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Samstag, April 27, 2024
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    Unfälle auf einer Großbaustelle in Hamburg: Betriebstote sind einkalkuliert

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    Im Überseequartier in der Hamburger HafenCity starben gestern bei einem Arbeitsunfall vier Arbeiter. Die Bauherren sowie Lokalpolitiker:innen sprechen von einem Unglück. Doch Todesfälle am Arbeitsplatz werden von den Unternehmern immer wieder in Kauf genommen. – Ein  Kommentar von Mohannad Lamees.

    Als am Morgen des 30. Oktobers auf der Großbaustelle im südlichen Überseequartier in Hamburg ein Baugerüst im 8. Stock eines Aufzugschachtes zusammenstürzte, starben vier Arbeiter. Mehrere weitere wurden schwer verletzt. Die Ursache für den Zusammensturz des Gerüstes ist noch unklar. Spekuliert wird aber über eine Überlastung der Plattform durch dort gestapelte Baumaterialien.

    Den Angehörigen der toten bulgarischen Arbeiter wird nun von Politiker:innen und Unternehmer:innen ihr Beileid ausgesprochen. Auch Medien berichten überregional. Doch tatsächlich handelt es sich bei dem Vorfall nicht einfach um eine „Unfall-Tragödie“, wie zum Beispiel der Sender RTL beklagte. Wir dürfen diese Todesfälle nicht als ein – von den migrantischen Arbeiter:innen freiwillig eingegangenes – Berufsrisiko verstehen, sondern müssen sie als Folge von fehlenden Arbeitsschutzmaßnahmen und Arbeitshetze betrachten. Denn vor allem das Leben von migrantischen Arbeiter:innen wird von Unternehmern und Konzernchefs immer wieder aufs Spiel gesetzt, wenn Schutzmaßnahmen systematisch zurückgebaut werden, um möglichst viel Profit zu generieren und sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.

    “Auf den Straßen von Bruckhausen und Marxloh hört man oft, dass der Tod von Refat keine Ausnahme ist”

    Auf der Prestige-Baustelle im Hamburger Überseequartier soll derzeit innerhalb weniger Jahre ein komplett neues Quartier mit Einkaufstower und Hotels aus dem Boden gestampft werden. Dass dafür offenbar Sicherheitsstandards nicht eingehalten werden, zeigte sich bereits während einiger anderer Unfälle. Erst Anfang September waren vier Arbeiter von einem Gerüst gestürzt und hatten lebensbedrohliche Verletzungen erlitten. Und auch in anderen Betrieben kommt es immer wieder zu tödlichen Arbeitsunfällen, so zum Beispiel vor einem Jahr mit dem Tod eines Leiharbeiters bei Thyssen Krupp in Duisburg.

    Wir sollten derartige Todesfälle deswegen konsequent als das bezeichnen, was sie sind: Arbeitsmorde. Arbeitsmorde stellen heutzutage leider keine Ausnahme dar, sondern sind fester Bestandteil kapitalistischer Produktionsweise. Akzeptieren wir also nicht, dass Arbeiter:innen wegen fehlender Sicherheit und Hetzerei sterben, sondern fordern wir die kapitalistischen Unternehmen jedes Mal auf, Rechenschaft abzulegen!

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