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Sonntag, Oktober 6, 2024
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    Ausweitung des Bürgerkriegs im Sudan

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    Der Bürgerkrieg im Sudan tobt noch immer. Nun ist eine weitere Provinz davon betroffen und weitere hunderttausende Menschen müssen fliehen. Auch andere Länder wie Saudi-Arabien und Russland versuchen, in diesem Konflikt Einfluss zu nehmen.

    Der seit nunmehr zwei Jahren tobende Bürgerkrieg im Sudan weitet sich aus. Nun wird auch die bisher als relativ sicher geltende Provinz Dschasira von den Kämpfen erfasst. Nach UN-Angaben befinden sich hunderttausende Menschen von dort bereits auf der Flucht.

    Im Sudan bekriegen sich nach einer demokratisch-revolutionären Protestbewegung gegen die Militärdiktatur, die im Jahr 2019 begann, und den zwei darauf folgenden Militärputschen 2019 und 2021 verschiedene Fraktionen der herrschenden Klasse des Landes: das eine Lager, gestützt durch die offizielle Armee, das andere gestützt durch die sogenannte Schnelle Einsatztruppe (RSF). Letztere war noch 2013 vom Diktator Umar al-Bashir ins Leben gerufen worden.

    Massiv eskaliert sind diese Kämpfe zuletzt im April 2023 und halten seitdem an, Perspektive berichtete darüber. Insgesamt soll es seitdem nach UN-Angaben mindestens 12.000 Tote und 6 Millionen Geflüchtete in diesem Krieg geben. Die Schnelle Einsatztruppe, die für ihre besonders brutalen Verbrechen in vorherigen Konflikten berüchtigt ist, meldete, dass sie die Stadt Wad Medani erobert habe – dies wird teilweise als militärischer Wendepunkt im Krieg analysiert.

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    Von der Ausweitung der Kämpfe sind nun nicht nur die Bewohner:innen der Provinz Dschasira betroffen. Die Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaats, Wad Medani – im Zentrum eines großen Baumwollanbaugebietes gelegen – galt als wichtiger Zufluchtsort für Geflüchtete aus anderen Teilen des Landes. Aber auch Unternehmen hatten ihre Aktivitäten in diese Stadt verlagert.

    Zwar sind die beiden kämpfenden Bürgerkriegsfraktionen seit langem verfeindet, aber auch geopolitische Interessen spielen in dem Konflikt eine Rolle. So hatten sich hohe Militärs der sudanesischen Armee immer wieder offen für die Idee einer russischen Militärbasis am Roten Meer gezeigt.

    Nachdem Russland in letzter Zeit die Unzufriedenheit und Proteste gegen die Regimes in Westafrika ausnutzen konnte, um seinen eigenen Einfluss in der Region auszuweiten, ist offensichtlich, dass die USA und die EU eine solches Projekt verhindern wollen.

    Auch die berüchtigte, von General Dagalo kommandierte RSF scheint für eine Zusammenarbeit mit Russland offen: so gibt es immer wieder Berichte über eine Kooperation mit der Söldnergruppe Wagner. Vor Ausbruch des offenen Bürgerkriegs im Jahr 2022 hatte die „Übergangsregierung“ des Landes dem Kreml offenbar Zugang zu seinen Goldressourcen zugesagt und dafür militärische Unterstützung gefordert.

    Doch auch in den langjährigen Stellvertreterkrieg im Jemen griff dieser Teil der sudanesischen Armee ein – diesmal an der Seite von Saudi-Arabien gegen die Huthi-Rebellen, die hauptsächlich vom Iran unterstützt werden.

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