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Samstag, April 27, 2024
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    Kommunist:innen gedenken Friedrich Engels trotz Repression

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    Am 5. August ist Friedrich Engels’ Todestag. Um ihm zu gedenken, organisiert das Wuppertaler Engelsbündnis eine Demonstration. Perspektive wagt einen Blick in die Vergangenheit des großen Kommunisten und den Kampf um sein Erbe gegen Reaktion und Repression.

    Am 28. November 1822 wurde Engels in Barmen, heute ein Stadtteil von Wuppertal, geboren. In seinem sehr bewegten Leben machte er viele Begegnungen mit revolutionären Menschen und erlebte die Widersprüche und Umbrüche der Gesellschaft hautnah mit.

    Als Sohn eines reichen Industriellen bekam er die Konflikte zwischen der alten, sterbenden Feudalordnung und dem aufgestiegenen Bürgertum von Nahem mit. Das Geschäft seines Vaters litt massiv unter den Zollschranken, die im Gebiet des heutigen Deutschlands den Austausch hemmten. Nach und nach fielen diese Schranken, die Zollunion wurde erkämpft und es etablierten sich bürgerliche liberale Organisationen, die den jungen Fritz stark beeinflussten.

    In seiner Zeit als freiwilliger Rekrut der Armee kam er in die Kreise der „Freien“, der Junghegelianer in Berlin und kämpfte gegen die verstaubten, veralteten Ideen von Gott und christlicher Moral. Während seine damaligen Weggefährten in diesem Kampf gegen solche Ideen aufgingen, reichte das Friedrich nicht. Er sah, dass dieser Kampf gegen Ideen nichts bringt, wenn er nichts in der Gesellschaft verändert, wenn er also nicht zur materiellen Gewalt wird.

    Zu dieser Zeit traf er auch auf Karl Marx, der ihm sein Leben lang ein guter Freund und enger Kampfgenosse sein würde. Sie beide profitierten von ihrem ideologischen Austausch, man sagt bis heute, dass wir Marx’ Schriften zur politischen Ökonomie ohne Engels’ Einfluss nicht lesen könnten. Dieser widmete sich unter anderem der Fertigstellung des zweiten und des dritten Bands des „Kapitals“ nach Marx’ Tod.

    Die Volksaufstände in den Jahren 1848/49 begleitete Engels nicht nur aus der Ferne, er mischte sich selbst ein und konnte seine militärischen Kenntnisse, die er in Berlin erlernt hatte, einbringen. Nach dem Sieg der Reaktion musste er jedoch fliehen und verließ Deutschland. Von England aus widmete der Internationalist sich dann der Weiterentwicklung der Arbeiter:inenbewegung.

    Das “Engelsbündnis”

    Das Engelsbündnis ist ein Bündnis aus verschiedenen revolutionären, kommunistischen und sozialistischen Organisationen. Es organisiert seit einigen Jahren jedes Jahr im Sommer um Engels’ Todestag am 5. August herum eine Demonstration. Über viele Jahre konnte die Demonstration friedlich durch Wuppertal ziehen, oft endete sie im Engelsgarten, wo auch das Geburtshaus des Kommunisten steht. Als Abschluss der Demonstrationen wird dort an der Statue von Friedrich Engels traditionell die Internationale gesungen. Dabei war die Demonstration der Stadt schon lange ein Dorn im Auge.

    Im Jahr 2020 organisierte die Stadt Wuppertal eine umfassende Kampagne zum 200. Geburtstag Friedrich Engels’. Es waren viele Veranstaltungen geplant, viele Flyer wurden gedruckt und Texte veröffentlicht, die Engels als einen einfachen Philosophen oder auch einfach als einen „Wuppertaler“ darstellen sollten. Ziel war es also, die Geschichte im Sinne des Bürgertums umzuschreiben und vor allem zu vertuschen, dass Engels ein Kommunist, ein Kämpfer für die Diktatur des Proletariats und Beteiligter an den Aufständen in Deutschland 1848/49 war.

    Wegen der Infektionsschutzregelungen gegen Corona sagte die Stadt ihr gesamtes Programm ab oder ließ Teile online stattfinden. Das Engelsbündnis hingegen organisierte eine Gedenkdemonstration mit hunderten Teilnehmenden, zahlreichen revolutionären, sozialistischen und kommunistischen Organisationen verschiedener ideologischer Linien. Die Demonstration lief über die Hauptstraße von Elberfeld nach Barmen und setzte damit ein klares Zeichen gegen die Geschichtsverfälschung und für den Kampf der Arbeiter:innenklasse. Vielen Leuten aus dem bürgerlichen Verwaltungsapparat und Lokalpolitiker:innen der bürgerlichen Parteien ist das sauer aufgestoßen. Im folgenden Jahr wurde die Demonstration mit massiver Polizeigewalt überzogen und konnte nicht starten. Die Verfahren zu der Demonstration 2021 laufen heute immer noch.

    Der Kampf gegen die Repression

    Was war geschehen? Die Demonstration, die für den 7.8.2021 geplant war, konnte wegen der starken staatlichen Repression gar nicht erst stattfinden. Laut einer Vertreterin des Bündnisses soll die Polizei die Aktion willkürlich und provokativ erst behindert, dann rechtswidrig eingekesselt und verboten haben. Gegen den Polizeieinsatz klagt das Bündnis beim Verwaltungsgericht in Düsseldorf.

    Seitdem ist viel Zeit vergangen. Das Bündnis schätzt, dass fast alle Teilnehmenden ein Bußgeld wegen einer Ordnungswidrigkeit bekommen haben. Darüber hinaus wurden Ermittlungen gegen einige Demonstrationsteilnehmer:innen begonnen: Die Anklagen lauten auf Landfriedensbruch, Widerstand und andere Delikte. Gegen diese Verfahren geht das Bündnis auch vor. So konnte im vergangenen Juli nach zwei Verhandlungstagen ein Freispruch vor Gericht erkämpft werden. Ein junger Aktivist hatte wegen eines angeblichen tätlichen Angriffs einen Strafbefehl über 120 Tagessätze erhalten. Unmittelbar nach dem Freispruch fand eine Kundgebung des “Revolutionären Jugendbunds” und der migrantischen Organisation “Bir-Kar” vor dem Gericht statt.

    Es laufen noch weitere Verfahren, und gegen einige Strafbefehle haben Bündnisteilnehmer:innen Einspruch erhoben. Das Engelsbündnis macht klar, dass die Repression es nicht davon abbringen wird, ihre Politik auf die Straße zu tragen und Friedrich Engels zu gedenken. Auch in diesem Jahr wird die Engelsdemonstration in Wuppertal stattfinden. Der Aufzug beginnt am Samstag, den 12.08.2023, um 13:00 Uhr am Wuppertaler Hauptbahnhof.

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