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Freitag, April 26, 2024
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    Tod durch Implantat-Pfusch: JournalistInnen decken System der Gesundheitsgefährdung auf

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    Defekte Herzschrittmacher, poröse Hüftprothesen, minderwertige Brustimplantate – sie sorgen für Gesundheitsschäden bis hin zum Tod bei vielen hunderttausend Menschen weltweit. Auch in Deutschland.

    Das „Internationale Konsortium investigativer Journalisten“ (ICIJ) hat zehntausende Dokumente untersucht, mit Wissenschaftlern und Journalisten gesprochen. 250 JournalistInnen aus 36 Ländern waren daran beteiligt. Die erschreckenden Ergebnisse sind nun unter dem Titel „#ImplantFiles“ veröffentlicht worden.

    Demnach sterben jedes Jahr viele zehntausend Menschen wegen Problemen mit minderwertigen Medizinprodukten. Hunderttausende erleiden erhebliche Verletzungen.

    Systematische Gesundheitsgefährdung in Deutschland

    Auch in Deutschland gibt es massive Probleme mit Medizinprodukten – 2017 war die Zahl so hoch wie nie zuvor. So wurden im letzten Jahr etwa 14.000 „Vorkommnisse“ gemeldet, darunter auch Todesfälle. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich diese Zahl verdreifacht. Laut Bundesgesundheitsministerium ist bei mehr als der Hälfte der Meldungen ein minderwertiges Produkt die Ursache.

    Dabei ist jedoch von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. So wurden letztes Jahr beispielsweise 3.000 Brustimplantate wegen schmerzhafter Vernarbung herausoperiert, dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden jedoch nur nur 141 Vorkommnisse gemeldet.

    operation photo

    Europäische Patienten als „Versuchskaninchen”

    In Europa können neue Produkte einfach auf den Markt gebracht werden. Sie erhalten ihre „Sicherheits“-Zertifikate bei einer von über 50 privaten Firmen. Ein Insider, der für Prüfstellen tätig ist, sagte gegenüber NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, dass kaum Zertifikate abgelehnt würden – aus Angst davor, Kunden zu verlieren. Laut Bundesregierung habe sich das privates Prüfsystem „bewährt“. Sie hatte sich dafür eingesetzt.

    Des weiteren kommen einem internen Vermerk des Bundesgesundheitsministeriums zufolge sogar 90 Prozent aller Hoch-Risiko-Produkte auf den Markt, ohne zuvor in klinischen Studien getestet worden zu sein. Dabei ist laut Gesetz der Verzicht auf klinische Daten nur in begründeten Ausnahmen zulässig.

    Schon 2011 hatte deshalb der Chef der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA angedeutet, dass in Europa die Menschen als “Versuchskaninchen” eingesetzt würden, indem er äußerte: “Wir benutzen unsere Leute in den USA nicht als Versuchskaninchen.”

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