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Samstag, April 27, 2024
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    Autozulieferer ZF will 12.000 Stellen in Deutschland streichen

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    Der Automobilzulieferer ZF will rund ein Viertel seiner Stellen streichen. Tausende Beschäftigte demonstrierten vor der Firmenzentrale dagegen, für die wirtschaftlichen Umwälzungen der letzten Jahre zahlen zu müssen.

    Die Firma ZF ist einer der wichtigsten Automobilzulieferer auf dem internationalen Markt. Das im baden-württembergischen Friedrichshafen beheimatete Unternehmen mit rund 50.000 Mitarbeiter:innen in Deutschland und 165.000 weltweit hatte sich lange Zeit vor allem auf die Produktion von Getrieben fokussiert.

    Dieses Geschäftsmodell steht jedoch immer mehr vor dem Aus, da auch die deutsche Automobilindustrie versucht, sich von fossilen Rohstoffen aus dem Ausland unabhängig zu machen und auf E-Autos umzusteigen. Der Zuliefererkonzern versuchte sich daran anzupassen – ausbaden müssen es nun die Beschäftigten, von denen man 12.000 entlassen will.

    Unternehmen finanziell angeschlagen

    So ist das Unternehmen inzwischen finanziell angeschlagen und wird durch jährliche zusätzliche Zahlungen von etwa 300 Millionen Euro belastet. Das liegt daran, dass die Unternehmensspitze versucht hatte, die vor ihr stehenden Herausforderungen durch Übernahme anderer Firmen zu bewältigen.

    So wurde 2015 der amerikanische Konkurrent TRW, der sich etwa auf autonomes Fahren und Sensorentechnik konzentrierte, für 12,4 Milliarden Euro aufgekauft. Darauf folgte das auf Bremsen spezialisierte Unternehmen Wabco für 6 Milliarden Euro. Nun sitzt man auf einem Schuldenberg, den man nicht anders abzubauen weiß als durch die Entlassung eines Viertels der Arbeiter:innen des Unternehmens in Deutschland. Der Konzern habe die Herausforderungen zwar erkannt, aber „nicht gut gemanagt“, so die Zeitschrift Capital.

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    Arbeiter:innen protestieren

    Am vergangenen Mittwoch kam es dann zu einem Demonstrationszug vor der Firmenzentrale in Friedrichshafen. Rund 3.000 Kolleg:innen nahmen daran teil, unter anderem aus dem Werk in Gelsenkirchen, das geschlossen werden soll. Neben Demonstrationen führte der Betriebsrat auch Betriebsversammlungen durch.

    Insgesamt sollen drei Betriebsstandorte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen komplett geschlossen werden.

    Signalwirkung befürchtet

    Die Zeitschrift Capital schreibt mit Blick auf die Entwicklungen beim Zulieferer ZF von einem „Schicksal, das vielen mittelgroßen und kleineren Zulieferern noch bevorstehen könnte“. Der Umbau der Wirtschaft in Richtung anderer Energieträger und die Konkurrenz verschiedener großer Unternehmen und ihrer Herkunftsländer könnte auch bei anderen Unternehmen ähnliche Entwicklungen auslösen.

    Dabei sind es meist die Beschäftigten, die den wirtschaftlichen Umbau mit ihren Arbeitsplätzen bezahlen müssen, wenn sie sich nicht effektiv genug dagegen wehren können.

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