`
Samstag, April 27, 2024
More

    Keine Gesundheitsfachkräfte an Berliner Schulen mehr? Sozialkürzungen zeigen Folgen

    Teilen

    Ein Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung von Schüler:innen im Berliner Bezirk Lichtenberg soll den Sparmaßnahmen der Hauptstadt zum Opfer fallen. Doch an den Schulen regt sich Widerspruch.

    Im Berliner Stadtteil Lichtenberg ist jedes 3. Kind von Armut betroffen. Im Schulalltag hat das sichtbare Folgen, zum Beispiel auch in Form von gesundheitlichen Problemen. Um diesem Missstand zu begegnen, hatte die Bezirksverwaltung ein Projekt zur Anstellung von Gesundheitsfachkräften an 6 ausgewählten Schulen gestartet. Die Stellen der Krankenpflegerinnen sind jedoch jetzt bedroht, weil der Senat die Weiterfinanzierung verweigert.

    Die Initiative für das Pilotprojekt kam aus dem Bereich “Kinderarmutsprävention” bei der Bezirksverwaltung. Seit die Stellen im Oktober 2022 eingerichtet wurden, gab es viel positive Resonanz: Lehrer:innen berichten, dass die Kinder die „Schulkrankenschwester“ schnell liebgewonnen hätten und diese auch eine konkrete Entlastung für die Lehrkräfte darstellen würden.

    Von Bauchweh bis zu chronischen Erkrankungen

    Dass Armut direkte Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist schon lange bekannt: Viele der Kinder auf den Lichtenberger Grundschulen klagen zum Beispiel über Zahnprobleme oder leiden an Übergewicht – eine Folge von unausgewogener Ernährung. Bei vielen Kindern sorgt außerdem ein latenter Stress für Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Bauchschmerzen. Besonders die Kinder mit chronischen Krankheiten brauchen deshalb besondere fachliche Betreuung, die die Lehrkräfte nicht zusätzlich leisten können.

    Spezialisierte Gesundheitsfachkräfte können hier Abhilfe schaffen, wie man schon von Modellprojekten aus Brandenburg und Sachsen weiß. Als erster Bezirk in Berlin wollte nun Lichtenberg das Konzept erproben. Hierfür wurde zunächst eine Laufzeit bis Ende 2023 angekündigt. Die Hoffnung des Bezirks, der mit 220.000 Euro für die Einrichtung der Stellen in Vorkasse gegangen war, dass der Senat die Finanzierung übernimmt, wurde aber enttäuscht. Nun droht das vorzeitige Aus.

    Noch keine endgültige Entscheidung gefällt – Schulen kämpfen um den Erhalt der Stellen für Gesundheitskräfte

    Schon mit dem Doppelhaushalt 2023/24 hatte der Berliner Senat massive Kürzungen im sozialen Bereich beschlossen. Dadurch ist die Fortführung des Lichtenberger Pilotprojekts akut gefährdet. Die Initiator:innen hatten aufgrund der positiven Resonanz schon an eine Ausweitung gedacht: für alle rund 50 Schulen in Lichtenberg hätte man 50 Stellen, wenigstens aber 25 Stellen benötigt.

    Die Schule am Roederplatz in Lichtenberg will deshalb das vorzeitige Ende des wertvollen Projekts nicht hinnehmen. Auch die Bezirksverwaltung würde das Projekt gerne weiterführen und stellte sogar eine weitere befristete Finanzierung in Aussicht.

    Es bleibt also spannend. Doch schon jetzt zeigt sich im Zögern des Senats die Prioritätensetzung der Stadtregierung um Kai Wegner bei der Haushaltsplanung: Den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales kommt hierbei ganz offensichtlich kein hoher Stellenwert zu.

    Mehr lesen

    Perspektive Online
    direkt auf dein Handy!

    Weitere News