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Freitag, September 13, 2024
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    Streik bei Thyssenkrupp-Stahlwerken gegen Kürzungen und Stellenabbau

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    In Nordrhein-Westfalen legten Arbeiter:innen der Thyssenkrupp-Stahlwerke die Arbeit nieder. Grund sind verheerende Kürzungen in der Produktion und der damit verbundene Stellenabbau.

    Die geplanten Kürzungen bei den Thyssenkrupp-Stahlwerken wurden von Konzernchef Miguel López nochmals verschärft: Die Stahlproduktion der Tochter Thyssenkrupp Steel Europe soll nun halbiert werden. 10.000 Arbeiter:innen würden damit ihre Jobs verlieren, und ganze Produktionsstandorte könnten geschlossen werden.

    Die Ankündigungen blieben nicht unbeantwortet: Am Donnerstag haben Arbeiter:innen an allen Standorten in NRW gegen die Kürzungen und den damit verbundenen Personalabbau protestiert. Zwar erlaubt das deutsche Streikrecht einen Streik, zu dem Gewerkschaften aufrufen, nur im Rahmen von Tarifverhandlungen. Trotzdem zogen hunderte Arbeiter:innnen vor die Fabriktore. Möglich wurde dies, indem der Betriebsrat zu Infogesprächen eingeladen hatte, die gut besucht wurden.

    In Duisburg, Dortmund und Hagen wurde ein weitreichender Stillstand der Produktion erwirkt: In Duisburg kam es z.B. durch ca. 350 Arbeiter:innen zur Blockade einer Zufahrtsstraße vor einem Tor zum Werksgelände, sodass kein Verkehr mehr durchkam. In Dortmund demonstrierten am Borsigplatz 300 Menschen.

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    Auch, wenn die genauen Vorhaben der Unternehmenssparte Thyssenkrupp Steel Europe noch nicht veröffentlicht wurden, sind die Befürchtungen der Arbeiter:innen mit den kommenden Einsparungen groß. Schon im Mai gab es eine Demonstration mit 5.000 Teilnehmer:innen, nachdem kurzfristig bekannt gegeben worden war, dass die tschechische EP Corporate Group 20 Prozent des Geschäftszweigs übernehmen soll. Daraus soll ein Gemeinschaftsunternehmen entstehen, an dem sich beide Einzelunternehmen zu 50 Prozent beteiligen. Betriebsräte und Arbeiter:innen kritisieren die völlige Intransparenz und fehlenden Pläne für die Neustrukturierung. Die sich häufenden Proteste sowie die Streiks am Donnerstag, die in einem noch legalen Grauzonenbereich liegen, zeugen von der Bereitschaft vieler Arbeiter:innen, aktiv um ihre Zukunft zu kämpfen.

    Stahlkocher:innen als Spielball des Kapitals?

    Hintergrund der Kürzungspläne in der Stahlproduktion sind Umstrukturierungen infolge von einem jahrzehntelangen wirtschaftlichen Abstieg der Stahlindustrie in Deutschland. Als Gründe werden gestiegene Energiekosten und die internationale Konkurrenz genannt. Staatssubventionen in Milliardenhöhe in den letzten Jahren konnten einen Stellenabbau noch hinauszögern. Mit ihrer Hilfe soll auch auf eine grünere Produktion umgerüstet werden.

    Die deutsche Wirtschaft kann nämlich nicht auf eine eigene Stahlproduktion verzichten: Die Lieferkettenstabilität deutscher Konzerne, die auf Stahl angewiesen sind – z.B. Automobil- oder auch Rüstungsunternehmen – muss in Zukunft durch eine eigene Stahlproduktion gewährleistet sein. Gerade im Kontext zunehmender Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen kapitalistischen Großmächten steigt deren Bedeutung auch auf lange Sicht, während die Arbeiter:innen im Stahlbetrieb zunächst der aktuellen negativen Konjunktur ausgeliefert sind. In Zukunft dürften ihre Streiks also eine noch größere Wirkung entfalten als ohnehin schon.

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