eine „Geschichte“ gewesen, die von der AFP und ihren US-Militärberatern “ausgeheckt wurde, um alle Beweise für die Schande ihres faschistischen Verbrechens zu vertuschen“, so die CPP. In Wahrheit seien die bereits leblosen Körper der Tiamzons und ihrer Gruppe auf einem mit Sprengstoff gefüllten Motorboot abgeladen worden, das an dem Meer detoniert sei. Nur acht Leichen wurden anschließend vom Militär geborgen.

    Extralegale Tötungen

    Die Ermordung der Tiamzons folge einem Muster der extralegalen Tötungen, die von der AFP an gefangenen Revolutionären verübt worden seien. Die „gleichen grausamen und feigen Methoden“ seien laut CPP auch bei der Ermordung von Jorge Madlos (Ka Oris), Menardo Villanueva (Ka Bok), Antonio Cabantan (Ka Manlimbasog), Julius Giron (Ka Nars) und einer Reihe anderer angewandt worden.

    Von offizieller Seite wird derweil die Ermordung von antikommunistischen Kräften gefeiert. Lorraine Badoy, die Sprecherin der antikommunistischen Spezialeinheit “National Task Force to End Local Communist Armed Conflictunter der vorherigen Regierung von Duterte war, erklärte auf Facebook: „Wir finden kalten Trost in ihrem grausamen Tod, bei dem die Leichenteile über den Pazifik verstreut wurden.“ Die AFP habe „großartig gewonnen.“

    Philippinen: Duterte lässt auf Bevölkerung und Kommunist:innen schießen

    Die CPP machte inzwischen führende Persönlichkeiten des philippinischen Staats direkt für die Tötung verantwortlich: namentlich Generalleutnant Emmanuel Bacarro, damaliger Stabschef der AFP, Generalleutnant Edgardo de Leon, damaliger Chef der JTF-Storm und der 8. Infanteriedivision und Brigadegeneral Marceliano Teofilo, Chef des Nachrichtendienstes der AFP.

    Zudem sei der amtierende Präsident Ferdinand Marcos Jr. mitverantwortlich, da er Oberbefehlshaber der AFP sei. Die Ermordung der beiden Anführer der Kommunistischen Partei fand kurze Zeit nach seiner Amtsübernahme im Juni 2022 statt.

    Beide Kader der CPP hatten bereits gegen die faschistische Diktatur seines Vaters gekämpft. An dessen Sturz im Jahr 1986 hatte der bewaffnete kommunistische Widerstand einen gewichtigen Anteil.

    Auch werden die USA angeklagt, in das “Verbrechen” involviert zu sein, und zwar durch die “Joint Special Operations Task Force Trident”, eine Einheit, die direkt durch die USA kommandiert, trainiert und bewaffnet würde.

    CPP-Führung stellt sich neu auf

    Mit der Tötung vor fast einem Jahr hat die Partei zwei ihrer erfahrensten Führungspersonen verloren. Diese hätten “ihr ganzes Leben dem Dienst an den unterdrückten und ausgebeuteten Massen” gewidmet und “setzten sich mit Leib und Seele für das Streben nach nationaler Freiheit und Demokratie, Sozialismus und Kommunismus ein.”

    Wenige Monate nach deren Tod war auch der Parteigründer Jose Maria Sison im niederländischen Exil verstorben. Die Partei erklärte: “Dem Feind mag es gelungen sein, Ka Laan und Ka Bagong-tao zu ermorden, aber sein Ziel, die Führung der Partei zu zerstören, wurde vereitelt.” An ihre Stelle sei nun “eine weitaus größere Zahl von Kadern und Führungskräften getreten, die entschlossen sind, inmitten großer Herausforderungen zu wachsen.”

    Jose Maria Sison, Gründungsmitglied der kommunistischen Partei der Philippinen, ist verstorben

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News