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Donnerstag, Mai 2, 2024
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    Kapitalismus bedeutet Klimakatastrophe!

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    Ob Italien, Kanada oder Griechenland: Waldbrände fegen über den ganzen Kontinent und werden durch die Klimakrise verstärkt. Die Bilder sind erschreckend und furchteinflößend. Neben all den Katastrophen wird sich die „Klimahölle“ in Zukunft jedoch vor allem in Form von verstärkten Klassenkämpfen und sozialen Ungleichheiten äußern. Ein Kommentar von Konstantin Jung

    Es hat mittlerweile fast Tradition, dass jedes Jahr erneut von „historischen Waldbränden“ und „Hitzerekorden“ gesprochen wird – auch hier auf Perspektive Online war das vor zwei, drei, vier und fünf Jahren der Fall. Es sieht so aus, als würden dieses Jahr neue Rekorde folgen.

    Beziehungsweise tun sie das schon. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird der Juli diesen Jahres mit Abstand der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein. Die sieben heißesten Tage der letzten 100.000 Jahre sind alle innerhalb einer Woche Anfang Juli gemessen worden. Bedingungen, unter denen es besonders häufig brennt, auch Feuerwetter genannt, treten seit einigen Jahren auf mehreren Kontinenten verstärkt und vermehrt auf.

    Das Resultat davon sind noch verheerendere Waldbrände, wie wir sie kürzlich in Griechenland sehen konnten. Dabei sind bislang mindestens vier Menschen ums Leben gekommen, vor einigen Tagen haben die Flammen sogar ein Munitionslager explodieren lassen.

    Kanada erlebt derzeit die schlimmste Brandsaison seiner Geschichte, Schätzungen zufolge wurden währenddessen um die 160 Megatonnen CO2 freigesetzt. Selbst weit entfernte Großstädte beklagen dadurch eine immer gesundheitsschädlichere Luftverschmutzung, der Dunst hüllte im Juni etwa kurzerhand ganz New York in orangenen Qualm.

    Klimaschutzverträge für Großindustrie: Solche Pläne werden den Klimawandel nicht aufhalten!

    Die Reichen können sich die Klimakrise leisten – wir aber nicht

    Kann also gut sein, dass eine Art „Klimahölle“ in den nächsten Jahren schon zur Realität wird. Doch wir sollten uns dabei klar machen, wer primär unter der sich verschärfenden Situation leiden wird und wer sie überhaupt verursacht. „Angesichts der extrem ungleichen Verteilung von Wohlstand und Macht in unserem Weltsystem stellen immer mehr radikale Intellektuelle und Klimaaktivist:innen infrage, ob »die Menschheit« kollektive historische Verantwortung für den Klimawandel trägt“, bemerkt beispielsweise der US-amerikanische Historiker Jason W. Moore.

    Ganz im Gegenteil zu individualistischen, konsumkritischen Erklärungsversuchen sitzen wir in der der Klimakrise nämlich nicht alle im selben Boot. Es sind eben die Superreichen und ihr kapitalistisches System, die die Natur am meisten ausbeuten und dabei auch am umweltschädlichsten leben. Zumal sie auch am ehesten die finanziellen Mittel haben, um vor den Auswirkungen der Klimakrise zu fliehen.

    Außerdem werden vor dem Hintergrund verstärkter Hitzewellen, drohender Wasserknappheit und abnehmenden Lebensraum für Pflanzen und Tiere Kämpfe um die verbleibenden Ressourcen auch jetzt schon kriegerisch ausgetragen.

    Klassenkampf statt Weltuntergangsszenarien

    An der Stelle gilt es natürlich trotzdem, nicht dem Defätismus zu verfallen und den Umweltkampf aufzugeben. Natürlich bedroht die Klimakrise jetzt schon weltweit die natürlichen Lebensgrundlagen von etlichen Menschen, wir sind aber vermutlich nicht die „letzte Generation“ vor dem Weltuntergang. Unser Fokus muss stattdessen auf den verstärkten Klassenkämpfen von oben liegen, welche uns beispielsweise in Form von erhöhten CO2-Steuern „für das Klima“ treffen.

    Uns fehlt schlicht und ergreifend die Zeit, ständig nur die Regierungen der kapitalistischen Länder nach Verbesserungen im Klimaschutz anzuflehen. Sie schaffen es objektiv gesehen nicht, ihre eigenen Ziele einzuhalten und lügen massenhaft junge Menschen mit einer vermeintlich zukunftsgewandten und grünen Politik an. Das schlägt sich nicht zuletzt auch in der massiven Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Ampel-Regierung nieder – selbst unter Anhänger:innen der grünen Partei.

    Wenn Studien immer wieder zu dem Schluss kommen, dass die größten Konzerne der Welt am klimaschädlichsten produzieren und weit unter ihren Klimazielen bleiben – dann müssen sich unsere Kämpfe dagegen richten. Wenn der deutsche Staat in Kriegszeiten massive Überkapazitäten an fossilen Energieträgern aufbaut – dann müssen sich unsere Kämpfe dagegen richten. Und wenn bei Hitzewellen in Deutschland tausende Menschen sterben und die Ampel-Regierung im Gesundheitsbereich kürzt – dann müssen sich unsere Kämpfe nicht zuletzt auch dagegen richten.

    • Seit 2022 politisch aktiv in Sachsen. Schreibt am liebsten über Antifa und Kultur im Kapitalismus. "Es gibt kein anderes Mittel, den Schwankenden zu helfen, als daß man aufhört, selbst zu schwanken."

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