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Freitag, Juni 28, 2024
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    „Unser Jubiläum ist ein Aufruf, mutige Schritte zu gehen!“

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    Vor zehn Jahren, am 1. Mai 2014, trat der Kommunistische Aufbau erstmals öffentlich in Erscheinung. Zu seinem zehnjährigen Organisationsjubiläum haben wir sie getroffen und über vergangene Erfahrungen und zukünftige Herausforderungen gesprochen.

    Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem Jubiläum. Wie blickt ihr auf das vergangene Jahrzehnt eurer Organisation und ihrer Entwicklung zurück?

    In den vergangenen zehn Jahren hat sich nicht nur unsere Organisation entwickelt und verändert, sondern auch die Klassenkampfsituation. So waren diese Jahre geprägt von einer immer schnelleren Zuspitzung der Widersprüche auf internationaler, aber auch auf nationaler Ebene.

    Die Situation, in der wir uns als sehr kleine Organisation 2014 auf den Weg machten, ist auf vielen Ebenen kaum mit der heutigen vergleichbar: Nicht nur die internationale Situation war eine vollkommen andere als heute, sondern auch die Klassenkämpfe in Deutschland und die Situation der revolutionären Bewegung war eine andere.

    Im Jahr 2014 waren wir eine der wenigen Gruppen, die offen die Notwendigkeit des Aufbaus einer Kommunistischen Partei in Deutschland vertraten und über die letzten zehn Jahre auch offensiv verfolgt haben. Das ist heute zum Glück ganz anders. So hat sich eine ganze Reihe an Strukturen entwickelt, die zwar ideologische, politische oder methodische Unterschiede zu uns haben, aber direkt als Ziel benennen, am Aufbau einer Kommunistischen Partei zu arbeiten.

    Das ist eine sehr positive Entwicklung, und wir können es als einen ersten Erfolg unserer Organisation bewerten, dass auch wir mit unserer politischen und ideologischen Arbeit zu einer größeren Klarheit in der Organisationsfrage, zumindest auf ideologischem Gebiet, beitragen konnten.

    Die gewachsene Zahl von Organisationen mit dem Anspruch des Parteiaufbaus ist jedoch nicht nur eine ideologische Veränderung, sondern auch Ausdruck von verschärften Widersprüchen im Imperialismus und einem stärker gewordenen Drang der bewusstesten Teile der Arbeiter:innenklasse, nicht mehr partei- und somit letztlich wehrlos den Angriffen des Kapitals gegenüberzustehen.

    Gleichzeitig stellt sich uns dadurch heute die Aufgabe, den gemeinsamen Kampf der revolutionären und kommunistischen Bewegung konkret zusammen zu führen und damit die Voraussetzungen für eine weitere Annäherung herzustellen – unabhängig davon, ob aus Teilen dieser Kampfeinheit eine gemeinsame Partei entstehen wird oder nicht.

    In euren Veröffentlichungen bezieht ihr euch immer wieder darauf, dass es euer Ziel ist „den Marxismus-Leninismus auf die Höhe der Zeit zu heben“. Was meint ihr damit und wie gelingt euch das?

    Wir haben bei unserer Gründung festgestellt, dass Teile unserer Weltanschauung eben nicht den Anforderungen der Realität und des Klassenkampfes entsprechen. Viele Bereiche unserer ideologischen Grundlage wurden seit Mitte des letzten Jahrhunderts kaum weiterentwickelt oder sind heute revisionistisch entstellt. Diesen Rückstand gilt es aufzuholen und revisionistische Abweichungen aufzudecken und zurückzudrängen.

    Wir bemühen uns, die Fragen, die wir uns stellen, aus den unmittelbaren Bedürfnissen des Klassenkampfes, der Revolution und des Parteiaufbaus abzuleiten und praktische Schlussfolgerungen aus ihr zu ziehen. Unsere theoretische Arbeit ist damit in der materiellen Realität des Klassenkampfes verwurzelt und hilft uns dabei, eine möglichst einheitliche Entwicklung von Theorie und Praxis zu organisieren.

    Gleichzeitig müssen wir unsere Theorie so aufbereiten, dass wir uns bei ihrer Verbreitung moderner Formen der Agitation und Propaganda bedienen und verschiedene Methoden zur populären Vermittlung marxistisch-leninistischer Positionen nutzen. Nur so können wir möglichst viele Menschen unserer Klasse erreichen und für den revolutionären Kampf begeistern.

    Immer wieder gab es in der vergangenen Zeit Angriffe verschiedener Kräfte gegen eure Organisation. Wie geht ihr damit um?

    Die von euch angesprochenen Angriffe sind sicher nichts Besonderes und treffen ja auch nicht nur uns als Organisation. Vielmehr sind sie auf der einen Seite Ausdruck einer notwendigen Ausdifferenzierung der politischen Widerstandsbewegung in Zeiten, in denen sich die Widersprüche zuspitzen und dadurch alle Kräfte gezwungen sind, klarer Position zu beziehen. Dadurch geht eben ein großer Teil all jener Kräfte der verschiedenen Schattierungen der Sozialdemokratie offener auf die Seite des Kapitals über. So sind unter anderem die offenen Angriffe aus der Linkspartei oder Teilen des sich selbst als „antiautoritär“ bezeichnenden Spektrums einzuordnen.

    Interessanterweise unterscheiden sich diese Angriffe in der Argumentation kaum von der Antipropaganda mit der uns Verfassungschutzbehörden, Innenministerien oder andere offene Reaktionär:innen und Faschist:innen überziehen.

    Was würdet ihr heute als die wichtigsten Lehren eurer eigenen Geschichte betrachten?

    Wohl eine der wichtigsten Lehren, die wir in der Praxis lernen mussten ist, dass es in der Entwicklung einer Organisation stets darum gehen muss zu bestimmen, welcher Entwicklungsschritt das Hauptkettenglied ist, mit dem man die Entwicklung der gesamten Organisation vorantreiben und dynamisch beeinflussen kann.

    In unserer Entwicklung war das etwa die Gründung unserer Jugendorganisation 2017 oder unserer Frauenorganisation 2019, welche die Entwicklung der gesamten Organisation massiv vorangetrieben haben. Gleiches gilt für die Entwicklung und den Aufbau eines Systems von Massenorganisation und ihre Zusammenfassung unter einem einheitlichen politischen Dach – als Beitrag zum Wiederaufbau einer klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung.

    Und wie geht es nun weiter? Was sind eure Ziele und Perspektiven für die kommende Zeit?

    Die nächsten Schritte müssen wir aufbauend auf unserem erreichten Stand, einem korrekten Verständnis der Klassenkampfsituation und dem Stand unserer Bewegung bestimmen. Klar ist dabei schon jetzt, dass die Entwicklung all dieser Faktoren dynamischer wird. Und auch unsere Organisation muss darauf ebenfalls mit schnelleren, mutigeren und auch riskanteren Schritten antworten, weil sie sonst unweigerlich zu einem unbedeutenden Randfaktor im Klassenkampf verkommen würde.

    Im Mittelpunkt der Weiter- und Höherentwicklung unserer Organisation wird in der kommenden Zeit die Entwicklung kommunistischer Kader:innen in ausreichender Qualität und Quantität stehen. Denn der Aufbau eines flexiblen und stabilen Rückgrats der Organisation, bestehend aus einem in Theorie und Praxis geschulten Stamm an „Berufsrevolutionär:innen”, wird die Geschwindigkeit bestimmen, mit der wir in unserer Entwicklung mit mutigen Sprüngen und notwendiger Festigung voranschreiten können.

    Und bei dieser Entwicklung haben wir keine Zeit zu verlieren, denn der deutsche Imperialismus wird uns keine Verschnaufpause im Klassenkampf gewähren. Gelingt es uns, eine kollektive Begeisterung für die vor uns stehenden Aufgaben zu entfachen und weitere Genoss:innen, die noch außerhalb unserer Reihen stehen, damit anzustecken, dann kommen wir unserem Ziel, dem Aufbau einer Kommunistischen Partei in Deutschland, wesentliche Schritte näher.

    Das zehnjährige Jubiläum unserer Organisation ist in diesem Sinne auch ein Aufruf an alle Genoss:innen, an alle Kommunist:innen und Revolutionär:innen in Deutschland und an die fortschrittlichsten Teile unserer Klasse, mit uns am Aufbau der Kommunistischen Partei zu arbeiten und dabei mutige Schritte zu gehen, die vielleicht vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen.

    Eine längere und ausführlichere Auswertung und einen Ausblick auf die Perspektiven unserer Entwicklung findet ihr auch in einer Erklärung auf unserer Webseite und auf einer bundesweiten Vortragsreihe unter dem Titel „10 Jahre Kommunistischer Aufbau: Aufbruch und neue Perspektiven“.

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