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Samstag, April 27, 2024
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    “Wir müssen handeln, nicht immer nur diskutieren!”

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    Seit vergangenen Freitag befinden sich sechs InternationalistInnen in Berlin in einem befristeten Hungerstreik. Wir sprachen mit Alex und Klara über ihre Motivation, die Aktionsform des Hungerstreiks und die Rolle der deutschen Medien.

    Ihr befindet euch seit drei Tagen im Hungerstreik, wie geht es euch?

    Alex: Sehr gut, wir kommen mit sehr vielen Leuten ins Gespräch. Die Aktion stößt auf sehr viel Interesse. Wir sprechen mit sehr vielen Leuten über die Situation von Abdullah Öcalan. Es ist ein starkes Gefühl was uns sehr viel Kraft gibt.

    Klara: Körperlich merkt man schon das man schwächer wird. Aber wie Alex schon meinte: Gibt es sehr viel Kraft zu wissen das wir etwas mit unserer Aktion erreichen und auch die Reaktionen der Kurdischen Freund*innen gibt uns viel Kraft und Motivation. All das zeigt uns das wir das richtige tun.

    Alex: Außerdem sind sehr viele Freund*innen und Genoss*innen hier die, die Aktion konkret unterstützen. Das zeigt das, dass Thema auch für die Linke relevant ist. Es bringt die Hoffnung mit sich das auch andere Linke und demokratische Kräfte dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken.

    Warum Hungerstreik?

    Die Aktionsform des Hungerstreiks ist ja nun in Deutschland nicht mehr sehr weit verbreitet und wird auch aus vielen Ecken der Linken scharf kritisiert, was war bzw. ist eure Motivation als „Deutsche Linke“ in einen befristeten Hungerstreik zu treten?

    Alex: Man kann und sollte mit Sicherheit über die Aktionsform des Hungerstreiks diskutieren. Wir sehen aber die Notwendigkeit jetzt zu handeln. Bisher haben viele Aktionsformen auf unterschiedlichsten Ebenen stattgefunden, die Medien berichten weiterhin nicht davon.

    Klara: Unser 72stündiger Hungerstreik ist als ein Teil des ganzen Kampfes zu sehen, mit dem wir vor allem den kurdischen Freund*innen unsere Verbundenheit zeigen wollen. Wir wollen ihnen zeigen, dass wir sie sehen, an sie denken und bei ihnen stehen. Derzeit befinden sich über 7000 Gefangene in der Türkei in einem unbefristeten Hungerstreik. Aber auch in ganz Europa gibt es Menschen die sich dem unbefristeten Hungerstreik angeschlossen haben.

    Der gesundheitliche Zustand der meisten ist schon mehr als kritisch, es gab Krankenhausaufenthalte jedoch wurde die Behandlung durch die Hungerstreikenden verweigert. Es ist spätestens jetzt notwendig aktiv zu werden. Leyla Güven befindet sich mittlerweile seit 159! Tagen im Hungerstreik.Wann sollen wir aktiv werden wen nicht jetzt?!

    Alex: Die „Deutsche Linke“ ist oft sehr gut darin alles bis ins kleinste Detail zu diskutieren und sich von einander abzugrenzen. Wir müssen aber auch ins Handeln kommen.

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    Die Rolle der deutschen Medien

    Wie bewertet ihr die Rolle Deutschlands und der deutschen Medien, welche sich ja weiterhin in Schweigen hüllen?

    Klara: Deutschland hat eine starke politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der Türkei. Deutschland unterstützt das Erdogan Regime sowohl politisch als auch militärisch bei der Verfolgung von Menschen die sich dem Regime widersetzen. Zu den Medien: Es gibt eine Medienblockade, dass heißt es wird nicht darüber berichtet wie die Situation der Hungerstreikenden ist, geschweige denn über deren Forderungen. Das erschwert die Situation ungemein.

    Alex: Schauen wir uns doch einmal die Logik der Medien genauer an. Worüber wird in den Tagesnachrichten berichtet? Oft sind es belanglose Ereignisse. Auch die Medien unterliegen einer kapitalistischen Verwertungslogik. So geht es nicht darum politische Kämpfe die, die Menschen bewegen und gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, sondern es werden meist nur die Perspektiven der „Mächtigen“ dargestellt. 7000 Menschen sind nicht irgendeine Zahl, die man herunter rechnen kann bis nichts mehr davon übrig ist! Die 7000 Hungerstreikenden führen ihren Kampf entschlossen und sind bereit für ihre Freiheit zu sterben. Wen die Medien nicht darüber berichten zeigt das ihre Parteilichkeit zur deutschen Politik.

    Klara: Vor unserer Aktion haben ja schon Freund*innen, fünf Tage, vor dem Bundestag und am Brandenburger Tor protestiert. Es gab keinerlei Reaktion der Politiker*innen die unmittelbar mit dem Protest konfrontiert waren. Wo bleibt da, die oft beschworene Menschlichkeit?!

    Alex: Ich kenne Niemanden in meiner Nachbar*innenschaft der in einer Situation, in der ein Mensch vor seiner/ihrer Tür steht und um Hilfe bittet, so ignorant wäre. Noch nicht einmal zu Fragen was der Mensch an Hilfe bedarf oder was sein konkretes Anliegen ist, ist bezeichnend für die gepriesene deutsche Demokratie.

    Was wollt ihr den Menschen sagen?

    Alex: Ich würde den Menschen in Deutschland sagen wollen, dass wir alle ein Teil der Geschichte sind und diese nicht von einzelnen Personen oder Momenten geschrieben wird.

    Klara: Wen wir die weltweiten Kämpfe wahrnehmen und damit anfangen diese auch als unsere zu verstehen, weil wir überall gegen die gleiche Unterdrückung kämpfen, können wir daraus Hoffnung ziehen und das Wissen, dass eine reale Veränderung möglich ist.

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