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Amazon baut Monopolstellung weiter aus – mit Massenentlassungen und Verkäufergebühren

Der US-Unternehmenskomplex Amazon baut seine Macht durch Ausbeutung weiter aus: Mit seiner Monopolstellung setzt das Unternehmen höhere Preise und Massenentlassungen durch. Sowohl der Online-Handel als auch Prime Video und sogar Twitch sind davon betroffen. Derweil strich das Monopol im Jahr 2023 über 10 Milliarden Dollar Gewinn ein.

Am Mittwoch wurde bekannt,  dass Amazon hunderte Arbeiter:innen von Prime Video und Amazon MGM Studios entlassen. Der Konzern bestätigt einen entsprechenden Medienbericht, nennt jedoch keine genauen Zahlen. Man habe „Möglichkeiten identifiziert, um Investitionen in bestimmten Bereichen zu reduzieren oder einzustellen“. Gleichzeitig werde das Weltmonopol „Investitionen erhöhen“ und sich auf „Inhalte und Produktinitiativen konzentrieren, die die größte Wirkung erzielen“, so Amazon.

Bei der Streaming-Plattform Twitch werden einem Bericht zufolge nun weitere 500 Stellen gestrichen. Das ist konkret jede:r dritte Arbeiter:in, die ihren Job verliert, weil sich das für das Monopol gerade mehr lohnt. Der Konzern hatte schon 2023 mehr als 27.000 Stellen gestrichen, nachdem während der Pandemie massiv Personal eingestellt worden war. Bis Ende der Woche sollen die betroffenen Arbeiter:innen von ihrer Entlassung unterrichtet werden.

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Was es mit den „Verkäufergebühren“ auf sich hat

Da Amazon bereits in weiten Teilen der Welt ein Monopol bildet und seine Monopolisierungs- bzw. Expansionsstrategien mit den Gewinnen aus den sogenannten Verkäufergebühren finanziert, steigen die Gebühren weiter an. Kürzlich wurden gemeinsame Investitionen mit Siemens in den KI-Sektor bekannt.

Um bei Amazon Kunden zu erreichen, müssen Händler zunehmend Werbung schalten. Nur so werden sie in den Suchergebnissen weit oben platziert, zeigt eine Recherche der ZEIT. Die Werbeplätze werden zudem in einem Auktionsverfahren verkauft, wodurch diejenigen, die am meisten dafür bieten, die begehrten Werbeplätze erhalten. Schätzungen zufolge behält Amazon mittlerweile fast die Hälfte von den Umsätzen der Verkäufer für Werbung, Lagerung und Versand. Ähnliche Zahlen aus den USA bestätigen diese Vermutung.

Die zusätzlichen Kosten für Werbung werden von den Händlern auf ihre Produktpreise aufgeschlagen. Das Kapital für immer weitere Investitionen schöpft Amazon also letztlich von Arbeiter:innen ab, sei es über geringe Löhne oder schlechte Arbeitsbedingungen. Dabei spielt es eben auch keine große Rolle, ob die Arbeiter:innen direkt bei einem der Amazon-Unternehmen angestellt sind oder bei einem der vertraglich gebundenen Händler.

Wenn auch beim Verkauf ein weiterer Preisaufschlag auf die Produkte und Lieferungen erhoben wird (eine Art Extraprofit für das Monopol), wird zusätzlich und vorrangig aus den Taschen der Arbeiter:innenklasse Geld eingestrichen.

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Darüber hinaus ist die Ausbeutung natürlicher Ressourcen Teil dieses profitorientierten Ansatzes, mit dem man heutzutage ein Weltmonopol wie Amazon wird. Mit einem Marktanteil von 56% im deutschen Online-Handel geht hier tatsächlich jeder zweite Euro an das Monopol. In den USA sieht es ähnlich aus.

Rechtliche Schritte gegen Amazon ohne Wirkung

Es wurden in der Vergangenheit verschiedene legale Wege ausprobiert, um dem Konzern das Handwerk zu legen. 2013 hatte z.B. das Bundeskartellamt Amazon untersagt, Produkte in den Suchergebnissen zu benachteiligen, wenn diese in anderen Online-Shops günstiger angeboten würden. Doch laut der ZEIT-Recherche sei das nach wie vor „inoffizielle Praxis“, denn Händler würden im Gegenzug gezwungen, die Preise in den anderen Online-Shops auf Amazon-Niveau anzupassen.

Die Preissteigerung aufgrund der Monopolmacht bei Amazon führt somit zu insgesamt höheren Preisen. Die Federal Trade Commission (FTC) in den USA sieht dies genauso und hat im September 2023 ein Verfahren gegen Amazon wegen Preissteigerung eingeleitet.

Und auch bei Amazons lukrativem Geschäft mit Kundendaten habe das riesige, weltweit agierende Unternehmen mit verschiedenen Plattformen (Amazon verfügt laut der EU über insgesamt 22 „Schlüsselplattformen“) auf unterschiedlichen Geräten gesammelte Kundeninformationen mit teils sehr persönlichen Daten ausgetauscht. Das sei laut der zuständigen luxemburgischen Datenschutzbehörde mit einem Bußgeld von 746 Millionen Euro zu belegen.

Die Anwälte und Lobbyist:innen von Amazon dementieren ein solches Vergehen, das Verfahren dauert an. Obgleich dieser Betrag zu den höchsten in der Geschichte der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (Mai 2018) zählt, entspräche die Strafe noch nicht einmal 10% des jährlichen Gewinns des US-Weltmonopols.

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