Am Sonntag hat sich Aaron Bushnell, ein Angehöriger der US-amerikanischen Luftstreitkräfte, vor der israelischen Botschaft in Washington aus Protest gegen den andauernden Krieg in Gaza selbst in Brand gesetzt. Er erlag am Montag seinen Verletzungen. Es ist der zweite Fall einer politischen Selbstverbrennung in den USA seit dem 7. Oktober.
In seiner Militäruniform geht der 25-jährige Aaron Bushnell eine Straße entlang und nimmt sich mit dem Handy auf. Dabei spricht er seine letzten Worte in die Kamera: „Mein Name ist Aaron Bushnell, ich bin aktiver Soldat der US-Luftwaffe und werde mich nicht länger an einem Völkermord beteiligen. Ich bin im Begriff, einen extremen Akt des Protests zu vollziehen, aber im Vergleich zu dem, was die Menschen in Palästina durch ihre Kolonialherren erfahren haben, ist das überhaupt nicht extrem. Das ist es, was unsere herrschende Klasse zur Normalität erklärt hat.“
Daraufhin platziert er die Kamera auf dem Boden und stellt sich in eine Einfahrt. Er übergießt sich mit einer Flüssigkeit und setzt sich selbst in Flammen. Er ruft noch einige Male stehend die Worte “Free Palestine”, bevor er zusammenbricht.
Sofort eilen Polizei- und Sicherheitskräfte herbei und versuchen, Aaron Bushnell zu löschen. Dabei ist aber auch ein Mann zu sehen, der durchgehend die Waffe auf den Brennenden hält. Ein anderer Mann ruft ihm entgegen: „Wir brauchen keine Waffen, wir brauchen Feuerlöscher”. All das nimmt das Gerät von Bushnell auf, das gerade einen Livestream über die Plattform Twitch sendet. Am Montag wurde bekannt gegeben, dass Aaron Bushnell in ein naheliegendes Krankenhaus gebracht wurde und dort seinen schweren Verletzungen erlag.
Vor seiner Tat hatte Aaron Bushnell eine Rundmail an verschiedene Medienanstalten verschickt, in der er eine „extreme Protesthandlung” ankündigte. Über seine Social Media Profile ist bekannt, dass er sich für anarchistische Ideen interessierte und die Palästina-Solidaritätsbewegung verfolgte. Freunde berichten, dass für ihn die „Befreiung aller Menschen” ein hoher Wert und wichtiges Anliegen war.
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Nicht der erste Fall einer Selbstverbrennung
Wie in vielen Ländern der Welt haben die israelischen Kriegsverbrechen in Gaza zu einer breiten und anhaltenden Protestbewegung geführt. Bereits im Dezember hatte es in der Stadt Atlanta eine versuchte Selbstverbrennung vor dem israelischen Generalkonsulat gegeben.
Schon in der Vergangenheit wurde aus verschiedenen politischen Bewegungen heraus diese besonders extreme Form des Protests gewählt, um auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen. So etwa in Antikriegsbewegungen. Auch Armut und Perspektivlosigkeit haben unterdrückte Menschen schon derart in die Verzweiflung getrieben, dass sie dieses Mittel wählten. Eine Selbstverbrennung eines mittellosen Gemüsehändlers in Tunesien z.B. hatte 2011 eine Welle an massiven Protesten ausgelöst, die später als „Arabischer Frühling” bekannt wurden.
Auch was die Palästina-Proteste in den USA und international angeht, ist eine konstante Bewegung zu erwarten. Aus Gaza kommen fortwährend Nachrichten über den Verlauf der israelischen Invasion und ihre zerstörerischen Folgen. Auch die öffentlichkeitswirksame Selbstverbrennung von Aaron Bushnell wird den Protesten wahrscheinlich neuen Aufwind geben. Eine Reaktion kam sogar von Angestellten des Weißen Hauses. In einem Statement üben sie direkte Kritik an der Biden-Regierung und fordern einen Waffenstillstand. Der Protest von Bushnell wird darin als eine “heftige Warnung” bezeichnet.
Aktuell wird befürchtet, dass die Ausweitung des Kriegs auf die Grenzstadt Rafah die Opferzahlen des Kriegs noch einmal erschreckend ansteigen lässt. Mittlerweile wurden bereits über 30.000 Menschen in Gaza getötet.