Die Verteidigungsminister Deutschlands und Frankreichs unterzeichneten am Freitag ein Memorandum über das neue Landkampfsystem MGCS. Die Verträge sollen bis Jahresende unter Dach und Fach sein. Deutschland hat die Führung beim Kampfpanzerprojekt, während Frankreich beim Luftkampfsystem FCAS den Pilotensitz einnimmt. Vier Rüstungsunternehmen sind an dem Projekt beteiligt. Wer den Turm und die Kanone bauen darf, muss noch ausgefochten werden.
Das deutsch-französische Projekt zum Bau eines neuen Kampfpanzersystems hat die nächste Hürde genommen. Am Freitag unterzeichneten Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein französischer Amtskollege Sébastien Lecornu in Paris ein Memorandum of Understanding über die weitere Zusammenarbeit beim „Main Ground Combat System“ (MGCS). Das Memorandum regelt die Verteilung der Projektaufgaben auf die verschiedenen nationalen Industrien und soll bis Ende des Jahres die Voraussetzungen für fertige Verträge schaffen.
Zwei imperialistische Staaten — ein gemeinsames Rüstungsprojekt
Das umständliche Verfahren bringt zum Ausdruck, dass es alles andere als einfach ist, wenn zwei konkurrierende imperialistische Staaten in einem so sensiblen Bereich wie der Kriegsführung gemeinsame Sache machen wollen. Beide Seiten achten penibel darauf, nicht in eine einseitige Abhängigkeit von der jeweils anderen Macht zu geraten. Ebenso wollen die Geschäftsinteressen der jeweiligen nationalen Rüstungsmonopole bei dem Vorhaben berücksichtigt sein.
Vereinbart wurde deshalb, dass Deutschland zwar die Führungsrolle beim Landkampfsystem MGCS übernimmt, Frankreich dafür aber das Kommando beim ebenfalls geplanten Luftkriegssystem FCAS („Future Combat Air System“) erhält. Entwickelt werden soll das Panzersystem von einer eigenen Projektgesellschaft, an der die Rüstungsunternehmen KNDS Deutschland, KNDS France, Rheinmetall und Thales beteiligt sind. Die Kosten und Arbeitsanteile an dem Projekt sollen jeweils zu 50 Prozent auf die beiden Länder verteilt werden.
Vorbereitung auf einen Krieg gegen Russland?
Das Kampfpanzersystem MGCS soll ab den 2040er Jahren die Panzer Leopard 2 und Leclerc ablösen. Das System soll in der Lage sein, im Kampfeinsatz autonom und zusammen mit Drohnen zu agieren. Es soll aus einer gemeinsam genutzten Fahrzeugwanne bestehen, die mit verschiedenen Modulen bestückt werden kann. Deutschland entwickelt die Plattform mit Fahrgestell und automatisierter Navigation sowie die Panzerung und Drohnenabwehr, während Frankreich für den Bau der Lenkflugkörper und die Sensorik zuständig ist. Andere Bereiche wie die Kommunikations- und Führungstechnologie sowie die Logistik werden von beiden Ländern gemeinsam verantwortet.
Deutschland und Frankreich beschließen gemeinsames Rüstungsabkommen
Umstritten ist noch, welches Rüstungsunternehmen das Herzstück des Panzers, nämlich den Turm und die Kanone, entwickelt: Hierum streiten sich noch der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall und sein französischer Konkurrent KNDS France. Die Frage wurde von den Ministern vorerst vertagt: Beide Länder wollen zunächst unterschiedliche Kanonensysteme entwickeln und nach einer Erprobungsphase entscheiden, welches sie nehmen wollen. Sollten Deutschland und Frankreich bis dahin wider Erwarten selbst Krieg gegeneinander führen, dürfte die Modulbauweise des Panzers beiden Ländern eine Nutzung ermöglichen. Es erscheint derzeit jedoch wahrscheinlicher, dass beide Länder das System als Bündnispartner in einem Krieg gegen Russland einsetzen werden. Satte Gewinne einfahren werden in jedem Fall die beteiligten Rüstungsmonopole.