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Freitag, März 29, 2024
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    Jahresrückblick 2020 – Ein Jahr im Zeichen von Pandemie und Krise

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    Das Jahr 2020 geht nun vorbei. In der medialen und politischen Öffentlichkeit wird es vor allem mit der Pandemie gleichgesetzt. Doch was ist sonst noch passiert im Corona-Jahr 2020? – Ein Jahresrückblick von Julius Strupp

    Umweltkatastrophen

    Das Jahr begann mit riesigen Waldbränden und Buschfeuern in Australien, die bereits seit September 2019 angedauert hatten. Millionen Tiere fielen ihnen zu Opfer, und auch die Bevölkerung hatte stark zu leiden. Des Weiteren waren sie für den Ausstoß von mehr als 400 Tonnen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre verantwortlich. 12 Millionen Hektar Land wurden zerstört.

    In Kalifornien schlugen im August Waldbrände mehr als 100.000 Menschen in die Flucht.

    Kalifornien: 100.000 fliehen vor historisch großen Waldbränden

    Der Amazonas-Regenwald wurde in diesem Jahr – unter anderem durch Brandrodungen für die Profitinteressen der Kapitalist:innen – erneut dramatisch verkleinert.

    Wirtschaftskrise

    Die Wirtschaftskrise hatte sich schon seit 2018 angekündigt, als an das Coronavirus noch nicht einmal zu denken war. Im Jahr 2020 vertiefte sie sich weiter und wurde durch die Pandemie in verschiedenen Bereichen massiv zugespitzt. Zuerst waren vor allem Arbeiter:innen in den sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen betroffen. Noch immer sind hunderttausende befristete Arbeitsplätze bedroht.

    Viele deutsche Großkonzerne wie ThyssenKrupp oder Continental haben riesige Entlassungs- und Umstrukturierungsprogramme angekündigt. Gleichzeitig setzt sich in Regionen, die bereits „sterben“, der Industrieabbau noch weiter fort.

    Wirtschaftskrise bedroht Hunderttausende befristete Arbeitsplätze

    Die Regierung verschob in der Krise immer wieder die Frist für die pflichtige Insolvenzanmeldung. Wenn diese demnächst nicht mehr verschoben werden wird, droht eine Pleitewelle. Außerdem setzte der Staat Milliardenhilfen für Unternehmen wie Lufthansa, Puma, TUI und viele andere mehr auf, während Arbeiter:innen und Solo- sowie kleine Selbstständige in der Krisenpolitik der Bundesregierung leer ausgehen.
    Viele Ökonom:innen gehen deshalb von einer der schwersten Wirtschaftskrisen in der Geschichte des Kapitalismus aus.
    Doch gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiter:innen formiert sich auch zunehmender Widerstand. So organisierte das Bündnis „#NichtAufUnseremRücken“ seit April immer wieder bundesweite Proteste.

    Corona-Pandemie

    Die Corona-Pandemie spielte die zentrale Rolle im gesellschaftlichen Geschehen des Jahres 2020. Als im Januar das Auftreten eines neuartigen Virus im chinesischen Wuhan bekannt wurde und bald erste Fälle in Europa auftraten, wurde der Erreger noch belächelt. Es handele sich nur um eine einfache Grippeart, und sie werde in Europa nicht großflächig ausbrechen.

    Corona: der freiwillige Ausnahmezustand

    Entgegen diesem Optimismus musste dann Mitte März das öffentliche Leben heruntergefahren werden: Schulen, Restaurants und andere Geschäfte hatten zu schließen. Kontaktbeschränkungen und tiefe Eingriffe in die Freiheitsrechte der Bevölkerung traten im Kraft – während die Betriebe offen blieben. Dabei entwickelten sich unter anderem Schlachthöfe wie der von Tönnies zu einem Infektionsherd.

    Nach einer relativen Entspannung der Situation im Sommer wurden die Corona-Schutzmaßnahmen dann wieder Stück für Stück verschärft: Trotz des „Lockdowns light“ im November gilt seit Mitte Dezember ein verschärfter Lockdown – wieder mit Geschäfts- und Schulschließungen und erneuten Eingriffen in die Freiheitsrechte.

    Insbesondere Schüler:innen waren und sind für die Schulschließungen schlecht ausgestattet und haben allzu oft kein digitales Endgerät, um am sogenannten “Homeschooling” teilzunehmen.

    Rechter Terror

    Vor allem Faschist:innen gelang und gelingt es währenddessen, gegen die Corona-Maßnahmen zehntausende Menschen auf die Straße zu bringen. Der Widerstand von links ist zu schwach und kaum wahrnehmbar.

    Im Jahr 2020 hat auch der faschistische Terror in Deutschland eine neue Qualität erreicht. Zahllose „Chatgruppen“ von Polizist:innen und Soldat:innen flogen auf, in denen diese Übungen für einen Rassenkrieg koordinierten oder faschistische Inhalte austauschten.

    Darüber hinaus kam es am 19. Februar zu einem der schwersten faschistischen Anschläge in der Geschichte der Bundesrepublik. In Hanau wurden bei einem Massaker in einer Shisha-Bar und einem Café wahllos neun Menschen von einem Faschisten getötet, der danach sich und seiner Mutter das Leben nahm.

    Rechtes Massaker in Hanau

    Und im Fall des größten faschistischen Anschlags der BRD, dem Oktoberfestanschlag vom 26. September 1980, stellte die Bundesanwaltschaft im Juli – fast 40 Jahre später – die Ermittlungen ein.

    Aufrüstung

    Neben Pandemie und Wirtschaftskrise wurde auch in diesem Jahr erneut aufgerüstet. Die größten Rüstungsunternehmen strichen Rekordgewinne ein, und auch die Türkei erhält weiter deutsche Rüstungsgüter.

    Außerdem wird in Deutschland derzeit über die Bewaffnung von Drohnen diskutiert. Auch ein Einstieg in das französische Atomwaffenprogramm stand zur Debatte.

    Zum Hintergrund der Debatte über bewaffnete Drohnen

    Ausblick

    Wie wir sehen, ist das politische Leben während der Corona-Pandemie keinesfalls stehen geblieben. Dieser Jahresrückblick ist naturgemäß unvollständig und dennoch zeigt sich, dass es noch immer ausreichend viele Angriffe der Bundesregierung und der Kapitalist:innen gegen uns gibt, die wir zurückschlagen müssen.
    Als Arbeiter:innen, Arbeitslose, Schüler:innen und Studierende dürfen wir es nicht hinnehmen, dass diese Krise auch im Jahr 2021 weiter auf unseren Rücken ausgetragen wird.

    • Autor bei Perspektive seit 2019, Redakteur seit 2022. Studiert in Berlin und schreibt gegen den deutschen Militarismus. Eishockey-Fan und Hundeliebhaber. Motto: "Für alles Reaktionäre gilt, dass es nicht fällt, wenn man es nicht niederschlägt."

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