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Sonntag, April 28, 2024
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    Plagiatsvorwürfe gegen SZ: Rechtes Portal NIUS gab den Auftrag

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    Nach Plagiatsvorwürfen gegen die Journalistin Föderl-Schmid hat sie versucht, Selbstmord zu begehen. Ein Gutachten zu “Plagiatsfragmenten” in ihrer Doktorarbeit wurde dabei vom rechten Nachrichtenportal NIUS in Auftrag gegeben. Das von Julian Reichelt gegründete Unternehmen hetzt regelmäßig gegen Geflüchtete und trans Menschen.

    Die Vize-Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, wurde am 8. Februar als vermisst gemeldet, die Polizei fand sie dann am nächsten Tag unterkühlt am Fluss. Nach aktuellen Informationen hatte sie wohl die Absicht, ihr Leben zu beenden. Kurz zuvor hatte sie sich als Vizechefin aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Grund dafür waren Plagiatvorwürfe zu ihrer Doktorarbeit sowie zahlreichen journalistischen Artikeln aus ihrer Feder..

    Medieninsider berichtete bereits im Dezember, dass sie in ihren Artikeln Quellen von Nachrichtenagenturen nicht als solche gekennzeichnet habe. Neben diesen schwerwiegenden Plagiatvorwürfen gegenüber der SZ wurde auch Föderl-Schmids Dissertation überprüft. Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber von der Universität Salzburg wurde vor kurzem beauftragt, diese auf Plagiate zu prüfen.

    Nun hat sich herausgestellt, dass Stefan Weber den Auftrag vom rechten Medienunternehmen NIUS erhielt. Dieses hatte ihm mehrere tausend Euro für die Recherche geboten und ihn laut Informationen des SPIEGEL auf ein abgestimmtes ‘Wording’ festgelegt. Mit den Anschuldigungen zu ihren Artikeln soll Weber jedoch nichts zu tun gehabt haben.

    Rechte Propaganda bei NIUS

    NIUS ist seit Juli 2023 online und bekannt dafür, rechte bis faschistische Inhalte zu verbreiten. Finanziert wird NIUS hauptsächlich vom Milliardär Frank Gotthardt, der wiederum Verbindungen zur CDU hat. NIUS ist als neue Plattform damit relativ erfolgreich. Die Videos auf YouTube bekommen immer wieder einige hunderttausend Klicks.

    Der prominenteste Teil von NIUS ist Julian Reichelt, der 2021 wegen Vorwürfen mehrerer Frauen zu sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch seinen Posten als Chefredakteur der BILD-Zeitung verlor. Die Auseinandersetzungen mit Springer gehen seitdem immer weiter.

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    Auf NIUS hat Reichelt ein eigenes Format, in dem er regelmäßig rechte Verschwörungstheoretiker zu Gast hat, die gegen Geflüchtete hetzen oder den Klimawandel leugnen. Die rechte Aktivistin Eva Vlaardingerbroek unterstützte beispielsweise in einem Film, der viele Falschinformationen über Covid-19-Impfstoffe verbreitete. Doch nicht nur die Gäste verbreiten Falschmeldungen. Das Portal selbst fabriziert z.B. Stories über Geflüchtete, die sich angeblich sehr teuer in Deutschland die Zähne machen lassen würden.

    Ein Fokus des Portals liegt zudem auf transfeindlicher Hetze. Die ebenfalls von BILD übergelaufene Kolumnistin Judith Sevinç Basad moderiert unter anderem eine von NIUS geplante 90-minütige Doku mit dem Titel „Trans ist Trend“. Darin werden laut queer.de „Unwahrheiten über transgeschlechtliche Kinder, erfundene Vorwürfe der Holocaustleugnung, Falschinformationen über geschlechtsangleichende Operationen und Geraune über Pädosexuelle als vermeintlicher Teil der queeren Community“ verbreitet.

    Kritik an SZ ist legitim

    Dass sich ausgerechnet ein Medienunternehmen wie NIUS für Transparenz in Sachen Journalismus einsetzt, resultiert jedoch weniger aus dem eigenen Anspruch auf Qualitätsjournalismus. Das eigene Geschäftsmodell basiert darauf, den Ruf der Konkurrenz zu schädigen.

    Gleichzeitig macht das die Kritik an der SZ bezüglich Plagiaten nicht illegitim. Zudem hatte die SZ als Reaktion auf die Anschuldigungen Email- und Telefondaten von Mitarbeiter:innen von Medieninsider durchsuchen lassen, um Hinweise auf einen möglichen ‘Plauderer’ zu bekommen. Dieses Vorgehen wurde auch von Reporter ohne Grenzen kritisiert.

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