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Sonntag, April 28, 2024
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    Die Preisentwicklung in Deutschland: Inflation nimmt weiter zu

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    Die Preise steigen weiter: +2,5 Prozent zusätzlich zu dem hohen Ausgangswert von 8,7 Prozent (Februar 2023). Obgleich die Teuerungen von Januar auf Februar 2024 leicht um -0,4 Prozent zurückgingen, hält die Wirtschaftskrise an – doch auch Proteste und Streiks häufen sich. Die einzelnen Entwicklungen in der Übersicht.

    Im Februar 2024 betrug die Inflation in Deutschland 2,5 Prozent. Das heißt, dass ein durchschnittlicher Einkauf vergangenen Monat um +2,5 Prozent teurer war als bereits vor einem Jahr, also im Februar 2023. Damals betrug die Inflation bereits 8,7 Prozent. Wenngleich 2,5 Prozent also wenig erscheinen mögen, darf nicht vergessen werden, dass es sich um eine weitere Steigerung der hohen Inflation von Februar 2023 handelt.

    Gleichzeitig ist die Inflation hierzulande, d.h. der Wertverlust des Euros gegenüber den Preisen in Deutschland, im Vergleich zum Vormonat (Januar 2024) um 0,4 Prozent zurückgegangen. Eine Abwärtsspirale scheint also tatsächlich vorerst aufgehalten zu sein.

    Preisentwicklung bei Energie und Lebensmitteln

    Die Energiepreise sind im Vergleich zum Februar 2023 um -2,4 Prozent gefallen. Damals befand sich die deutsche Energiewirtschaft nach der vorangegangenen kapitalistischen Überproduktionskrise von 2018/19, der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg auf einem Tiefpunkt.

    In ganz Europa können sich Millionen Menschen das Heizen nicht mehr leisten

    Trotz der im Januar 2024 weggefallenen „Preisbremsen” für Energieprodukte und der ebenfalls ab Januar 2024 auf die Preise für fossile Brennstoffe (Kraftstoffe, Heizöl und Erdgas) wirkende Erhöhung der CO2-Abgabe lagen die Energiepreise im Februar 2024 dennoch um -2,4 % niedriger als im Vorjahresmonat. Der Preisrückgang bei Energie wirkte sich damit auch dämpfend auf die allgemeine Inflationsrate aus.

    Schaut man sich jedoch die einzelnen Energiepreise an, so werden deutliche Unterschiede sichtbar: Die Preise für Haushaltsenergie gingen von Februar 2023 bis Februar 2024 um -3,6 % zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnten die Verbraucher:innen vor allem von günstigeren Preisen für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (-11,2 %), aber auch für Strom (-7,9 %) und für Erdgas (-7,5 %) profitieren. Kraftstoffe verbilligten sich im gleichen Zeitraum um -0,4 %. Dagegen waren einige Energieprodukte teurer als ein Jahr zu vor, zum Beispiel leichtes Heizöl (+2,2 %) und vor allem Fernwärme (+21,7 %).

    Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Februar 2024 um 0,9 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Sie trugen damit zur anhaltenden Inflation bei, jedoch weniger stark als zuvor. Der Preisanstieg für Nahrungsmittel nimmt allmählich ab (November 2023: +5,5 %; Dezember 2023: +4,6 %; Januar 2024: +3,8 %). Erstmals seit November 2021 lag der Preisanstieg im Bereich Nahrungsmittel jetzt im Februar 2024 unter der allgemeinen Inflationsrate von 2,5 %.

    Von Februar 2023 bis Februar 2024 wurden vor allem frisches Gemüse (-10,6 %) und Molkereiprodukte (-5,1 %) günstiger. Etwas günstiger als ein Jahr zuvor waren Speisefette und Speiseöle (-0,9 %). Im Einzelnen stand jedoch hier dem merklichen Preisrückgang bei Sonnenblumenöl, Rapsöl und Ähnlichem (-21,0 %) ein enormer Preisanstieg bei Olivenöl (+50,8 %) gegenüber. Deutliche Preisanstiege gab es währenddessen auch bei Süßwaren (+9,9 %), Obst (+5,7 %) und Getreideprodukten (+3,5 %).

    Kerninflation  bei 3,4 %

    Im Februar 2024 lag die Inflationsrate ohne Energie bei +3,1 % und die Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energie bei +3,4 %. Diese Kenngrößen verdeutlichen gleichzeitig, dass die Teuerung in anderen Güterbereichen insgesamt über der Gesamtteuerung lag. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex’ ohne Nahrungsmittel und Energie gegenüber dem Vorjahresmonat, häufig auch als „Kerninflation” bezeichnet, hatte im Januar 2024 ebenfalls +3,4 % betragen.

    Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich von Februar 2023 bis Februar 2024 um 1,8 % und lagen damit unterhalb der Gesamtteuerung: darunter die Verbrauchsgüter um 1,3 % und die Gebrauchsgüter um 2,6 %. Einige Waren wurden dabei überdurchschnittlich teurer, u.a. gebrauchte Autos (+8,7 %), alkoholfreie Getränke (+7,2 %) sowie alkoholische Getränke und Tabakwaren (+6,1 %). Günstiger wurden dagegen z.B. Mobiltelefone (-5,2 %) und Computer, etc. (-4,1 %).

    Die Preise für Dienstleistungen insgesamt lagen im Februar 2024 um 3,4 % über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das bereits seit Mai 2023 gültige „Deutschlandticket” dämpfte auch im Februar 2024 den Preisanstieg bei Dienstleistungen. Insbesondere verbilligten sich die kombinierten Tickets für Bahn, Bus und Ähnliches (-23,3 % gegenüber Februar 2023).

    Weiterhin bedeutsam für die Preisentwicklung bei Dienstleistungen waren die Nettokaltmieten mit einem Preisanstieg von 2 %. Einige andere Preise für Dienstleistungen erhöhten sich jedoch überdurchschnittlich, insbesondere die Preise für Versicherungen (+9,8 %), für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen (+7,2 %) sowie für die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+7,1 %).

    Die allgemeine Lage der deutschen Wirtschaft

    Die Lage ist also weiterhin sehr angespannt und ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Dies wird von den Prognosen der „Commerzbank” vom November 2023 sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) verdeutlicht. Demnach ist ein Schrumpfen der Wirtschaft um -0,5 Prozent dieses Jahr zu erwarten.

    Hinzu kommt die Krise in der Wohnungsbaubranche, was unter anderem an den erhöhten Baukosten und den Kürzungen von Förderprogrammen liegt. Dadurch besteht nur eine geringe Attraktivität für Investor:innen und Bauherr:innen, neue Bauprojekte zu finanzieren. Gleichzeitig investiert der Staat wesentlich mehr in die Bundeswehr als in den Wohnungsbau.

    Spürbar ist die Wirtschaftskrise für Arbeiter:innen außerdem ganz direkt bei dem Abbau von Stellen und durch die über die letzten Jahre stattfindenden Reallohnsenkungen. Vom Stellenabbau sind allen voran die Baubranche und die Zeitarbeiter:innen betroffen. Jedoch gibt es auch in traditionell gut bezahlten Branchen einen Rücklauf bei den Stellenausschreibungen. Davon sind besonders das Personalwesen, die Software-Entwicklung, das Marketing und das Projektmanagement betroffen. Hier sind Stellenausschreibungen um 22 bis 31 Prozent zurückgegangen.

    Schließlich litt die deutsche Wirtschaft zuletzt unter den Konsequenzen der israelischen Angriffe auf Palästina. So werden durch Attacken der Huthis im Roten Meer weiterhin Transportwege erschwert, was die Warenkosten weltweit erhöht. Dass dies der deutschen Kapitalist:innenklasse schadet, zeigt die Reaktion des deutschen Staats: Im Rahmen der EU-Militäroperation „Aspides“ wurde die Bundeswehr-Fregatte „Hessen“ ins Rote Meer geschickt. Derzeit ist dort noch keine Entspannung der Lage – und damit hier keine Entlastung der Märkte – zu erwarten.

    Prognose und Perspektive

    Auch wenn die leicht sinkende Inflationsrate als positiver Trend bewertet werden kann, befinden wir uns noch immer in einer schweren Wirtschaftskrise. Von einer extrem hohen Inflation der letzten Jahre auf ein etwas niedrigeres Niveau zu sinken, ist noch keine wirkliche Verbesserung. Eine solche wird den Prognosen zufolge auch im Verlauf dieses Jahres nicht eintreten.

    Es ist daher eher davon auszugehen, dass sich im Rahmen dieser Krise und der Auswirkungen der weltweiten Kriege auf Deutschland die Angriffe der hiesigen Kapitalist:innenklasse auf die Arbeiter:innenklasse verstärken werden. Jedoch zeichnet sich hier eine für die internationale Arbeiter:innenklasse positive Entwicklung ab, denn die Anzahl und Intensität der Proteste und Streiks nehmen weltweit zu.

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