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Samstag, April 27, 2024
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    „Alle Räder stehen still – wenn Ende Gelände es so will“

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    Nach drei Tagen hat das Bündnis “Ende Gelände” die Massenaktion gegen Kohleabbau beendet. Über 6.000 Menschen blockierten an diesem Wochenende zentrale Knotenpunkte des Rheinischen Braunkohlereviers. Fast alle Blockade-Finger kamen an ihr Ziel – die Polizei rächte sich mit Einschränkungen der Grundrechte.

    Was für ein Erfolg: über drei Tage lang beteiligten sich rund 6.000 Menschen an Aktionen zivilen Ungehorsams des Bündnisses für Klimagerechtigkeit, „Ende Gelände“.

    Diese hatten sich vergangenen Donnerstag auf dem Ende-Gelände-Camp in Viersen in mehrere Blockade-“Finger“ aufgeteilt, die  für die kommenden Tage trainierten. Am Freitag begannen dann die Aktionen.

    Der „Silberne Finger“ startete am Freitag um 9 Uhr, konnte jedoch tagsüber noch nicht zu seinem Ziel vorstoßen. Rund 400 Personen übernachteten daraufhin in Köln – nur um am darauffolgenden Tag erfolgreich zu sein. Es gelang ihnen, die Hambach-Bahn zu blockieren.

    Zeitgleich war auch der „Pinke Finger“ gestartet. Doch der Bahnhof Viersen wurde von der Polizei gesperrt, der Finger eingekesselt – über 13 Stunden in der prallen Sonne. Später wurden die AktivistInnen dann noch einmal über Stunden in Bussen festgehalten. Hinterher schlossen sich Teile des pinken Fingers der Blockade des grünen Fingers an.

    Besonders erfolgreich war der “Grüne Finger”. Dieser war Freitag gegen 11 Uhr gestartet. Aufgrund der Blockade des Bahnhofs Viersen entschieden die DemonstrantInnen kurzerhand, einen 10 km Umweg über eine Bundesstraße zum Bahnhof Mönchengladbach zu marschieren. Von da aus war es dann nach einer Zugfahrt nicht mehr weit zum Ziel. Sie blockierten die Kohlebahn, in einigen hundert Meter Entfernung eines Kraftwerks. Die Blockade wurde über 40 Stunden gehalten.

    Auch der „Rote Finger“ kam an sein Ziel. Nach dem selben stundenlangen Marsch nach Mönchengladbach wie der grüne Finger reiste er weiter zu einer angemeldeten Demo in Hochneukirch. Doch über lange Zeit blockierte die Polizei diese angemeldete Versammlung. Erst nach rund fünf Stunden Wartens konnte die Demonstration in Richtung des bedrohten Dorfes Keyenberg starten. Dort übernachteten die Aktivisten unter freiem Himmel auf einer Wiese rund 300 Meter von der Abbruchkante des Tagebaus entfernt. Am nächsten Tag gelang es dann rund der Hälfte des Fingers, in den Tagebau Garzweiler vorzustoßen. Ein anderer Teil wurde von der Polizei gekesselt und später in Bussen abtransportiert – ohne Feststellung der Personalien.

    Der „Goldene Finger“ startete Samstag früh um 6 Uhr mit rund 2.000 Personen. Auch dieser konnte später mit Hunderten in den Tagebau Garzweiler vordringen. Mit dazu beigetragen hatte auch die Blockade des „Bunten Fingers“, an dem auch dutzende RollstuhlfahrerInnen teilnahmen. Sie hatten mit einer Straßenblockade den Weg in die Grube frei gemacht.

    Die Aktionen führten in ihrer Gesamtheit dazu, dass alle Kohle-Bagger im Tagebau gestoppt wurden.

    „Wir haben dieses Wochenende Klima-Geschichte geschrieben. Noch nie war die Bewegung so vielfältig und noch nie waren wir so entschlossen. Denn die Zeit drängt: Die Klimakrise erfordert einen sofortigen Kohleausstieg. Weil die Politik versagt, haben wir selbst dafür gesorgt, dass die Kohle-Bagger stillstehen“, so Nike Malhaus, Pressesprecherin von Ende Gelände.

    Massive Einschränkung der Grundrechte

    Während der Aktionen kam es zu massiven Grundrechtseinschränkungen durch die Polizei. So wurden mehrfach AktivistInnen über Stunden daran gehindert, zu angemeldeten Kundgebungen und Demonstrationen durchgelassen zu werden oder diese durchzuführen. Später wurde Gefangenen verwehrt, den „Ermittlungsausschuss“ anzurufen – die Stelle für AktivistInnen, die sich um Gefangene kümmert. Des weiteren kam es zu mehreren Körperverletzungen durch die Polizei.

    „Es ist absurd, dass die Regierung so viel Zeit und Geld darauf verwendet, unseren legitimen Protest für Klimagerechtigkeit zu bekämpfen. Würde die Politik auch nur halb so viel Energie in ihre Klimapolitik stecken wie in ihre Polizeieinsätze, dann hätten wir gar keinen Anlass für unsere Aktionen“, so Kathrin Henneberger, Pressesprecherin von Ende Gelände.

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