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Freitag, Mai 3, 2024
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    “Necklace of diamonds”: Indiens Großmachtpläne

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    Dass China im indischen Ozean aufrüstet und sich kriegsfähig macht, wird in den Medien oft diskutiert. Dass Indien eine vergleichbare Strategie verfolgt, ist hingegen weniger bekannt.

    Chinas strategischer Plan, die neue Seidenstraße, ist wohl heute vielen Menschen ein Begriff. Teil dieses Großmachtplans ist auch die sogenannte „String of pearls“, eine Reihe von Häfen, die sich wie eine Perlenkette von Shanghai bis nach Dschibuti am Horn von Afrika erstrecken, wo auch Chinas erste Militärbasis im Ausland liegt. Die Gemeinsamkeit der Häfen ist, dass sie unter chinesischem Einfluss stehen oder von China finanziert wurden. Unter ihnen sind auch viele Marinehäfen, welche den Kriegsvorbereitungen des Landes dienen.

    Weniger bekannt ist allerdings, dass Indien im Indischen Ozean, nach ganz ähnlichem Muster, seine eigene Strategie verfolgt, welche „Necklace of diamonds“ genannt wird. Dieses indische Projekt streckt sich von Zentralasien bis in die Mongolei, von Japan, Indonesien, Singapur über die Seychellen bis Iran und verfolgt damit offensichtlich auch das Ziel, den Konkurrenten China militärisch einzukreisen und damit den Boden zu bereiten, selber die stärkste Macht in dieser Region zu werden. Auffällig ist dabei, wie umfassend die Strategie von Indien verfolgt wird: Es werden gemeinsame Militärübungen abgehalten, Industriezentren erbaut und einige der umfassendsten Rüstungsgeschäfte der indischen Geschichte getätigt.

    Strategie der „Necklace of diamonds“

    Um seinen geostrategischen Gegner China auszuhebeln, hat Indien begonnen, an der Strategie der „Necklace of diamonds” zu feilen: Es baut seine Marinestützpunkte aus und versucht mehr Einfluss auf für sich strategisch wichtige Länder zu gewinnen. So schaffte es Indien zum Beispiel, Zugang zu einigen neuen Marinehäfen zu erlagen.

    2018 unterzeichnete der indische Premierminister Modi ein Abkommen mit Singapur, welches der indischen Marine direkten Zugang zu einem Stützpunkt in Changi verschafft. Während einer Fahrt durch das Südchinesische Meer kann die indische Marine nun ihre Schiffe an diesem Stützpunkt auftanken und aufrüsten.

    Ebenfalls 2018 verschaffte sich Indien in Indonesien den militärischen Zugang zum Hafen von Sabang, der direkt am Eingang der Straße von Malakka liegt. Diese Meerenge ist einer der berühmtesten der sogenannten “Choke-Points”, also Engpässe auf der Welt, da ein großer Teil des weltweiten Handels, besonders mit Rohöl, durch diese Meerenge, welche sich relativ leicht blockieren lässt, hindurch muss.

    Im Jahr 2016 unterzeichnete Indien mit dem Iran ein Abkommen zum Ausbau des Hafens von Chabahar. Der Hafen bietet Zugang zu Afghanistan und Zentralasien, außerdem erlaubt er Indien, seinen Gegner Pakistan zu umgehen. Der Hafen ermöglicht es Indien gleichzeitig, die Straße von Hormus zu kontrollieren, die für den Transport von Öl meist genutzte Seeroute der Welt. Der Hafen erhielt Auftrieb, nachdem Indien zudem erwirkte, dass die USA den Hafen von ihren Sanktionen gegen den Iran befreien. 2018 übernahm Indien dann den gesamten Betrieb des Hafens.

    Indiens Einfluss über andere Länder in Asien

    Indien verschafft sich nicht nur direkten militärischen Zugang zu strategisch günstig gelegenen Marinestützpunkten, sondern baut auch neue Marinestützpunkte auf, entwickelt die alten Stützpunkte weiter und baut seinen Einfluss auf andere Staaten aus.

    Dabei wurden bereits große Projekte beschlossen. So haben Indien und Japan gemeinsam erklärt, einen „Asia-Africa Growth Corridor“ aufzubauen. Dabei handelt es sich um nichts anderes als eine gemeinsame Strategie, um Einfluss über den afrikanischen Kontinent zu gewinnen. Das Ziel der Initiative umfasst unter anderem Entwicklungs- und Kooperationsprojekte und den Bau neuer Infrastruktur.

    Modi hat außerdem als erster indischer Premierminister alle Länder Zentralasiens während einer Reise besucht. Innerhalb von 4 Jahren nach seinem Besuch hatte sich der Handel mit den zentralasiatischen Ländern bereits verdoppelt. Dies verschafft Indien strategischen Zugang zu den Rohstoffen Zentralasiens und den Wirtschaften der jeweiligen Länder.

    Des Weiteren verkauft Indien auch an andere Staaten, die China nicht gerade freundlich gesonnen sind, die gemeinsam mit Russland entwickelte BrahMos Rakete. Bei ihr handelt es sich um den schnellsten Überschall-Marschflugkörper der Welt.

    Obwohl Indien nicht dieselben gewaltigen finanziellen Mittel wie China zu Verfügung hat, verfolgt es in den letzten Jahren – beginnend im Indischen Ozean – immer offendichtliche seine eigenen Großmachtpläne. Dabei scheint es, als würden sich beide Seiten auf eine Konfrontation im Indischen Ozean vorbereiten.

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