Beim Bündnistreffen von Australien, Japan, Indien und den USA ging es vor allem um Lieferketten, technologische Absprachen und gemeinsame Forschung. Die „Quad“-Staaten wollen ein Gegenmodell zur chinesischen „Neuen Seidenstraße“ schaffen. Das Gipfeltreffen folgte nur kurz nach einem internationalen Eklat um das Militärbündnis AUKUS.
Vordergründig handelt es sich nur um ein Gipfeltreffen zum Informationsaustausch und zum Anstoß gemeinsamer Forschungsprojekte. Tatsächlich wollen die „Quad“-Staaten nicht weniger als Chinas Machtzuwachs in Eurasien und dem Indopazifik stoppen. Dafür haben sich die Regierungschefs von Australien, Japan, Indien und den USA nun in Washington getroffen.
Der „Quad“-Gipfel befasste sich mit Handelsfragen von geostrategischer Bedeutung, so z.B. der Neuordnung der Lieferketten von Computerchips und dem Aufbau einer von China unabhängigen 5G-Mobilfunktechnologie. Zudem wollen die Staaten bis Ende 2022 gemeinsam eine Milliarde Corona-Impfdosen produzieren. Indien soll dabei zum Produktionsstandort werden. Die Impfstoffe sollen vor allem in südostasiatische Länder geliefert werden und damit Chinas Bestrebungen bremsen, ein Impfmonopol in der Region zu errichten. Zusätzlich wurden in Washington eine Reihe von bilateralen Vereinbarungen getroffen, wie z.B. eine Kooperation zwischen Indien und Australien bei der Wasserstoff-Technologie.
Insgesamt sind die Aktivitäten der „Quad“-Staaten darauf ausgerichtet, ein Gegenmodell zur chinesischen „Belt-and-Road“-Initiative („Neue Seidenstraße“) zu schaffen. Mit dem 3,7-Billionen-Dollar-Megaprojekt will die Volksrepublik weite Teile Eurasiens und der Welt wirtschaftlich und technologisch durchdringen – und greift damit die USA als bisherige Welthegemonialmacht frontal an. Diese und ihre Bündnispartner reagieren nun mit vielfältigen Gegenprojekten – wie zuletzt der „Build back better world“-Initiative auf dem G7-Gipfel im Juni.
Das „Quad“-Bündnis ist ein weiterer Baustein in der Strategie der USA. Dabei beschränkt es sich bislang auf wirtschaftliche Fragen. Militärisch arbeiten die Teilnehmerländer jedoch ebenfalls zusammen, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Malabar-Manöver im Indischen Ozean im vergangenen Oktober.
Erst vor einer Woche hatten die USA, Australien und das Vereinigte Königreich zudem die Gründung eines Militärbündnisses mit Schwerpunkt im Indopazifik verkündet. Durch dieses erhält Australien als siebtes Land der Welt Zugang zu Atom-U-Booten. Die überraschende Nachricht von der Schaffung des Bündnisses hat nicht nur China empört, sondern ebenso Frankreich. Wegen AUKUS ist nicht nur ein eigener U-Boot-Deal Frankreichs mit Australien geplatzt. Zudem wird das Land als bisheriger enger Bündnispartner der beteiligten Staaten außen vor gelassen – und das, obwohl es selbst Überseeterritorien im Indopazifik besitzt. Der Londoner Economist sprach angesichts der AUKUS-Gründung von einer „tektonischen Plattenverschiebung“ in der Geopolitik und verglich das Ereignis mit der Suez-Krise 1956, Richard Nixons Peking-Besuch 1972 und dem Fall der Berliner Mauer 1989.