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Montag, September 16, 2024
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    DB Schenker: Spekulationsobjekt der Konzerne

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    Die Deutsche Bahn ist bemüht, ihre Tochterfirma DB Schenker zu verkaufen, um schuldenfrei zu werden. Doch bei einem Verkauf der Logistikfirma droht der Abbau von Arbeitsplätzen.

    Ende 2023 kam der offizielle Startschuss: In einer Presseerklärung erklärte die Deutsche Bahn, dass sie ihre Anteile an der Logistiktochter DB Schenker verkaufen wolle. Das Unternehmen gehörte nach Angaben der Deutschen Bahn zu dieser Zeit zu den Top 4 der Logistikunternehmen weltweit. Zurzeit sind mehr als 70.000 Arbeiter:innen an über 1.850 Standorten in mehr als 130 Ländern bei der DB Schenker beschäftigt.

    Die Logistikfirma galt bisher als wichtigster Gewinnlieferant für ihren Mutterkonzern: Sie hatte allein im letzten Jahr gut eine Milliarde Euro Umsatz gemacht – und das trotz Gewinnverlusten im Vergleich zum Vorjahr. Doch die Deutsche Bahn ist mit einem Minus in Höhe von 34 Milliarden Euro hoch verschuldet. Zudem steht sie vor der enormen Aufgabe, das marode Schienennetz zu sanieren und auszubauen. Dafür braucht sie Geld – und das möchte sie nun aus dem Verkauf der DB Schenker bekommen.

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    Verkauf an Deutsche Post gescheitert

    Bereits vor der finalen Entscheidung, die Anteile der DB Schenker zu verkaufen, zeigte sich die Deutsche Post an der Logistikfirma interessiert. Dabei wurde der mögliche Kauf der DB Schenker durch die Deutsche Post vom manager magazin Ende 2022 als „ganz große und dazu noch deutsche Lösung“ betitelt. Ob die Arbeiter:innen der DB Schenker unter diesem Deal gelitten hätten, bleibt offen: Die Veräußerung der DB Schenker an die Deutsche Post scheiterte, und die DB Schenker verbleibt bis heute bei der Deutschen Bahn.

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    Zwei weitere der vier Interessenten sind mittlerweile ebenfalls abgesprungen: Die hochkarätigen Bieter, der saudi-arabische Transport- und Logistikkonzern Bahri sowie die dänische Reederei Maersk, zogen sich aus dem milliardenschweren Bieterverfahren zurück. Dabei gab der Konzern Bahri Insidern zufolge in der ersten Runde das höchste Gebot von über 15 Milliarden Euro ab. Die beiden verbleibenden potenziellen Käufer sind die dänische Speditionsfirma DSV und eine Investorengruppe des luxemburgischen Finanzunternehmens CVC.

    Drastischer Stellenabbau befürchtet

    Nach Angaben des Bundesfachgruppenleiters für Logistik der Gewerkschaft ver.di, Stefan Thyroke, würde eine Veräußerung der DB Schenker an die Speditionsfirma DSV zunächst bedeuten, dass diese so zum zweitgrößten Logistikunternehmen weltweit heranwachsen würde. Jedoch zeigt sich Thyroke besorgt um die Arbeitsplätze bei der DB Schenker: Er befürchtet einen drastischen Abbau der Belegschaft, sollte DSV den Konzern aufkaufen. Grund dafür sind befürchtete Synergieeffekte durch die Fusion der Unternehmen. Synergieeffekte beschreiben den Prozess, dass mehrere Bereiche in den Unternehmen durch die Vereinigung zweier Unternehmen überflüssig werden – was wiederum zu dem Abbau von Stellen führt.

    Bei der Aneignung der DB Schenker durch das Finanzunternehmen CVC ist zunächst mit weniger drastischen Konsequenzen zu rechnen. Bei CVC handelt es sich um einen sogenannten „Private-Equity-Fonds”, also um eine private, nicht an der Börse stattfindende Beteiligung oder den Besitz an einem Konzern. Für CVC wäre die DB Schenker also höchstwahrscheinlich nur ein Spekulationsobjekt, das in ein paar Jahren wieder verkauft werden könnte.

    Die Deutsche Bahn geht selbst nicht davon aus, dass der Verkauf ihrer Tochterfirma vor 2025 abgeschlossen sein wird. Für die Arbeiter:innen der DB Schenker ist dies jedoch ein schwacher Trost: Die Lage der Beschäftigten von DB Schenker ist und bleibt seit fast zwei Jahren unsicher: Während die Kapitalist:innen das Unternehmen als ein Spekulationsobjekt behandeln, um sich noch mehr zu bereichern, müssen die Angestellten in der Zukunft weiter um ihre Existenz bangen.

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