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Freitag, Oktober 4, 2024
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    In ganz Europa können sich Millionen Menschen das Heizen nicht mehr leisten

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    Eine EU-weite Studie hat ergeben, dass im Jahr 2022 ca. 42 Millionen Menschen aus finanziellen Gründen ihre Wohnung nicht angemessen heizen konnten. In Deutschland betrifft das ca. 5,5 Millionen Menschen. Die Tendenz steigt. Während Gasmonopole weiterhin Gewinne erzielen, können sich immer weniger Arbeiter:innen eine ausreichend warme Wohnung leisten.

    Laut der Europäischen Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) war es im Jahr 2022 ca. 9,3% der registrierten EU-Bürger:innen nach deren eigener Einschätzung aufgrund von Geldmangel nicht möglich, ihre Wohnung angemessen zu heizen. Bei den knapp 452 Millionen registrierten EU-Bürger:innen ergibt das insgesamt ca. 42 Millionen Menschen in der Europäischen Union – die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

    Das Statistische Bundesamt teilte auf Basis der Erhebung mit, dass in Deutschland rund 6,6% der Bevölkerung davon betroffen waren. Das sind ungefähr 5,5 Millionen Menschen, die ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht warmhalten konnten. Gegenüber dem Jahr 2021 hat sich der Anteil (damals 3,3%) damit verdoppelt.

    Alleinerziehende sind dabei besonders häufig betroffen: Von ihnen gaben rund 14,1% an, aus Geldmangel nicht heizen zu können. Ebenfalls überdurchschnittlich betroffen sind Familienhaushalte aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7%) sowie Alleinlebende (7,3%).

    Andere Länder der EU liegen noch deutlich über dem Durchschnitt. So gaben 22,5% der Menschen in Bulgarien an, nicht ausreichend heizen zu können (ca. 1,5 Millionen Menschen). In Zypern waren es 19,2% (ca. 230.000 Menschen) und in Griechenland 18,7% (ca. 2 Millionen Menschen).

    Die meisten Menschen in einem EU-Land, die nicht mehr genügend heizen können, gibt es mit 8,1 Millionen in Spanien (17,1% der Bevölkerung) und mit 7,2 Millionen in Frankreich (10,7% der Bevölkerung).

    Steigende Energiepreise auch dieses Jahr

    Grund für den Anstieg der Anzahl von Menschen, die aufgrund von Geldmangel in einer kalten Wohnung saßen, waren vermutlich vor allem die gestiegenen Energiepreise im Zusammenhang mit dem Krieg um die Ukraine. Der deutsche Mieterbund warnte schon im August 2022, dass Millionen Menschen ihre Heizkosten in Zukunft nicht mehr werden zahlen können. Grund dafür waren die sinkenden Reallöhne, die allgemeinen Teuerungen und speziell die gestiegenen Heizkosten.

    Gaspreise erneut angezogen – Heizkosten für Arbeiter:innen steigen

    Besonders profitiert haben hingegen die Gasmonopole. Die deutschen Gasspeicher sind dieses Jahr relativ voll, trotzdem wird der Gaspreis um 12% erhöht werden.

    Steigende Heizkosten führen zusammen mit steigenden Mieten und Lebensmittelpreisen viele Menschen in unsichere Lebenssituationen. So hat fast die Hälfte der 262.600 wohnungslosen Menschen in Deutschland ihre Wohnung entweder ausschließlich bzw. aufgrund von Mietschulden verloren.

    Auch die Hilfe für Obdachlose ist häufig von Kürzungen betroffenen. Angesichts der wirtschaftlichen Lage der Menschen am untersten Rand der Gesellschaft wird es auch dieses Jahr wieder zu Kältetoten in Deutschland kommen. Angesichts der Haushaltskrise liegt die Vermutung nahe, dass sich dieser Zustand sogar noch verschlimmern könnte.

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