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Donnerstag, September 12, 2024
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    Milliardeninvestments in Krisenzeiten

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    Die Bundesregierung bereitet mit Förderungen von rund fünf Milliarden Euro den Grundstein für den Bau einer Chipfabrik in Dresden. Die Konkurrenz wittert eine Wettbewerbsverzerrung.

    Am Dienstag, gab es für das Kapital in Dresden großen Anlass zur Freude. Es wurde ein Spatenstich zwecks des Ausbaus der deutschen Halbleiterproduktion getätigt. Bis Ende 2027 soll hier eine Chipfabrik im Auftrag des taiwanesischen Unternehmens TSMC in Kooperation mit europäischen Tech-Konzernen entstehen.

    Unter dem Namen ESMC firmiert TSMC, das mit 70 Prozent den größten Anteil an dem Zusammenschluss halten soll, mit den deutschen Unternehmen Bosch und Infineon sowie NXP Semiconductors aus den Niederlanden. Dem Projekt sollen Investitionen von rund zehn Milliarden Euro zu Grunde liegen, die Hälfte davon wird die Bundesregierung bereitstellen. Diese geplanten Förderungen wurden pünktlich zur Grundsteinlegung von der Europäischen Union genehmigt.

    Fingerzeig gegen China

    Die Ampelkoalition erhofft sich von der Milliardeninvestition mehrere positive Effekte. In einer krisengeplagten Zeit soll dieses Vorhaben ein Zeichen von Stärke sein, nicht nur gegenüber der eigenen Bevölkerung, sondern auch gegenüber China.

    Die BRD möchte damit unabhängiger von China werden, auch im Hinblick auf die zuletzt wieder vermehrenden Anzeichen eines wohlmöglich bevorstehenden Angriffs Chinas auf Taiwan. Das nun ausgerechnet ein taiwanesisches Unternehmen den Zuschlag erhält, ist ein weiteres Statement in Richtung Peking.

    NATO und China auf Konfrontationskurs

    Auch innenpolitisch erhofft sich die Bundesregierung einen Ausbau des sogenannten „Silicon Saxony“. Laut von der Leyen sind bereits jetzt 2.500 Unternehmen in der Chipbranche tätig. 2.000 Arbeitsplätze soll allein das neu entstehende Werk generieren. 6.000 weitere Arbeitsplätze werden durch die Mehrarbeit für Zulieferer erwartet. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dullig (SPD) setzt zudem auf einen Fachkräftezulauf aus aller Welt.

    Förderungen unfair?

    Kritik gibt es derweil von einem Mitkonkurrenten. Globalfoundries bemängelt die Einseitigkeit des Investments. Thomas Caulfield, CEO von Globalfoundries äußerte sich wie folgt: „Es kann nicht sein, dass der Branchenführer Subventionen bekommt für eine Fabrik, und die anderen erhalten nichts. Damit wird die Wettbewerbsgrundlage verzerrt.“ Außerdem habe sein Unternehmen mit vielen anderen Technologiekonzernen den Chipstandort Sachsen über die letzten Jahrzehnte erst überhaupt ermöglicht.

    In eine andere Kerbe schlägt Achim Wambach vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mit seiner Einschätzung. Er bemängelt, dass eine Förderung von Forschung und Entwicklung einer reinen Produktion vorzuziehen wäre. Dies wäre für die angestrebte „technologische Führungsrolle Europas“ erfolgsversprechender.

    Nicht die einzige geplante Chipfabrik in der BRD

    Bereits seit letztem Sommer plant der US-Riese Intel den Bau einer Chipproduktion in Magdeburg für über 30 Milliarden Euro. Knapp ein Drittel soll davon vom Bund gefördert werden, auch wenn die Bestätigung der EU-Kommission noch aussteht. Ob das Projekt wirklich realisiert wird, steht aktuell noch in den Sternen.

    Intel spart momentan und auch sein Aktienkurs entwickelte sich in den letzten zwei Wochen sehr negativ. Die Landesregierung in Sachsen-Anhalt will von einem Scheitern des Vorhabens nichts wissen, doch hinter dem Nebel sieht es auch weiterhin düster aus. Nicht zuletzt eine Anfrage der Linksfraktion im Landtag offenbarte dies – sie kritisierte überdies einen großen Mangel an Transparenz der eigenen Bevölkerung gegenüber.

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