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Sonntag, September 15, 2024
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    Wenn Eltern jeden Cent zweimal umdrehen müssen

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    Hefte, Stifte, Schulranzen – Vieles muss vor dem Schulstart noch besorgt werden. Eltern sind dabei immer häufiger auf finanzielle Förderung angewiesen, um auch nur das Nötigste für die Bildung der Kinder zu bekommen.

    In vielen Bundesländern hat das neue Schuljahr bereits begonnen oder geht bald los. Die Schulen stellen dabei Listen auf, was alles an Materialien gebraucht wird. Die Kosten steigen dabei so rasant an, dass immer mehr Eltern Hilfe bei Bund oder Land beantragen. Obwohl es zwischen den Bundesländern auch Unterschiede gibt, zeichnet sich, nicht erst seit diesem Jahr, eine Tendenz ab.
    Laut dem statistischen Bundesamt sind die Preise von Papierprodukten im Juli 2023 um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (die durchschnittliche Teuerung lag bei 6,2 Prozent). Von 2023 bis 2024 stiegen nun die Kosten von Schulbüchern um ca. 6 Prozent. Besonders bei Erstklässler:innen entstehen viele Kosten: Schulranzen, Mäppchen, Schultüte, Einschulungsfeier mit der Verwandtschaft. Eine Mutter aus Sachsen-Anhalt berichtete, dass dafür insgesamt um die 2.000 Euro zusammengekommen seien.

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    Zuschüsse reichen für einen Schulranzen

    Für Bürgergeld-Empfänger:innen gibt es bei Einschulung das Schulstartpaket, das in zwei Teilen zu den Halbjahren ausgezahlt wird. In Rheinland-Pfalz sind das 174 Euro, in Berlin und Brandenburg 195 Euro. Das SWR hat anhand einer Vorgabenliste aus Mainz die Gesamtkosten für die Grundausstattung eines Schulkindes auf 409 Euro geschätzt. Alleine für einen Schulranzen sind Preise ab 100 Euro normal.
    In Brandenburg haben laut der Bundesagentur für Arbeit ein Zehntel aller Schüler:innen Leistungen bekommen, in Berlin sind es sogar ein Viertel. In Schwerin macht ein Schreibwarenladen aus dem Einkaufsstress derweil Geschäft, indem es direkt anhand der Zettel Pakete zusammenstellt – natürlich für 20 Euro extra.

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    Lernmittelfreiheit so gut wie abgeschafft

    Größere Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt es bei der Lernmittelfreiheit, also dass Schulbücher unentgeltlich verliehen werden. Das System wurde Ende der 1960er bzw. Anfang der 1970er eingeführt, jedoch durch die zunehmende Privatisierung inzwischen nach und nach abgeschafft. Nur noch in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besteht sie noch.
    Die Kosten von Heften, Stiften, Fahrtkosten etc. werden aber dadurch auch nicht übernommen. In Ländern wie Rheinland-Pfalz ist die kostenlose Schulbuchausleihe bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze möglich. In der Stadt Ingelheim wurden bisher noch Zuschüsse von 110 Euro (Grundschule) und 130 Euro (weiterführende Schulen) gemacht, aber diese werden in diesem Schuljahr abgeschafft.
    Angesichts der Preislage ist es für viele Eltern schwierig, einen hohen Qualitätsanspruch an die Schulmaterialien ihrer Kinder zu erheben. Jedoch besteht ein hoher sozialer Druck unter den Schulkindern, neue Sachen wie Schulranzen ab der dritten oder vierten Klasse zu bekommen. Das führt dann schnell zu sozialen Hierarchien und Ausgrenzung ärmerer Mitschüler:innen. Schulmaterial hat dadurch Auswirkungen auf das soziale Gefüge unter Kindern.

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