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Freitag, April 26, 2024
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    Deutsche Post DHL und Schenker: Megafusion mitten in der Krise?

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    In der Logistik-Branche bahnt sich ein Riesengeschäft an: Die Deutsche Post DHL Group übernimmt womöglich DB Schenker, eine Tochterfirma der Deutschen Bahn. Es würde eine deutsche Supermacht in der Branche entstehen.

    Das Manager-Magazin berichtete am Freitag über die geplante Übernahme von DB Schneker durch die Deutsche Post DHL Group und berief sich dabei auf einen Insider . Letztes Jahr hatte es noch Gerüchte gegeben, dass der dänische Konzern DVS die Finger nach DB Schenker, der gewinnbringenden Logistik-Tochter der Deutschen Bahn, ausgestreckt habe und die Deutsche Post DHL Group so unter höheren Konkurrenzdruck setzen wollte.

    Nun sucht die Deutsche Post DHL Group offenbar selbst die Offensive und will einen unangefochtenen Branchenriesen schaffen. Unter den Drittanbietern von Logistikdiensten wäre der fusionierte Konzern absoluter Weltmarktführer und würde sowohl DVS als auch Kühne und Nagel aus der Schweiz deutlich abhängen.

    Mitten in der Krise so große Investitionen?

    Auf den ersten Blick mag es kaum wirtschaftlich nachvollziehbar erscheinen, dass auf den Konten der Konzerne mitten in der laufenden Energie- und Wirtschaftskrise so große Summen für die Übernahme einer anderen Firma bereitliegen. Doch während die einfachen Arbeiter:innen momentan an allen Ecken und Enden sparen und Reallohnsenkungen hinnehmen müssen, machen viele Konzerne nicht nur hohe Gewinne, sondern bauen ihre Stellungen aus.

    Tatsächlich sind Übernahmen und Fusionen in Zeiten der Krise sogar die Regel: Denn während kleine und mittelgroße Unternehmen mit den Schwankungen und Unsicherheiten kaum zurecht kommen, können Großkonzerne und Monopole die Krise oft deutlich besser für sich nutzen, ihre Profite sogar steigern und dann die strauchelnden kleineren Unternehmen aufkaufen, um noch weiterzuwachsen. So nutzt nun auch der große, international agierende Konzern Deutsche Post DHL Group die Gelegenheit, um die Konkurrenz in die Schranken zu weisen und sich mit dem Kauf von DB Schenker ein lukratives Unternehmen einzuverleiben.

    Auch dass der Vorstoß nun gerade in der Logistikbranche passiert, ist kein Zufall. Nicht nur fuhren und fahren gerade Logistikkonzerne sowohl in der Zeit der Corona-Krise als auch jetzt während der Energie- und Materialkrise massive Gewinne ein. Die Logistikbranche ist auch deshalb momentan von so großer Bedeutung, weil in Zeiten der Krise diejenigen Unternehmen am erfolgreichsten sein werden, die die größte Kontrolle über Lieferketten und die verlässlichsten Transportmethoden bereitstellen können.

    Wer profitiert von Krieg und Krise?

    In den Fachkreisen der Manager und Unternehmungsleitungen wird der Begriff “Resilienz” benutzt, um die Notwendigkeit einer gegen Krisenfälle abgesicherten Lieferkette zu beschreiben. Die Idee dahinter wird mitunter recht deutlich formuliert: In Zeiten von Pandemie, Krieg und Energiemangel ist die gesamte Wirtschaft auf die Weiterlieferung von Material und Energieträgern angewiesen – es braucht also auch starke, widerstandsfähige Logistikunternehmen, die das gewährleisten können. Ein deutscher Megakonzern in der Logistikbranche bedeutet also auch, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt darauf hoffen kann, robuster in Zeiten der Krise oder gar im Falle eines Krieges zu sein.

    Arbeiter:innen werden nicht profitieren

    Während die Wirtschaft insgesamt durch eine solche Fusion profitieren könnten, werden die bei Deutsche Post DHL und DB Schenker angestellten Arbeiter:innen keinerlei Vorteile haben. Viel eher ist zu erwarten, dass die Arbeitsbedingungen sogar schlecher werden. Riesige weiltweit agierende Konzene wie die Deutsche Post DHL versuchen stets, die maximalen Profite zu generieren und beuten Arbeiter:innen umso stärker aus.

    Die Logik ist die gleiche wie bei der angestrebten Übernahme: Im ewigen Wettrennen mit anderen Konkurrenten wird nur derjenige erfolgreich sein, der die maximalsten Profite ohne Rücksicht erbeutet und erpresst – das Wachstum des Konzerns und des Kapitals steht über allem.

    Gerade jetzt während der Vorweihnachtszeit können wir alle selbst hautnah erleben, was das für Zusteller:innen bei DHL, Hermes, DPD, UPS, Amazon und Co und bedeutet: Schlechte Bezahlung, keine Pausen, Überlastung durch nicht zu bewältigende Paketmengen, oft gar Zwang zur De facto-Selbstständigkeit ohne Sozialversicherung, weil die Logistikunternehmen dubiose Zeitarbeitsfirmen ohne Rücksicht auf geltendes Arbeitsrecht einspannen. Wie so oft zeigt sich: Für die Kapitalist:innen ist Geld im Überfluss für ihre Geschäfte und ihr Wohlergehen da, weil Arbeiter:innen unter den schlimmsten Bedingungen ausgebeutet werden.

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