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Freitag, April 26, 2024
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    Warum ein YouTube-Video die gesamte CDU triggert

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    Seit fünf Tagen macht ein YouTube-Video Schlagzeilen, das die CDU wenige Tage vor der Europawahl nicht mehr zur Ruhe kommen lässt und deren Glaubwürdigkeit untergräbt. Der YouTuber Rezo trifft einen Nerv. – Ein Kommentar von Felix Thal

    Vor fünf Tagen veröffentlichte der YouTuber Rezo ja lol ey auf seinem Kanal ein Video mit dem griffigen Namen „Die Zerstörung der CDU“, das bisher über sieben Millionen Menschen gesehen haben. Für das 55 Minuten lange Video habe das Team um Rezo mehrere hundert Stunden Recherche und Produktion investiert.

    Dabei rechnet der YouTuber mit den Leistungen der CDU/CSU und der SPD in Sachen Klimaschutz, Bildungspolitik, Kernkompetenzen von PolitikerInnen, Drogenpolitik und Krieg ab. In einem mehr als zehn Seiten langem Quellenverzeichnis belegt er seine Behauptungen, lässt aber auch Raum für Kritik.

    CDU zieht Konter-Video zurück

    Bisher hat die CDU in Interviews auf Diskussionseinladungen verwiesen, bei denen sie mit dem Sechsundzwanzigjährigen ins Gespräch kommen will. Ursprünglich habe man ein eigenes YouTube-Video mit dem CDU-„Young-Star“ Philipp Amthor veröffentlichen wollen, das bisher aber nicht ausgestrahlt wurde und unter Verschluss bleibt.

    In Sachen Aufmachung mag das Video Geschmacksache sein. Schnelle Schnitte und im Staccato gesprochene Sätze lassen der Fülle an Fakten aber gut folgen. Gleichzeitig wird bei jedem Argument auf eine Quelle verwiesen, auch wenn diese durchaus angreifbar sind.

    Beispielsweise wird ein Diagramm veröffentlicht, das den Eindruck vermittelt, dass Die Linke pro SchülerIn mehr Geld in der Bildungspolitik ausgebe als die CDU. Problematisch ist hierbei die Vermischung von strukturschwachen und strukturstarken Bundesländern sowie Stadtstaaten und Flächenländern. Am Ende hinkt der Vergleich.

    Nichtsdestotrotz trifft Rezo einen Nerv und gibt der jungen YouTube-Generation wieder ein Gesicht im Kampf um Anerkennung durch eine alte und konservative Politikerschicht. Wie auch bei Fridays for Future ist es erfrischend, wenn sich junge Menschen unbequemen Tatsachen stellen, für ihre Interessen auf die Straße gehen und Politik in Eigenverantwortung betreiben. Dazu hat Rezo einen guten Beitrag geleistet.

    Kritiken sind nicht neu – aber trotzdem richtig

    Verwunderlich ist nur die Tatsache, dass die Fakten, die in dem Video genannt werden, nicht neu sind. Wer bereits eine Folge Neues aus der Anstalt, Extra3 oder die Heute-Show gesehen hat, kennt die Versäumnisse der Regierungsparteien in ähnlicher Aufmachung. Das Medium YouTube offenbart ein weiteres Mal, welch eine Reichweite und Schlagkraft es besitzt, junge Generationen zu erreichen und Menschen zu politisieren.

    Der Umgang der CDU mit dem Video offenbart abermals deren Inkompetenz. Die Videoproduktion mit Philipp Amthor schien selbst der Parteispitze zu lächerlich, woraufhin deren Veröffentlichung untersagt wurde. Auch deren Gesprächsangebote an Rezo selbst drehen sich vielmehr darum, seine Meinung zu ändern und zu zeigen, worin er falsch liegt. Die Missstände, die er in seinem Video anspricht, sind völlig nebensächlich. Sein Aufruf soll mundtot gemacht werden.

    Das Video mag moralisch überheblich sein, populistisch daherkommen und Quellen in vereinfachter Form darstellen, aber offenbart die Fehler, die die etablierte Politik in den letzten dreißig Jahren begangen hat. Dass diese Fehler nun hunderttausenden Jugendlichen bekannter werden, ist genau richtig.

    • Schreibt für die Belange vom Geflüchteten und gegen die AfD. Solidarität stellt sich nicht von selbst her, sie muss organisiert werden.

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