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Die Reichen fliegen ins All – wir aus unserer Arbeit und Wohnung!

Am Sonntag wurde der Irrsinn dieses Systems wieder für Jede:n sichtbar. Während die Wirtschaftskrise Millionen von Menschen in Armut und Hunger geworfen hat, hat der Unternehmer Richard Branson nichts Besseres zu tun, als der erste milliardenschwere Weltraum-Tourist zu werden. – Ein Kommentar von Julius Strupp

Am Sonntagvormittag (Ortszeit) startete der erste Weltraum-Tourist von New Mexico aus ins All. Der Milliardär Richard Branson hob um 10:40 Uhr mit der Maschine „VSS Unity“ seines eigenen Raumfahrtunternehmens „Virgin Galactic“ab gen Weltall.

Damit kam er Jeff Bezos, dem Gründer des Monopols Amazon, um wenige Tage zuvor. Der verfügt – ebenso wie schließlich noch Tesla-Chef Elon Musk – auch über eine eigene Raumfahrt-Firma. Nach 40 Minuten war Branson wieder auf der Erde zurück.

In den Medien wurde der Flug sehr groß aufgezogen. So war unter anderem von einer „Ära des Weltraumtourismus“ die Rede, die nun begonnen habe. Nun hat „Virgin Galactic“ auch schon erste Tickets verkauft – für 250.000 Dollar das Stück.

Zwar ist wohl damit zu rechnen, dass die Preise in Zukunft sinken werden. Jedoch kann man wohl nicht davon ausgehen, dass sich in absehbarer Zeit jede:r von uns touristisch im Weltall vergnügen kann. Gleichwohl wird nun der Weltraum wohl nicht nur aufgrund seiner Rohstoffe, sondern auch als kommerzielles Urlaubsziel in den kapitalistischen Weltmarkt mit einbezogen werden.

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Für den Moment überwiegt bei mir jedoch der Eindruck, dass die Lebensrealität der Kapitalist:innen und die der breiten Bevölkerung ein unüberwindbarer Graben trennt.

Schenkte man den Erzählungen der Herrschenden bisher Glauben, wird man sich jetzt wohl verwundert die Augen gerieben haben. Denn der Rummel um das touristische Rennen der Milliardär:innen ins All zeigt nur zu deutlich, dass wir eben nicht im selben Boot sitzen.

Denn während die Ausbeuter:innen genug Fett angesetzt haben, um sich mit einem Trip in den Weltraum zu beschäftigen, haben die Arbeiter:innen in Deutschland und auf der Welt zurzeit in einer der schwersten Wirtschaftskrisen der Geschichte des Kapitalismus ganz andere Probleme.

Derzeit hungern 690 Millionen Menschen weltweit und Millionen haben ihre Arbeit verloren. Selbst in Deutschland ist nicht mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit auf das Vorkrisenniveau zu rechnen. Jobverlust und steigende Mieten drängen immer mehr Menschen in den Großstädten in Armut und Wohnungslosigkeit.

Ironischerweise betreibt Bransons Mischkonzern „Virgin“ auch eine Sparte für den Zugverkehr namens „Virgin Trains“, die in Großbritannien operiert. Das dortige Schienennetz ist ähnlich wie das deutsche für seine Mängel international bekannt. Während Millionen Menschen auf dieses Netz angewiesen sind, interessiert sich Branson jedoch allem Anschein nach mehr für die „Virgin Galactic“ und das Vergnügen einer Handvoll Milliardär:innen.

Wir sehen also, dass die Lebenswelt der Reichen meilenweit von unserer entfernt ist. Wir sitzen nicht im selben Boot und es kann auch keinen dauerhaften Interessensausgleich im Sinne einer Sozialpartnerschaft geben.

Bransons Flug verdeutlicht das nur einmal mehr: Wir können nicht erwarten, dass die Milliardär:innen und ihre politischen Vertreter:innen sich unserer annehmen. Stattdessen soll es uns recht sein, wenn sie ins Weltall fliegen – mögen sie nie wieder kommen! Denn ohne Ausbeuter:innen und mit den gesellschaftlichen Belangen in der eigenen Hand lebt es sich auf der Erde mit Sicherheit besser.

Julius Strupp
Julius Strupp
Autor bei Perspektive seit 2019, Redakteur seit 2022. Studiert in Berlin und schreibt gegen den deutschen Militarismus. Eishockey-Fan und Hundeliebhaber. Motto: "Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt."

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