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Samstag, Juli 27, 2024
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    Kurz vor der Wahl: Investigativ-Recherche deckt sexualisierte Gewalt in EU-Behörden auf

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    Das Recherchekollektiv Correctiv hat einen detaillierten Bericht über verschiedene Formen von Machtmissbrauch in EU-Institutionen veröffentlicht. Die aufgedeckten Handlungen reichen von Mobbing bis hin zu patriarchaler und sexualisierter Gewalt.

    Ein neuer, detaillierter Bericht von Correctiv, einem Medienhaus für investigativen Journalismus, berichtet kurz vor der Wahl für das EU-Parlament am 9. Juni von Mustern sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch in verschiedenen EU-Institutionen. Basierend auf teils anonymen Zeug:innenaussagen sowie Interviews mit namentlich bekannten Mitarbeiter:innen geben Sekretär:innen, Praktikant:innen und andere Angestellten Einblicke in die patriarchalen Strukturen innerhalb von Parlament, Kommission und Zentralbank. Correctiv hatte zuletzt durch die Veröffentlichung des Geheimtreffens zur Planung von Massenabschiebungen größere Bekanntheit erlangt.

    Patriarchaler Machtmissbrauch

    Der Arbeitsalltag vieler Frauen ist laut dem Bericht geprägt von hierarchischen Machtgefällen zwischen den Parlamentarier:innen und den Angestellten, von sexueller Belästigung bis hinzu Vergewaltigungen, psychischem Mobbing und körperlicher Gewalt. Interne Mechanismen, die vermeintlich dazu da seien, Betroffene zu unterstützen, blieben meist wirkungslos oder würden aus Furcht vor beruflichen Nachteilen nicht angewandt.

    Beschrieben wird eine „Aura der Angst“, vor allem bei jungen weiblichen Angestellten, da die Übergriffigkeit von vielen Parlamentariern – ebenso wie die Folgenlosigkeit – weithin bekannt seien. Parlamentarier:innen verfügen über große Macht über ihre Angestellten, da letztere weitgehend nicht von rechtssicheren Arbeitsschutzmaßnahmen geschützt würden.

    Die europäischen Institutionen würden sich um solche „internen“ Dinge selbst kümmern, was sich allerdings oft zum Nachteil für die Opfer entwickelt. Beschrieben werden sowohl Situationen am eigentlichen Arbeitsplatz als auch während des „Networkings“ und der vielen inoffiziellen, exklusiven Veranstaltungen wie private Partys und dergleichen.

    Die gewaltsamen Übergriffe und auch das alltäglichere Fehlverhalten erstrecken sich über alle politischen Fraktionen und Nationen im EU-Parlament und der Kommission, ohne dass von einer unabhängigen Stelle irgendwelche Sanktionen oder Interventionen erfolgten.

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    Angestellte leisten Widerstand

    Laut den Interviewpartner:innen von Correctiv formiere sich aber Widerstand von vor allem Frauen, die zunehmend auch versuchen, polizeiliche Verfahren gegen Täter einzuleiten. Aufgrund laufender Verfahren, aber auch wegen Befürchtungen über die Einflussnahme durch Politiker:innen, verzichtet der Bericht darauf, viele Namen zu nennen.

    Was bleibt, ist ein gefestigter Eindruck von den patriarchalen Verhältnissen, die sich in den europäischen Hallen der Macht wiederfinden. Laut Bericht kann man hier von Institutionen sprechen, in denen eine politische Eliten-Gesellschaft vorherrscht, die nicht daran interessiert ist, dass ihre Taten nach außen dringen.

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