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Samstag, April 27, 2024
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    Verschuldung von Studierenden: KfW fordert über zwei Milliarden Euro aus Studienkrediten

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    Durch die Leitzinserhöhung der EZB müssen 170.000 Studierende mittlerweile Rekord-Zinsen zahlen. Die Bundesregierung lässt sie dabei allein.

    Für Studierende, die nicht die engen Voraussetzungen für die Bewilligung von BAföG erfüllen, bleibt regelmäßig nur die Aufnahme eines Studierendenkredits, um sich den Traum eines Studiums oder einer Ausbildung zu erfüllen. Im Gegensatz zum BAföG muss dieser in voller Höhe zurückgezahlt werden und wird darüber hinaus nun sogar verzinst.

    Bis zu diesem Jahr belief sich der Zins für Studierendenkredite bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) auf Null. Zurückgezahlt wurde lediglich der geliehene Betrag. Dies hat sich durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) drastisch geändert: hunderttausende Studierende und Auszubildende sitzen nun in einer Schuldenfalle.

    Schuldenfalle variabler Zins

    Die Kredite für Studierende der KfW haben einen variablen Zins, abhängig vom Leitzins der EZB. Jahrelang fielen so durch die Nullzinspolitik der EZB für Studierende keine weiteren Zinsbeträge an. Zur Bekämpfung der Inflation hat die EZB jedoch zu Beginn des Jahres begonnen, den Leitzins schrittweise anzuheben. Dadurch sind auch die Zinsen der Studierendenkredite enorm angestiegen. Etwa 102.000 Darlehensnehmer:innen sind seitdem mit einem Zins von 5-7% belastet, für 67.000 beläuft dieser sich sogar auf über 7%.

    Dies ist ein Rekordhoch. In absoluten Zahlen handelt es sich dabei um 100 bis 200 Euro im Monat, während der monatliche studentische Haushalt durchschnittlich zwischen 600 und 700 Euro beträgt. Von der Differenz sollen die Kreditnehmer:innen außerdem noch Miete, Ausgaben für die Ausbildung sowie Lebensmittel bezahlen. Unmöglich unter den vorherrschenden Umständen.

    Weitere Belastung als Nachspiel der Corona-Pandemie und Inflation

    Während der Corona-Pandemie wurde die Aufnahme von Krediten bei der KfW von der Bundesregierung aktiv beworben. Zu dieser Zeit fielen viele studentische Aushilfstätigkeiten, um Geld während Ausbildung oder Studium zu verdienen – etwa in der Gastronomie – weg. Die Zahlungen der Bundesregierung waren unzureichend, um das finanzielle Überleben der Betroffenen abzusichern.

    Dieser Umstand holt diese nun knapp drei Jahre später in Verbindung mit steigender Inflation ein. Bei steigender Miete und steigenden Lebensmittelpreisen erhöhen sich inflationsbedingt auch der Leitzins und damit die geforderten Zinszahlungen. Diese belaufen sich in ihrer Gesamtsumme auf mehr als zwei Milliarden Euro. Und im Herbst erwarten Expert:innen bereits eine weitere Zinsanhebung durch die EZB.

    Keine Hilfe der Bundesregierung

    Umso ignoranter erscheint vor diesem Hintergrund die prompte Zurückweisung des Hilfsgesuchs der Betroffenen durch die Bundesregierung. Diese verweist schlicht auf die Zuständigkeit der KfW in dieser Frage, und die KfW ihrerseits verweist auf die Variabilität des Kapitalmarkts – Schuld oder Verantwortung möchte jetzt niemand übernehmen. Seit den Zinserhöhungen ist deshalb die Nachfrage nach den Studierendenkrediten schon um 15% eingebrochen – trotz gleichbleibender Studierendenzahlen.

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