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Samstag, Juli 27, 2024
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    Putsch im Kongo mit amerikanischer und britischer Beteiligung gescheitert

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    Ein Putschversuch im Kongo am 19. Mai 2024 ist gescheitert. Dieser zeigt, wie die Interessen verschiedener mächtiger kapitalistischer Länder dort aufeinander prallen.

    Am Sonntag, 19. Mai 2024, fand in der Hauptstadt des Kongo Kinshasa ein Putschversuch statt. Dieser ist gescheitert, wirft aber dennoch einige Fragen auf: So sind dabei auch einige Amerikaner:innen und eine britische Person festgenommen, die am Putsch beteiligt gewesen sein sollen.

    Laut Armeesprecher Sylvain Ekenge sollen sie versucht haben, „die Institutionen anzugreifen“. So hätten sie geplant, die Wohnhäuser der Ministerpräsidentin Judith Suminwa und des Verteidigungsministers Jean-Pierre Bemba zu überfallen, diese jedoch nicht gefunden und schließlich jedoch das Haus des Wirtschaftsministers Kamerhe angegriffen. Auch einen Angriff auf den „Palast der Nation”, den Amtssitz des Staatsoberhaupts Félix Tshisekedi, soll es gegeben haben.

    Anführer der Aktionen soll Christian Malanga gewesen sein. Der laut staatlichen Quellen „eingebürgerte Amerikaner“ soll dabei getötet worden sein. Worin könnten aber die Motive dieses Putsches liegen?

    Ein kurzer Abriss zur Geschichte des Kongo

    Der Kongo war wie viele anderen Länder Afrikas eine Kolonie der europäischen Mächte. In diesem Fall war es Belgien. Unter dem belgischem König Leopold II., der den Kongo und seine Bevölkerung wie Privatbesitz behandelte, kam es zu einem der schlimmsten Kolonialregime der Geschichte, das Millionen Todesopfer zur Folge hatte.

    Dies führte dazu, dass Leopold II. die Kontrolle an den belgischen Staat abgeben musste, der bis 1959 die Kolonialmacht des Kongo blieb. Am 30. Juni 1960 konnte der Kongo endlich seine Unabhängigkeit feiern und wurde dann von Patrice Lumumba angeführt, der zum Präsidenten des Landes gewählt wurde.

    Patrice Lumumba war ein bedeutender Anführer der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung und Antiimperialist. Der Kongo war durch seine starke Unabhängigkeitsbewegung und der Bewegung des sogenannten „Panafrikanismus”, der eine Vereinigung des afrikanischen Kontinentes anstrebt, auch ein Schlachtfeld des Kalten Kriegs. Deshalb wurde Patrice Lumumba schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt mit Unterstützung der CIA und des belgischen Staats ermordet.

    Kurz darauf errichtete der frühere Weggefährte Lumumbas, Joseph Mobutu, eine pro-westliche und antikommunistische Diktatur. Durch das Ende des Kalten Krieges zerfiel auch diese Diktatur in den 90er-Jahren im Verlauf der Kongokriege, die unter Beteiligung anderer afrikanischer Staaten wie Ruanda, Simbabwe und Angola erst 2003 ihr Ende fanden und in die Wahlen 2006 mündeten. Dennoch halten die Kämpfe im Osten des Landes bis heute an. Im Dezember 2023 wurde dann der aktuelle Präsident Félix Tshisekedi – trotz diverser Unregelmäßigkeiten – wiedergewählt.

    Unregelmäßigkeiten bei Wahl im Kongo

    Wer sind die Parteien in diesem Konflikt?

    Der Kongo leidet also nicht erst seit gestern unter der Ausplünderung durch mächtige, imperialistische Staaten und deren Wettkampf miteinander.

    Auf den ersten Blick mag es sich bei dem Konflikt zwischen Christian Malanga und Félix Tshisekedi zwar um zwei korrupte Politiker handeln, die um die Macht kämpfen. Dennoch finden sich auch hier bei beiden schnell Verbindungen zu dem einen oder anderen imperialistischem Lager.

    Im Fall von Präsident Félix Tshisekedi ist es ein Hinwendung zu China, mit dem erst vor einem Jahr neue Verträge zum Bergbau abgeschlossen wurden. Auf der anderen Seite steht Christian Malanga, der seit 2017 im Exil in Brüssel lebt und gute Kontakte in Europa und den USA unterhält. Mit diesem Hintergrundwissen, lässt sich der Konflikt besser in die allgemeine Weltlage einordnen: Der Kongo ist ebenso wie viele andere Orte auf der Welt ein Austragungsort zwischen-imperialistischer Konflikte. Aber was macht den Kongo so interessant für die Imperialisten?

    Kobalt: Antrieb der Digitalisierung

    Der Hauptgrund für das allgemeine Interesse am Kongo liegt in seinem Rohstoffreichtum: Vom Gold, über Öl bis hin zu Diamanten ist der Kongo voller wertvoller Ressourcen. Einer dieser Rohstoffe ist Kobalt, der in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Wichtigkeit gewonnen hat.

    Kobalt ist eine zentrale Ressource für die Herstellung aller elektrischen Geräte vom Fernseher über das Handy bis hin zum Elektroauto würde ohne das Metall nichts funktionieren. Es ist hauptsächlich im Osten des Kongo zu finden, wo bis heute bewaffnete Gruppen aneinander geraten, um die Minen vor Ort unter ihre Kontrolle zu bringen – Minen, in denen die Menschen ohne Sicherheitsmaßnahmen und mit bloßen Händen den Rohstoff aus der Erde holen. Zudem haben unter anderem Organisationen wie Amnesty International vor einigen Jahren berichtet, dass in eben diesen Minen auch Kinder unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten.

    Auch deutsche Konzerne beuten Kinder im Kongo aus

    Imperialistische Interessen und erhöhter Widerstand

    Im Verlauf der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft mit einem zunehmenden Fokus auf Robotik, E-Autos und Computer, die immer schneller wird, steigt auch das Interesse an den Ressourcen im Kongo. Das Vorkommen an Seltenen Erden wird dementsprechend auch ein höheres Konfliktpotenzial mit sich bringen. Der Kongo ist deshalb ohne Frage ein wichtiger Bestandteil der Neuaufteilung der Welt unter den mächtigsten kapitalistischen Ländern. Dennoch regt sich auch mehr und mehr Widerstand dagegen. Auch wenn dieses Thema für die meisten noch nicht im Zentrum liegt, wurde z.B. auf TikTok in den letzten Monaten versucht, im Rahmen der Solidaritätsbewegung mit Palästina auch ein Bewusstsein für das Leid im Kongo zu schaffen.

    Auch eine Sprühaktion auf den Berliner Store von Apple am letzten Freitag, 17.05.24, erregte überregionale Aufmerksamkeit: Aktivist:innen von Scientist Rebellion hatten dabei ein Gebäude der Firma großflächig in rote Farbe getaucht und die Parole „Free Congo“ hinterlassen. Diese Aktion ist ein Beispiel dafür, dass auch in mächtigen Ländern wie Deutschland die Solidarität mit den von ihnen Unterdrückten zunimmt.

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