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Samstag, April 27, 2024
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    Uni Leipzig lädt AfD-Politiker ein: 1.000 Menschen beim Gegenprotest

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    Jedes Jahr im Oktober zum „Höhepunkt des akademischen Jahres“ hält die Universität Leipzig eine Immatrikulationsfeier ab. Anfang dieser Woche wurde jedoch bekannt, dass auch Leipziger AfD-Politiker eingeladen worden waren. Schnell formierte sich lauter Gegenprotest, bei dem am Mittwoch die Notwendigkeit eines konsequenten Antifaschismus betont wurde. – Perspektive Online war vor Ort und berichtet.

    Der diesjährige Semesterstart an der Universität Leipzig lief ganz offensichtlich anders ab als gewohnt. Noch im letzten Jahr waren unter anderem die Rede der Rektorin und eine Gesprächsrunde mit dem Student:innenrat Höhepunkte des Programms, doch diesmal hatten – zumindest für die erste halbe Stunde – Studierende aus dem Publikum das Wort.

    Denn aus den Rängen des voll besetzten Saals im Leipziger Gewandhaus kommen immer wieder kritische Zurufe, die Rektorin wird mehrmals unterbrochen und überlässt schließlich einem Erstsemester-Studenten das Rednerpult. Später wird auch ein Banner gegen die AfD im Saal platziert, es kommt zu großem Applaus und spontanen Rufen von Parolen. Hintergrund der Aktion war, dass sich auch lokale Politiker der AfD vom mittlerweile aufgelösten völkisch-nationalistischen „Flügel im Publikum befanden. So zum Beispiel Alexander Wiesner, der auch Kreisvorsitzender der rechtsextremen “Jungen Alternative” ist.

    Rund 1.000 Menschen beim starken Gegenprotest vor dem Gewandhaus

    Diese Informationen waren der Öffentlichkeit in dieser Form zunächst nicht bekannt, erst durch die Bekanntgabe des “Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverbands” (SDS) konnte zum Gegenprotest aufgerufen werden. Diesem folgten bis zu 1.000 Menschen, fast vier ganze Stunden gab es ein vielfältiges Programm aus Redebeiträgen und Sprechchören.

    Der SDS Leipzig betonte dabei, dass durch die Einladung der AfD der Eindruck erweckt werde, „Hass und Hetze“ seien nur eine normale Meinung unter vielen weiteren. Die “BIPoC-Hochschulgruppe Leipzig” – eine Hochschulgruppe von schwarzen und anderen nicht-weißen Studierenden: Black, indigenous People_and People of Color – wiederum wirft der Universität vor, „ihre Gesichter“ für Vielfalt und Diversität zu gebrauchen, während sie gleichzeitig „genau jene Politiker*innen der AfD ein[lädt], die wie kaum eine andere Partei“ für Hass und Diskriminierung gegenüber Migrant:innen stehen würde.

    Im Kampf gegen den Faschismus gibt es kein ‚neutral‘!“

    Die Universität Leipzig äußerte sich in entsprechenden Kommentaren auf Instagram und in Pressemitteilungen zu den Vorwürfen und berief sich auf „parteipolitische Neutralität“. Diese Entschuldigung wurde wiederum von mehreren Redner:innen als scheinheilig empfunden, so beispielsweise von der Frauenorganisation “ZORA Leipzig” oder dem neugegründeten “Sozialistischen Studierendenkollektiv”.

    Letztere stellten dabei heraus, dass es – auch ganz abgesehen von der AfD – gerade für Studierende „nichts zu feiern“ gäbe. So steigen die Mieten in Leipzig überdurchschnittlich hoch, während gleichzeitig das BAföG um mehrere hundert Millionen Euro gekürzt wird. So müsse man sich auch gegen die „pseudoprogressive Ampelregierung“ stellen und gleichzeitig hervorheben, dass es „im Kampf gegen den Faschismus … kein ‚neutral‘“ gäbe.

    Eine Analyse, die nicht zuletzt auch das Uni-Orchester zu teilen scheint: Sie brachten an Notenständern und Instrumenten Zettel mit der Aufschrift „Uni ohne AfD!“ an und positionierten sich klar gegen die Raumnahme dieser Partei. Der Chor der Universität machte dies noch direkter und verließ noch vor Beginn der Feierlichkeit das Gewandhaus, um ein kurzerhand umgedichtetes Musikstück gegen die AfD vorzutragen – nur einer von vielen Momenten, den die Demonstrierenden als besonders unterstützend aufnahmen.

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